TurfTimes:
Ausgabe 358 vom Donnerstag, 12.03.2015
Wer im Gestüt Röttgen den Stall der Deckhengste betritt, dem fallen zahlreiche Siegerschärpen auf, dekorativ hinter Glas platziert. Sie tragen die Namen von im Österreichischen Derby erfolgreichen Hengsten, ein Rennen, das Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts ein festes Ziel der Röttgener war. Die Schärpen werden in hohen Ehren gehalten, das Rennen war nicht nur in jener Zeit ein bedeutendes Ereignis im europäischen Kalender. Und oft auch ein finaler Aufgalopp für Hamburg, für viele deutsche Pferde, Zank etwa gewann 1964 in beiden Ländern. Schaut man etwas weiter zurück, so gab es zwischen 1942 und 1944 in schwierigen Jahren Ticino, Allgäu und Nordlicht, die in Horn und Wien erfolgreich waren. Das Österreichische Derby hat eine um ein Jahr ältere Geschichte als das deutsche Pendant.
Das Rennen wird wohl auch 2015 stattfinden, zum 147. Mal. Es war aber ein ziemlicher Kraftakt, denn nachdem Frank Stronach in seiner Heimat ein eher befremdliches politisches Engagement eingestellt hatte, drehte er auch dem Magna Racino in Ebreichsdorf den Geldhahn zu. Ganze drei Renntage werden 2015 dank der dortigen Besitzervereinigung jetzt noch in Österreich abgehalten, immerhin, aber warum man dann dort noch Pferde halten soll, erschließt sich inzwischen nicht mehr. Zu lange waren die Wohltaten des Milliardärs aus Kanada als Selbstverständlichkeit hingenommen worden. Die Freudenau, eine der traditionsreichsten und in der Ausmessung großzügigsten Rennbahnen Europas liegt brach, seit Jahren schon, eine Handvoll Pferde werden dort trainiert. Eine österreichische Zucht existiert in dieser Form logischerweise nur noch in einem kaum noch wahrzunehmenden Bereich. Eine große und lange rennsportliche Tradition endet in einem kaum noch wahrzunehmenden Mikro-Rennsport.