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Aufgalopp 703

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 703 vom Freitag, 28.01.2022

Wer Geburtstag hat, der bekommt a) etwas geschenkt und muss b) einen ausgeben. Der deutsche Galopprennsport wird 2022 stolze 200 Jahre alt, doch ob es Geschenke gibt, erscheint eher zweifelhaft. Von wem auch? Zumal der Zustand des Geburtstagskindes auch nicht der beste ist, es lebt, aber es schwächelt, an ein Ableben ist zwar nicht zu denken, doch vor vielen Jahren, die Älteren werden sich vielleicht noch erinnern, war es noch kraftstrotzender, lebendiger.

Wenn Punkt a) vermutlich abgehakt werden kann, der Geburtstagstisch leer bleibt, geht es zu b) weiter. Wenn dem Dachverband Glauben geschenkt werden kann, soll eigentlich das ganze Jahr über gefeiert werden, in Düsseldorf, in Köln, ganz besonders im August in Hoppegarten. Und etwas überraschend hat sich jetzt auch noch Bad Doberan für entsprechende Jubiläumsfeierlichkeiten in Stellung gebracht. Das gemeine Rennsportvolk wird davon eher nichts haben, von Geburtstagsboni für die Aktiven, deutlich höheren Rennpreisen etwa, ist uns nichts bekannt.

Doch könnte diese andauernde 200-Jahr-Feier, zahlenmäßig schon bemerkenswert, eine Chance sein. Vom Aufmerksamkeitswert ist der Rennsport immer mehr an den Rand gedrängt worden, er spielt medial, aus vielerlei Gründen, nur noch eine untergeordnete Rolle. Das Jubiläum böte die Möglichkeit, sich mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen wieder in Stellung zu bringen. Sich auch bei der Politik als publikumsstarke Sportart – Corona-Bedingungen lassen wir mal außen vor – zu präsentieren. Waren noch vor Jahrzehnten Präsidenten, Kanzler und Minister häufige Gäste bei den Großereignissen, so kommt heutzutage oft nicht einmal die zweite Reihe. Das kann geändert werden, gerade in einem solchen Jahr. Das Geburtstagskind müsste einmal, um es mit einem fast schon abgenutzten Begriff zu umschreiben, geboostert werden. 2022 bietet dafür die beste Möglichkeit.

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