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Zahlenspiele des internationalen Turfs

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Turf aktuell

TurfTimes: 

Ausgabe 454 vom Donnerstag, 09.02.2017

Vor zwei Wochen haben wir uns im Turf Times Newsletter ausführlich mit den Regeln zur Erstellung der TRC Global Rankings beschäftigt (Link zum Beitrag). Heute wollen wir einen Blick auf den aktuellen Stand dieser internationalen Ranglisten des Galoppsports für die Kategorien Jockeys, Trainer, Besitzer und Deckhengste werfen und dabei nicht die Top-Platzierungen betrachten, sondern auch nach dem Verbleib der besten deutschen Vertreter bei diesem internationalen Vergleich fahnden.

Jeweils die internationale TOP 500 in den vier Kategorien wird jede Woche aktualisiert und unter diesem Link (TRC Global Rankings) veröffentlicht. Die primär an europäischen Prüfungen beteiligten Turf-Aktiven haben im Winter stets einen gewissen Nachteil, da bei der Ranglistenerstellung die aktuellen Resultate stärker einfließen als die zeitlich weiter zurückliegenden Erfolge, so dass die Winterpause der Gruppe-Saison in den europäischen Turf-Nationen sich hier auswirkt. Umgekehrt macht sich dieser Effekt in unserem Sommer bei den australischen Turf-Aktiven bemerkbar.

Die unumstrittene Nummer Eins bei den Jockeys ist Ryan Moore (1074 Punkte), dessen Vorsprung von aktuell 24 Punkten auf den Australier Hugh Bowman (1050) trotz des saisonalen Nachteils für den Iren immer noch sehr beachtlich ist. Elf bzw. neunzehn Punkte hinter Bowmann liegen mit Frankie Dettori (1039) und Christophe Soumillon (1031) zwei in Europa stationierte Jockeys, die ab Frühjahr den Abstand zu dem Australier wieder verkürzen werden. Auf Rang 5 der Liste steht mit dem aus Venezuela stammenden Javier Castellano (1029) nicht nur der bestplatzierte US-Jockey, sondern auch der mit 509 Ritten in den internationalen Gruppe-Prüfungen der letzten drei Jahre auf diesem sportlichen Level meistbeschäftigte Reiter. Nur ein gutes Drittel dieser Rittzahl weist der aus Italien stammende, mittlerweile vorwiegend in Japan aktive Mirco Demuro auf, doch ist er in seinen Rennen so erfolgreich, dass es mit 1022 Punkten zu Rang 6 reicht. Der direkt hinter ihm platzierte Australier James McDonald wird seine Top Ten Platzierung schon bald verlieren, da er eine 18monatige Sperre absitzen muss. Die erst vor sechs Wochen ausgesprochene Bestrafung aufgrund der unerlaubten Abgabe einer Wette über einen Strohmann wirkt sich noch nicht so stark auf seine Ranglistenplatzierung aus, da der zuvor als Stalljockey für Godolphin in Australien tätige McDonald mit zahlreichen Erfolgen in den letzten Jahren eine enorme Punktezahl (1017) verdient hatte. Noch liegt McDonald knapp vor Joao Moreira (1014), dem aus Brasilien stammenden unumstrittenen Star der Jockeyszene in Hongkong. Die letzten beiden Plätze der Top Ten sind in den USA stationierten Jockeys vorbehalten. Rang 9 geht an den schon 51jährigen „Big Race Mike“ Smith (1010), der seinem Spitznamen auch in der derzeitigen US-Wintersaison wieder alle Ehre macht und nicht nur durch den Erfolg im Pegasus World Cup seinen Punktestand in den letzten Wochen erhöhen konnte. Der in Frankreich ausgebildete Florent Geroux (1009), der schon seit zehn Jahren als Jockey in den USA tätig ist, beschließt die Top Ten und gleichzeitig die Gruppe der Jockeys, die mehr als 1000 Punkte aufweisen.

Diese Marke von 1000 Punkten wurde bei der Schaffung des komplizierten Regelwerks als Schallmauer für die internationale Elite angesehen und die Punktevergabe so konstruiert, dass in den einzelnen Kategorie möglichst nicht mehr als Dutzend diese Schallmauer durchbrechen. Die besten in Deutschland stationierten Jockeys liegen derzeit weit unter der 1000-Punkte-Marke. Immerhin drei haben es in die Top 100 geschafft: Eduardo Pedroza (962 Punkte/Rang 38), Andrasch Starke (937/65) und Adrie de Vries (920/99). Den amtierenden Championjockey in Deutschland Filip Minarik findet man erst auf Rang 123 mit 912 Punkten.

In der Trainer-Kategorie liegen derzeit nur acht Vertreter ihrer Zunft oberhalb von 1000 Punkten. Darunter befindet sich erwartungsgemäß kein deutscher Vertreter. Andreas Wöhler (974/21), Jean-Pierre Carvalho (958/30), Markus Klug (934/68) und der bereits in den Ruhestand getretene Andreas Löwe (920/100) bilden das deutsche Quartett in den Top 100. Der in der Vergangenheit schon deutlich weit vorne platzierte Peter Schiergen (916) ist aktuell auf Platz 114 abgerutscht.

In ganz anderen Punkteregionen bewegt sich Aidan O’Brien und dominiert mit 1052 Punkten die internationale Szene. Lichtjahre hinter ihm mit einem Abstand von 30 bzw. 32 Punkten rangieren die beiden US-Trainer Chad Brown (1022) und Bob Baffert (1020) auf Rang 2 und 3. Chris Waller ist mit 1010 Punkte der erfolgreichste Australier auf Rang 4. Seine Schützlinge sind 864mal in den Gruppe-Rennen der letzten drei Jahre angetreten, so viele Starts auf diesem Level weist kein anderer Trainer auf, selbst O’Brien kommt „nur“ auf 656 Starts. Nur einen Punkt hinter Waller liegen der Brite John Gosden und US-Trainer Todd Pletcher auf einem geteilten 5. Platz. Einen weiteren Punkt zurück rangiert mit Darren Weir (1008) ein weiterer Australier auf Platz 7. Das Oktett der internationalen Top-Trainer oberhalb von 1000 Punkten beschließt der in Hongkong beheimatete John Moore dahinter mit 1003 Punkten.

Genau zehn Einträge - und damit wieder eine klassische Top Ten bildend – umfasst die Liste der erfolgreichsten Besitzer mit einer Punktezahl oberhalb von 1000 Punkten. Sie wird angeführt von Coolmore (1085) mit deutlichem Vorsprung vor Godolphin (1063) und Al Shaqab (1049). Dieses vordere Besitzer-Trio agiert international mit großen Vollblut-Armadas in allen wichtigen Turf-Nationen. Auf Rang 4 und 5 findet man mit Juddmonte (1036) und Hamdan Al Maktoum (1032) Besitzer, die mit einer kleineren Zahl an Vollblütern konstant sehr erfolgreich operieren. Ihre Farben sieht man gelegentlich auch einmal auf einer deutschen Rennbahn, während die japanische U Carrot Farm (1021) auf dem 6. Platz hierzulande ein unbeschriebenes Blatt ist. Ganz anders sieht dies mit dem auf Rang 7 gelisteten Aga Khan (1018) aus. Den grünen Renndress mit den roten Schultern dürfte wohl jeder deutsche Turf-Fan kennen. Der 75jährige Hajime Satomi, ein höchst erfolgreicher japanischer Industrieller, belegt Rang 8 in der Besitzer-Katgeorie der TRC Global Rankings. Seine Vollblüter bescherten ihm 1012 Punkte und damit genau einen Punkt mehr als das australische Peters Investments Pty Ltd Syndikat, das von Bob Peters in West Australien betrieben wird. Die Top Ten beschließt mit der unter Sunday Racing Co Ltd firmierenden Besitzerangabe das japanische Yoshida-Vollblutimperium, das es derzeit auf 1009 Punkte bringt.

Auch in der Besitzer-Kategorie befindet sich ein deutsches Quartett in den Top 100, auch wenn erneut die 1000-Punkte-Schallmauer für deutsche Besitzer weit entfernt ist. Der Stall Ullmann (967/52), die gemeinschaftlichen Aktivitäten von Klaus Allofs und dem Gestüt Fährhof (964/57), Darius Racing (961/69) und das Gestüt Schlenderhan (960/73) sind im Ranking verzeichnet. Eine Zusammenfassung der rennsportlichen Unternehmungen des Stalles Ullmann und des Gestüts Schlenderhans würden die Platzierung des besten deutschen Vertreters in der internationalen Rangliste verbessern, doch lässt sich der Effekt nicht präzise quantifizieren.

Nur fünf Deckhengste schaffen bei dem Bewertungssystem der TRC Global Rankings einen Punktwert oberhalb von 1000 Punkten. Die Spitzenposition von Galileo (1041) dürfte niemanden überraschen. Sein Vorsprung vor dem dahinter platzierten Japaner Deep Impact (1031) ist in den letzten Monaten allerdings geschrumpft. Mit Dubawi (1029) rangiert ein zweiter Europäer in dieser illustren Liste auf Rang 3 deutlich vor dem bestplatzierten US-Deckhengst Tapit (1009) und dem so gerade noch die Schallmauer erreichenden Shamardal (1000) aus der irischen Godolphin-Filiale des Kildangan Studs.

Dass es in dieser Kategorie nur zwei aktuell in Deutschland stationierte Deckhengste in die Top 100 geschafft haben, kann angesichts der schwierigen Situation des deutschen Deckhengstmarkts wenig überraschen. Nur Soldier Hollow (968/30) und Adlerflug (965/37) sind unter den besten 100 Vollblutvererbern gelistet. Der vor mehr als vier Jahren verstorbene Monsun rangiert noch um einiges höher. Er ist dank der Erfolge von nur noch 22 in den letzten drei Jahren in internationalen Gruppe-Rennen gelaufenen Nachkommen immer noch mit 986 Punkten auf Rang 10 zu finden.

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