TurfTimes:
Ausgabe 668 vom Freitag, 14.05.2021
Es war eine mehr als ereignisreiche Woche. Mit fünf Frühjahrsklassikern in drei verschiedenen Ländern innerhalb von 24 Stunden konnte man relativ gut beobachten, wie die Corona-Ära den Rennsport in den letzten Monate verändert hat. An einem Renntag werden jetzt Top-Rennen gelaufen, die früher auf den ganzen Monat verteilt waren. Zwei klassische Rennen auf der selben Tageskarte, ergänzt durch ein oder zwei Grand Prix-Rennen für ältere Pferde, sind in Prag, Bratislava oder Budapest inzwischen längst zur Routine geworden. Für die Zuschauer der Internet-Streams und Online-Wetten bedeutet es attraktiven Sport, andererseits ist es mit so vielen Höhepunkten schwieriger allen Top-Ereignissen die Aufmerksamkeit zu widmen, die sie verdienen würden.
Die ersten zwei klassischen Rennen in Bratislava endeten formgemäß mit tschechischen Siegen. In den als Jarná cena kobýl gelaufenen 1000 Guineas (1700 m, 20.000 Euro) kam die bisher ausschließlich auf der All-weather Bahn in Lyon la Soie gelaufene Syrenka (Literato) aus dem Training von Václav Luka jr. und in den Farben von Westminster Race Horses von Marian Ziburske zu einem Kanter-Sieg. Die Stute bestätigte ihr französisches Rating 34 und löste sich unter Václav Janácek in der Zielgerade locker um vier Längen. Den zweiten Platz sicherte sich die aus der eigenen Zucht von Werner Ithaler stammende Emirate’s Flight (Sidestep) vor Thamna (Star Poker).
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Auch in den 2000 Guineas – Velká jarná cena (1700 m, 20.000 Euro) setzte sich der Favorit durch. Petarda (Free Eagle) gewann für Besitzer Jirí Charvát und Trainer Pavel Tuma bereits das klassische Trial im April und diesmal ließ er den Gegnern keine Chance. Als Jan Verner auf den Knopf drückte, stürmte der für das Slowakische Derby nachgennante Hengst zu einem leichten Sieg um vier Längen. Als Einzige konnte ihm die zum dritten Mal startende Besiberri (Twilight Son) das Wasser reichen und auch die Stute des Stalles Leram könnte im Sommer in einem der Derbys zu sehen sein. Adriano (Elvstroem) belegte als bester Slowake den dritten Rang, der von Dieter Brand gezogene Aidensfield (Guiliani) folgte auf dem soliden vierten Platz und wird sich an diesem Sonntag auch im tschechischen Pendant versuchen.
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Mit einer unerwarteten Erfolg der einheimischen Zucht endeten die tschechischen 1000 Guineas – Jarní cena klisen (1600 m, ca. 21.600 Euro) in Most. Noch 200 Meter vor dem Ziel sah es so aus, dass die in drei Starts ungeschlagene Devoir Rien (Olympic Glory) die erste Stute seit 2007 sein würde, die sowohl den klassischen Trial, als auch die 1000 Guineas gewinnt. Mit großem Endspeed kam aber die Außenseiterin Solemeena (Shamalgan) mit Petr Foret und siegte nach hartem Kampf um einen Hals. Die dritte Sparkle Shout (Red Jazz) folgte mit zwei Längen Abstand vor der Winterkönigin Muguruza (Footstepsinthesand).
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Trainer Václav Luka jr. feierte somit ein bemerkenswertes Double, da er sich während eines Wochenendes die 1000 Guineas in beiden Teilen der ehemaligen Tschechoslowakei holte. Solemeena stammt aus dem einzigen tschechischen Jahrgang des einstigen Pferdes des Jahres und Gr.1 Sieger Shamalgan (Footstepsinthesand), der den Großteil seiner Karriere im Training von Arslangirei Shavuyev verbrachte und nach einer Decksaison im mährischen Strelice wieder nach Frankreich zurückgekehrt ist. In den Farben des Besitzers und Züchters von Solemeena Martin Bláha, des Präsidenten der tschechischen Besitzervereinigung, lief bereits die Mutter Serena.
Ein packender Endkampf war auch im Budapester Hazafi Díj (1600 m, ca. 7.900 Euro) zu sehen. Die im bedeutenden Zweijährigen-Rennen Szent László Díj erfolgreiche Diadora Sts (Power) hatte unter Zdenko Smida lange einen knappen Vorsprung, wurde aber kurz vor der Ziellinie von der stark anziehenden Envious (Mayson) mit Jozef Parigál passiert. Für die Stute der Trainerin Szandra Berghoffer war es beim vierten Start der erste Karrieresieg. Dritte wurde Miss Mystery (Sir Prancealot).
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In den ungarischen 2000 Guineas Nemzeti Díj (1600 m, ca. 11.200 Euro) gab es eine Zweierwette von Stanislav Georgiev, wobei aber der Trainer selbst auf dem zweitplatzierten Tervel (Kodi Bear) saß und der leichte Sieger Eggi’s Choice (Fascinating Rock) von Jaroslav Línek geritten wurde. Der Hengst aus dem Besitz des Stalles Dr. Hammersberg, in dessen Farben einst der spätere Gr.2 Sieger Tour To Paris (Fuisse) startete, lief dem Rest um fünf Längen davon und siegte im Stil eines besseren Pferdes. Arhimed (Elzaam) festigte mit dem dritten Platz seine Position in der Jahrgangsspitze.
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Einiges tat sich auch auf der Grand Prix-Szene der älteren Pferden. Das 2020 ungeschlagene Pferd des Jahres in der Slowakei Opasan (French Navy) startete in die neue Saison im gut besetzten Großen Mai-Preis (2400 m, 7.000 Euro) in Bratislava. Mit seinem ständigen Reiter Radek Koplík blieb er aber in der langsam gelaufenen ersten Hälfte zu weit hinter dem führenden Killwort (Elusive Pimpernel) und obwohl er dann mit einem großen Schlussakkord kam und in der kurzen Zielgerade viel Boden gut machte, fehlte ihm eine Nasenlänge. Im Sattel des siebenjährigen Siegers, dessen bisher größte Erfolg ein Kategorie 2- Rennen war, ritt Jaromír Safár ein cleveres Rennen. Auf dem dritten Platz meldete sich Markoni LP (Glavalcour) nach einer längeren Verletzungspause zurück.
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Auch in Budapest kam es zu einer überraschenden Niederlage eines lokalen Stars. Der auf ungarischem Boden bisher ungeschlagene Blazing Comet (Frankel) musste sich im Batthyány-Hunyády Díj (1600 m, ca. 8.500 Euro) mit dem fünften Platz zufrieden geben, 8 1/2 Längen hinter der souveränen Golden Sea (Born To Sea) mit Stanislav Georgiev.
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Martin Cáp, Prag