Das Gastspiel in Dresden war nicht nur kurz, es war auch unaufgeregt. Westminster Eagle machte seine Sache nicht schlecht aber gegen seine bereits schon sehr routinierten Kollegen, konnte er nicht viel ausrichten. Australian Spirit zeigte sich zwar noch sehr unbedarft aber sie sollte, wie auch ihr Stallgefährte, auf dieser Reise einiges gelernt haben.


Firma Johannsmann stand schon auf dem Parkplatz, SwitschPepper Snow und Nauplia saßen auf ihren gepackten Koffern, Pia Küppers und Pavel Kaluza waren vorsorglich in warme Winterjacken gehüllt und alle warteten auf eine Nachricht aus München. Wir hätten zwar noch gerne einen Start der drei Pferde gesehen, hatten aber schon Bedenken, was die Reisedauer bei so später Abfahrt an einem Freitag Richtung Bayern betrifft und so konnten wir die Absage dann doch ganz gut verschmerzen.


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Westminster EagleWestminster EagleAustralian SpiritAustralian Spirit

Ist ein Pferd Start-Ziel Letzter, bricht niemand in Jubel aus. Wir auch nicht aber zumindest hat Anissa schon mal die erste wichtige Herausforderung gemeistert und ihren Startplatz bezogen. Nachdem die Stute von Simon Stokes zurückgekommen war, musste sie auch weiterhin üben aber ihr Betreuer Kevin Gately hatte das Gefühl, die Begeisterung ihn regelmäßig zu sehen, hielt sich irgendwann in Grenzen. Nichtsdestotrotz waren aber immer Fortschritte zu erkennen. War die Geschichte an der Maschine für Anissa bestimmt schon aufregend genug, bekam sie leider gleich nach dem Start einen Buff und verlor kurz die Beine. Das sollte etwas Vertrauen gekostet haben und so richtig war die Stute danach nicht mehr zu motivieren. Aber alles in allem geht das für uns in Ordnung und beim nächsten Start in Dortmund sieht das hoffentlich schon anders aus.


Bei Wonderful Art hätten wir gerne eine etwas offensivere Taktik gesehen aber dafür fehlte Eddie unterwegs einfach das Gas. Auch als die Beiden in die Gerade kamen, sah das nicht besonders vielversprechend aus aber die Stute entwickelte dann doch noch viel Biss und konnte sich bis auf den zweiten Platz nach vorne kämpfen. Aber egal wie rum man den Schuh anzieht, „wonderful“ war die Saison definitiv nicht.


Kurz bevor der Zug Turfsaison 2024 endgültig abgefahren ist, springen noch ein paar Debütanten auf um nächstes Jahr gleich von Beginn an zu wissen, um was es geht. Im 101. Dresdner Jugendpreis versuchen Westminster Eagle und Australian Spirit ihr Glück und auch wenn die Beiden optisch nicht viel gemein haben, zeichnet beide ein sehr nettes Wesen aus. So, wie es mit der Kinderbetreuung am besten passte, stieg Hana Hypsmanova nach Mutterschutz und Elternzeit irgendwann wieder in den Sattel und es musste auf jeden Fall Raposa sein, die ihr an die Lottafel gesteckt wurde. Seit Hanna allerdings das erste Mal auf Westminster Eagle saß, hat die Fährhoferin Konkurrenz bekommen und muss sich die Hana's Zuneigung nun mit dem Hengst teilen. Als dieser nach Ravensberg kam, konnte er mitunter ziemlich stoffelig sein aber davon ist nichts mehr zu spüren und wenn man beobachtet, wie er mit durchhängendem Führzügel hinter Hana hertrottet, sieht das eher nach einem Spaziergang mit einem großen, gemütlichen Hund als nach einem wilden zweijährigen Hengst aus. Fragt man Betreuerin Jennifer Knorrenschild nach Australian Spirit, kommt wie aus der Pistole geschossen:“Sie ist gewachsen.“ und das war auch wirklich wichtig. Als die Protectionist-Tochter und rechte Schwester zu Amazing Grace, ihre Zelte auf Ravensberg aufschlug, war sie ein echt kleines und zartes Mädchen. Man ließ sie dann einfach noch länger die Zeit auf der Koppel genießen und fing erst später mit ihr an. Sie ist zwar immer noch keine Riesin aber mittlerweile passt ihr auch eine normale Deckengröße. Spirit ist ein sehr freundliches und umgängliches Wesen, hat aber durchaus auch Spaß daran, dann und wann mal richtig einen aus dem Keller zu holen. Und das natürlich am liebsten wenn Jenny nicht damit rechnet. So richtig geknallt hat es dieses Jahr bei unseren Zweijährigen noch nicht und auch wenn wir natürlich nichts dagegen hätten, würde es das tun, warten wir ab, was die zwei Protagonisten morgen auf die Beine stellen.


In der Regel sind es Pferde aus eigener Zucht, die für Gestüt Ravensberg an den Start gehen aber vor zwei Jahren hat sich Henner Delius auf der Jährlings-Auktion dann doch mal für ein „fremdes Gewächs“ entschieden – Anissa, einer Lord of England-Tochter aus der Antonym. Eine sehr attraktive Stute, auch Talent scheint vorhanden aber Kopf und Körper waren nie so richtig im Einklang und so verbrachte sie auch einige Zeit bei Simon Stokes zur Schulung an der Startmaschine. Morgen im Rennen des Winzerkellers Auggener Schäf ist es aber endlich soweit und Anissa wird das erste Mal Seide tragen. Da sie im wahrsten Sinne des Wortes ein spätes Mädchen ist, warten wir einfach mal ab, wie alles so läuft.


Wie ein Lichtblick wirkte Wonderful Art's zweiter Platz zuletzt in Halle und in der Hoffnung, es könnte eventuell noch heller werden, sehen wir die Stute im Preis des Extra Tipp am Sonntag nochmal am Start. Wir hoffen, sie hat jetzt endlich Tritt gefasst und kann das Jahr noch versöhnlich ausklingen lassen.


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Von Herrn Klaus O. wurde moniert, wir hätten keine Lust auf Nachschau wenn die Pferde schlecht laufen und wir würden es bei den Vorschauen mit der Wahrheit nicht so genau nehmen. Seit über 15 Jahren gibt es während der Saison kontinuierlich Woche für Woche Berichte und auch meist aktuelle Fotos der Protagonisten. Das sind hunderte von Texten und Fotos, mit denen wir interessierte Menschen an unserem Leben mit den Pferden teilhaben lassen und für deren Erstellung unzählige Stunden neben einem normalen Arbeitstag draufgehen. Und wenn dann mal eine Vorschau oder Nachschau fehlt – darüber kann sich nur jemand aufregen, der genau den gleichen Aufwand betreibt. Thema Unwahrheiten bei den Vorschauen. Welchen Sinn oder welchen Zweck hätten diese und was genau ist damit überhaupt gemeint? Die Vergangenheit hat gezeigt, dass der Trainer mit seinen Einschätzungen meist gut dabei ist. Dass man aber von einem Laufen auch mal angenehm oder unangenehm überrascht wird, das ist der Sport, Herr O.


Meist ist es ja eher andersrum aber bei Albarola kann man sagen, sie lief exakt so, wie man sich das im Vorfeld gedacht hatte und wir sind mit der Art und Weise, wie die nicht ganz einfache Stute alles gehändelt hat, sehr zufrieden. Und uns hat gefallen, dass sie zum Schluss noch Zähigkeit bewies und nicht aufstecken wollte. Die längere Fahrt mit dem Transporter, Übernachtung in fremder Umgebung und all die anderen ungewohnten Dinge waren wichtige Erfahrungen für das Mädchen und nächstes Jahr hat sie dann – auf längerer Distanz – schon ein gutes Rüstzeug.


Es hat sich leider so ergeben, dass Quiara unterwegs schon ein etwas aufwendiges Rennen hatte und sich zudem auch recht eifrig zeigte. So fehlte in entscheidender Phase der letzte Kick aber die Stute ließ trotzdem nicht locker und genau diese Charaktereigenschaft bietet auch für die kommende Saison noch einige Perspektiven. Nun sind die Eisen runter und Quiara hat ihren Winterurlaub angetreten.


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Es hat nicht mit allen geklappt, die man noch gern am Start gesehen hätte aber die Ittlingerin Albarola zog schön durch und soll nun im Preis der MIG-Fonds schon mal etwas für die kommende Saison lernen. Die Best Solution-Tochter war zu Beginn eine echte Herausforderung, die es sich selbst und ihren Betreuern lange Zeit nicht leicht machte. Aber Michaela Musialova fand trotzdem Gefallen an der Stute und nahm sich ihrer an. Giftig kann Albarola durchaus noch werden aber die Zusammenarbeit der Beiden klappt gut und so ist Mischa natürlich morgen auch am Führzügel. Die Distanz könnte etwas zu kurz sein aber zumindest sollte der Boden in München noch nicht auf der schweren Seite sein und alles in allem wird die Stute von dieser Reise und Erfahrung sehr profitieren.


Gegen Albarola ist Quiara natürlich schon ein alter Hase, auch wenn man das nicht unbedingt glauben kann wenn sie sich mal wieder benimmt wie Pumuckel und die Geduld ihres Reiters Miladin Stanarevic auf die Probe stellt. In den Farben der Sächsischen Galopp-Union wird sie morgen im Preis der Allianz Tierversicherungen versuchen, das letzte Ergebnis wieder richtig zu stellen. Da hat es ihr in der Startmaschine einfach zu lange gedauert, sprang verspätet ab und das Rennen war gelaufen. Ist sie morgen richtig auf Zack, ist sie auch mit guten Chancen unterwegs.


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... und es flossen viele Tränen als Firma Johannsmann damals mit allen verfügbaren Transportern an den Stallungen der Bremer Rennbahn vorfuhr und klar war, jetzt heißt es wirklich Abschied nehmen.


Der gemeinsame Traum, Vater und Sohn zusammen auf einer privaten Trainingsanlage, konnte durch den frühen Tod von Adolf Wöhler nicht verwirklicht werden aber er war nicht vergessen und so wollte es der Trainer eben alleine stemmen. Bis sich die Möglichkeit auftat, Gestüt Ravensberg von Familie Delius zu pachten, mussten allerdings viele Frösche geküsst werden und die Suche zog sich fast zwei Jahre hin. Abgesehen davon, dass die Ablösesumme für Equipment und Investitionen schon sehr stolz war, musste auch sonst noch einiges repariert und gestaltet werden, der überdachte Trabring wurde sogar komplett neu errichtet. Das alles wäre finanziell für uns nicht zu realisieren gewesen und so wurde die Stiftung Gestüt Fährhof, sowie Dr. Andreas Jacobs mit ins Boot geholt. Auch wenn das natürlich kein Geschenk war, wäre es ohne die Hilfe der Stiftung und Dr. Jacobs nicht möglich gewesen, Ravensberg zu übernehmen und dafür gilt ihnen unser Dank.

Am 31.10.2004 wurde in Bremen mit Polish Magic der letzte Sieger vor Ort gesattelt. Wie ein Ausrufezeichen in Besitz von Hubertus Großkreutz, von Beginn an ein enger Freund und loyaler Unterstützer der Familie Wöhler. Am nächsten Tag war es dann Zeit, das Vertraute hinter sich zu lassen. Nicht nur, dass man nach 32 Jahren mit Bremen einfach sehr verwurzelt war, es blieben auch einige langjährige Mitarbeiter zurück, die schon längst mehr Freund als Angestellter waren aber aus familiären Gründen nicht mit nach Ostwestfalen wechseln wollten.

Der Umzug am 01. November war generalstabsmäßig geplant. Bereits Wochen vorher wurde jedes einzelne Teil, das sich im Laufe der Jahrzehnte angesammelt hatte, in die Hand genommen und entweder entsorgt oder für den Umzug bereit gelegt. Vieles fand dann schon den Weg nach Gütersloh und nur das Nötigste blieb bis zum Schluss. Am Tag der Abreise wurde für jedes Pferd ein beschriftetes Paket mit dessen persönlichen Sachen wie Decken, Putzbeutel etc geschnürt und vor dem Transporter platziert, in dem es die Reise antreten sollte. Wie am Fließband wurden alle Pferde verladen und danach ging es im Konvoi Richtung Ravensberg. Ein Teil der Mannschaft war bereits vor Ort, nahm die Ankömmlinge in Empfang und verteilte sie in den schon vorher ausgewählten Boxen. Auch wenn einiges erleichtert wurde da wir Personal von Peter Rau übernommen hatten, welches natürlich über Erfahrung mit den Gegebenheiten verfügte, war es anfangs schon sehr abenteuerlich. Als Mieter von Boxen auf einer Rennbahn wechselt man vielleicht gerade mal die Glühbirnen selber aus aber plötzlich ist man für zig Stallgebäude, Mitarbeiterwohnungen, Pflege von Sand- und Grasbahn, die Instandhaltung eines Fuhrparks, Koppeln, die eigene Wasserversorgung und 30 Hektar Land verantwortlich. Bereits im Sommer 2004 hatten wir noch zusätzlichen Grund gepachtet um der Grasbahn die Größe zu verpassen, die dem Trainer vorschwebte und bei dieser Gelegenheit lernte man auch schon einige der Nachbarsbauern kennen. In den ersten Jahren war der große Erfahrungsschatz von Alfons Große-Witteler, genannt Don Alfonso, unverzichtbar und heute sind es Norbert Becker und Michael Schalück, die immer einen guten Tipp für die Grünpflege haben, bei der Umsetzung eines Projekts helfen oder genau über die Maschine verfügen, die gerade benötigt wird. Nach vielen Jahren des learning by doing, ist der Trainer mittlerweile ein echter Profi, bedient jede Maschine, gibt keine Ruhe bis alles so ist, wie er es sich vorstellt oder die Sache zu Ende gebracht hat und das werden dann schnell auch 14Std.-Tage. Noch heute sind wir manchmal direkt fassungslos, mit welcher Naivität wir dieses Unterfangen begonnen haben.

Aber nicht nur menschlich ging alles schnell einen guten Weg, auch sportlich gesehen, waren die letzten 20 Jahre eine sehr schöne und inspirierende Zeit mit vielen tollen Pferden. Drei Derbys, fünf Siege in der Diana, die King George VI and Queen Elizabeth Stakes und der Melbourne Cup, um nur einige Highlights zu nennen, zeugen von den guten Trainingsbedingungen und waren Lohn für die ungezählten Stunden, die man neben all der anderen Arbeit, in die Pflege der Anlage investierte. Auch die kleine Zuchtabteilung mit Stuten der Familie Delius und dem Rennstall Wöhler agierten durchaus erfolgreich, immerhin konnten mit Waldpark und Isfahan zwei Derby-Sieger gestellt werden.

Gestüt Ravensberg, die zwar schon etwas ältere aber immer noch sehr schöne Lady, ist uns sehr ans Herz gewachsen und auch wenn es stets irgendetwas zu reparieren oder zu ersetzen gibt, macht uns das abwechslungsreiche Leben mit den Pferden, Menschen und der Natur immer noch viel Freude. Diese zwei Jahrzehnte hier auf dem Hof mit all den schönen aber leider auch tragischen Momenten in einen Text auf diese Seite packen, würde den Rahmen sprengen aber als Fazit kann man sagen - nach Ravensberg zu gehen war die beste Entscheidung.

Mit 82 Jahren wird der Trainer wahrscheinlich keine Lottafeln mehr stecken und so können wir auch nicht sagen, auf die nächsten 20 Jahre aber ein paar mehr sollen es schon noch werden und wir möchten uns an dieser Stelle bei allen Mitarbeitern, Besitzern und Helfern bedanken, die die letzten zwei Jahrzehnte auf Ravensberg mitgestaltet haben und uns auch in den nächsten Jahren noch begleiten.

Waldpark mit Jozef Bojko Derby 2011  Foto RühlWaldpark mit Jozef Bojko Derby 2011 Foto RühlIsfahan mit Dario Vargiu Derby 2016  Foto RühlIsfahan mit Dario Vargiu Derby 2016 Foto Rühl
Laccario mit Eddie Pedroza Derby 2019  galoppfoto.deLaccario mit Eddie Pedroza Derby 2019 galoppfoto.deFeodora mit Mirco Demuro Diana 2014 galoppfoto.deFeodora mit Mirco Demuro Diana 2014 galoppfoto.de
Turfdonna mit Eddie Pedroza Diana 2015  Foto Dr. J. FuchsTurfdonna mit Eddie Pedroza Diana 2015 Foto Dr. J. FuchsSerienholde mit Eddie Pedroza 2016  Foto Dr. J. FuchsSerienholde mit Eddie Pedroza 2016 Foto Dr. J. Fuchs
Palmas mit Eddie Pedroza Diana 2021 Foto RühlPalmas mit Eddie Pedroza Diana 2021 Foto RühlToskana Belle mit Kerrin McEvoy Diana 2022  Foto Dr. J. FuchsToskana Belle mit Kerrin McEvoy Diana 2022 Foto Dr. J. Fuchs
Novellist mit Johnny Murtagh in den King George 2013  galoppfoto.deNovellist mit Johnny Murtagh in den King George 2013 galoppfoto.deProtectionist mit Ryan Moore Melbourne Cup 2014 Foto Victoria RacingProtectionist mit Ryan Moore Melbourne Cup 2014 Foto Victoria Racing