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NH Round Up: Die Trials für Cheltenham

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 301 vom Donnerstag, 30.01.2014

Er kam, er sah, er siegte – nicht. Das Comeback des Pferdes, dem die NH-Fans am vergangenen Wochenende wohl am sehnsüchtigsten entgegen fieberten, verlief zwar über weite Strecken wie gewünscht, am Ende sollte es dann leider doch nicht zur erhofften Sieg reichen.

Der Reihe nach: Am letzten Wochenende im Januar steht traditionell der „Trials“-Day in Cheltenham an, für viele Pferde tatsächlich der letzte Start vor dem Festival. Nach 420 Tagen einer verletzungsbedingten Pause markierte der Samstag vor allem die Rückkehr von Big Buck's in der Cleeve Hurdle, zuvor in 18 Steher-Hürdenrennen ungeschlagen. Eine Sehnenverletzung hatte die lange Pause bedingt, für viele Pferde an diesem Punkt der Karriere (Big Buck's ist nun 11) durchaus das endgültige Ende der Laufbahn. Doch Besitzer Andy Stewart und Trainer Paul Nicholls sind noch nie einer Herausforderung ausgewichen, und so standen schon früh die Zeichen auf Rückkehr.

Nachdem zuerst die Jockey-Frage des Wallachs vor Wochenfrist für viele Kontroversen gesorgt hatte – Daryl Jacob als erster Mann am Stall hatte den Ritt indirekt abgelehnt – kam dann auch der Ritt des gewählten Jockeys Sam Twiston-Davies unter Kritik in den Medien und sozialen Netzwerken, nachdem Big Buck's, der aus dem Vordertreffen heraus traumwandlerisch sicher sprang, drei Sprünge vor Schluss die Führung übernahm, sich aber leider nie so recht vom Feld lösen konnte und auf dem sehr, sehr weichen Boden dann im Einlauf einfach müde wurde. Der alte Haudegen Knockara Beau, mit 66-1 natürlich der längste Außenseiter im Feld, konnte sich in einer äußerst engen Ankunft gegen At Fishers Cross und eben Big Buck's durchsetzen, der eine knappe ¾ Länge zurück seine erste Niederlage seit dem 1. Januar 2009 einstecken musste. Schock.

Knockara Brau (Bildmitte) schlägt At Fishers Cross (re.) und Big Buck's (li.). Foto: Toby Connors

Der Nimbus des Unbesiegbaren – dahin. Doch bei näherer Betrachtung kommt man nicht umhin, die positiven Aspekte des Rennens zu bemerken: Nicht nur war der Boden – wie auf allen Rennen am Wochenende – extrem schwer (tatsächlich haben die Regenmassen in England seit dem Wochenende kaum ein Hindernisrennen zugelassen), Big Buck's fehlte ein Rennbahn-Galopp (dies hatte Nicholls bereits am Morgen als seine größte Sorge angemerkt), es war nun einmal ein neuer Jockey an Bord, der nur lernen kann (Nicholls verwehrte sich nachdrücklich gegen Kritik am Ritt und nahm jede „Schuld“ für die Niederlage auf sich, Sam sei genau nach Order geritten), zudem gab der Wallach nicht unwesentlich Gewicht an seine Konkurrenten.

Der Sieger Knockara Beau, auch ein 11jähriger, ist ein Veteran der Szene, ein durchaus gutklassiges und sehr beständiges Pferd, der nun nach gefühlt 50 Auftritten in Cheltenham (tatsächlich war es sein 16. Start auf der Bahn) hier zum ersten Mal siegen konnte, sehr zur Freude von Jockey Jan Faltejsek, der seinem vierbeinigen Partner seit Jahren treu zur Seite steht und für die Ritte auf dem Pferd eigens aus Frankreich einfliegt, wo er am Stall von Guillaume Macaire tätig ist, und natürlich Trainer George Charlton, der inzwischen auch als Besitzer fungiert.  At Fishers Cross' Trainerin Rebecca Curtis war erleichtert, dass ihr Schützling endlich an die nach Vorjahresform erhoffte Form zumindest teilweise anknüpfen konnte, erkannte aber auch: „Ich finde, dass Big Buck's ein tolles Rennen gelaufen ist. Wäre er meiner, wäre ich sehr zufrieden.“  Knockara Beau wird nun über ein Rennen in Kelso den Cheltenham Gold Cup ansteuern, während At Fishers Cross und Big Buck's natürlich die World Hurdle ansteuern werden. 

Besonders wichtig war natürlich die Nachricht aus Ditcheat vom Sonntag, dass Big Buck's das Rennen ausgezeichnet weggesteckt habe und seine Beine „kühl und klar“ seien. Zerplatzt sind sicher die Hoffnungen von Reve de Sivola und Boston Bob, beide hatten eigentlich optimale Bedingungen und waren trotzdem deutlich geschlagen, sicher ein weiterer „positiver“ Aspekt der Leistung von Big Buck's. Vor allem der erstgenannte hatte sich bisher einige der Steher-Hürdenrennen der Saison sichern können, Trainer Nick Williams, dessen Tag mit dem so beeindruckenden Sieg von Le Rocher, nun sicher einem der heißen Favoriten für die Triumph Hurdle, so gut begonnen hatte, kann von dieser Leistung nur enttäuscht sein.

Erstmals mit Kapuze und halben Scheuklappen unterwegs: Der Black Sam Bellamy-Sohn Giant Polster aus Fährhof Zucht gewann sein zweites Black Type-Rennen über schwere Sprünge., Foto: Toby ConnorsDie Argento Chase, ein Trial für den Gold Cup, wurde eine Beute von The Giant Bolster, bei dem man sich erstmals unterschiedlichster Hilfsmittel (einer Kapuze (Hood) und halben Scheuklappen) bediente, zudem erhielt der Wallach in diesem eher schwachen Feld nicht unwesentlich Gewicht von Gegnern, die nicht eben unbedingtes Gold Cup-Format haben. Normalerweise kann diese Form gegen Pferde wie Bobs Worth und Silviniaco Conti nicht ausreichen, auch wenn Trainer David Bridgwater den Start im Gold Cup natürlich sofort als nächstes Ziel nannte.

Eigentlich war jedes Rennen in Cheltenham ein interessanter Pointer für das Festival, erwähnen muss man sicher noch Red Sherlock, einen wunderbar gezogenem Shirocco-Sohn aus der tollen Lady Cricket, selber elffache Siegerin im NH-Metier und bis in Grade 2 erfolgreich, wie ihr Sohn in den Farben der Johnson-Familie;  auch nach dem Tod von David Johnson existieren die Farben nach wie vor.

Der Shirocco-Sohn Red Sherlock. Foto: Toby Connors

Der weiche Boden scheint Nachkommen von Shirocco (siehe gesonderter Beitrag) besonders zu behagen, auch der letzte Sieger des Tages Lac Fontana stammt von ihm ab.

Und natürlich Annie Power. Ihr Start am gleichen Tag in Doncaster war auch heiß erwartet, und genauso erwartungsgemäß hatte sie mit ihren Gegnern in einen Grade 2 Stutenrennen über zwei Meilen 1/2f keinerlei Probleme. Die einzig echte Gegnerin Cockney Sparrow fiel, bevor es ernst wurde, Jockey Ruby Walsh, der nur für diesen Ritt nach Nord-England geflogen war, musste nicht einen Muskel rühren. Der Besitzer der Stute, Rich Richie (die Pferde laufen allerdings im Namen seiner Frau) hatte sich die Reise nach Doncaster auch nicht nehmen lassen, konnte jedoch im Interview wenig Erhellendes zum Festival-Ziel der Stute beitragen. Logischerweise kommt sicher nur die World Hurdle in Frage, wenn man denn auf die Dienste von Ruby Walsh nicht verzichten möchte; es ist mit momentanem Kenntnisstand kaum annehmbar, dass nicht Hurricane Fly (Champion Hurdle) und Quevega (Mares' Hurdle) reiten wird, die weiteren möglichen Ziele von Annie Power.

 

Eine weitere Leistung aus Doncaster, die nicht unerwähnt bleiben darf, war der Sieg des Doyen-Sohnes Valdez, ein bunter Fuchs, der Trainer Alan King den ersten Sieg nach der Zwangs-Schließung seines Stalles bescherte. King kämpft seit Monaten um seine Stallform und hatte mehr als drei Wochen lang überhaupt keine Starter, Valdez' Sieg war da sicher Balsam für die geschundene Seele seines Trainers. Der Wallach steuert nun die Arkle Chase an.

In der Sky Bet Chase, einem Listenrennen, verletzte sich der letztjährige Grand National Sieger Auroras Encore leider so schwer, dass seine Rennkarriere beendet ist.

Auch Irland hat sein Trials-Wochenende für Cheltenham, und das Zwei-Tages Meeting in Leopardstown zog eine große Zahl hochklassiger Pferde an, allen voran natürlich den unvergleichlichen Hurricane Fly , der in der Irish Champion Hurdle nicht nur genau die gleichen Gegner wie in seinem vorletzten Rennen schlug (allerdings kam Our Connor diesmal ungleich näher, und Ruby Walsh musste sich im Endkampf mächtig rühren; Trainer Willie Mullins hatte allerdings von einer leichten Hufverletzung Mitte der Woche gesprochen), der drahtige Wallach gewann sein 19 Grade 1 – Rennen über Hürden und geht völlig zu Recht als großer Favorit in der Champion Hurdle zu Cheltenham an den Start,  ein Rennen, das auch in diesem Jahr eines der Highlights des Festivals wird.

Hurricane Fly muss sich bei seinem 23. Sieg strecken. Foto: Toby Connors

Trifolium gewann für Gigginstown Stud die Grade 1 Novice Chase, der erste Grade 1 Erfolg für Bryan Cooper in diesen Farben, seit er vor rund einem Monat den Job als Stalljockey annahm und damit Davy Russell ersetzte.

Sandown an diesem Samstag, dann Newbury und Leopardstown eine Woche später sind die letzten wichtigen Stationen auf dem Weg nach Cheltenham – so das Wetter es zulässt; das Festival beginnt in diesem Jahr am 11.März. Bis dahin gilt es für die Trainer, die richtige Balance zwischen Starts, Fitness und Ruhepausen zu finden, bei den widrigen Wetterbedingungen, die seit Wochen auf der Insel herrschen, nicht eben leicht. Selbst der amtierende Champion Nicky Henderson muss sich Gerüchten erwehren, sein Stall leide unter einem Virus; Henderson betonte, dass zwar mehr routinemäßige Untersuchungen als gewöhnlich unklar ausfallen, aber alles Bestens sei mit seinen Stallcracks.                

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