TurfTimes:
Ausgabe 728 vom Freitag, 22.07.2022
Es ist eine von diesen Geschichten, die nur das Derby schreibt. Dem aus der eigenen Zucht des Besitzers Petr Karlík stammenden Gasparini (Eagle Top) hatte man am Anfang eigentlich nicht viel zugetraut. Seine Mutter Galantery (Tobougg), einst Zehnte im Prager 1000 Guineas, endete in Hindernisrennen und ihre zwei ältesten Nachkommen haben je einen Ausgleich V gewonnen. Gasparini zeigte aber schon zweijährig, dass er weitaus besser sein wird und nach dem dritten Platz im ersten größeren Derby-Trial im Mai hatte ihn Trainer Jan Demele aus dem mährischen Slusovice für das Tschechische Derby vorbereitet. Nachdem unerwartet vier Nachnennungen zum letzten Termin kamen, hatte es aber Gasparini nicht in das sechzehnköpfige Feld geschafft und gewann am Derby-Tag ein kleineres Rennen gegen ältere Pferde. Der Stall Tippler Group wollte es aber dennoch wissen und hatte den Hengst für das Slowakische Derby (2400 m, 40.000 Euro) nachgenannt. Am letzten Sonntag dann die Satisfaktion – Gasparini gewann unter Jirí Palík nach einem atemberaubenden Finish und bescherte den ersten Derby-Sieg auch für seinen Vater Eagle Top (Pivotal), der zusammen mit Amico Fritz (Fasliyev) im mährischen Strelice steht und aktuell seine ersten Dreijährigen aus seiner Zeit in Tschechien auf der Rennbahn hat.
Palík hatte auf Gasparini eigentlich keinen guten Rennverlauf. In der langsamen ersten Hälfte schaffte er es nicht, sich die Position zu sichern, die er wollte und ging in den letzten Bogen weit hinten in der Innenspur. Als sich in der kurzen Zielgeraden von Bratislava endlich eine Lücke öffnete, schien bereits der Favorit Darling In Pink (Outstrip) mit Václav Janácek enteilt. „Ich dachte mir, den können wir nicht mehr abfangen,“ sagte später Palík. Gasparini zeigte aber in den letzten 100 Meter einen enormen Speed und gewann doch noch um eine halbe Länge. Dritter wurde im knappen Einlauf der Schweizer Derbysieger Hello Hola Hay (Zarak), der ähnlich wie der Sieger groß in Schwung kam, aber vorher weite Wege gegangen ist. Eine kleine Sensation war der vierte Platz der einheimischen Stute Stratosferic (El Kabeir), der lange führende Ex-Röttgener Ariolo (Reliable Man) wurde noch Fünfter. Der vom Gestüt Görlsdorf gezüchtete slowakische Winterfavorit Goldschatz (Sea The Moon) übertraf mit dem sechsten Rang alle Erwartungen, hingegen der deutsche Teilnehmer Blue Lion (Lucky Lion) aus dem Training von Jan Korpas und in den Farben des Stalles Liegau musste sich nach einem Rennen von letzter Position mit dem neunten Platz zufrieden geben.
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Der große Tag in Bratislava wurde voll von Václav Janácek beherrscht. Im Derby selbst wurde zwar der spanische Champion knapp geschlagen, aber insgesamt kam er auf fünf Siege bei acht Starts. Da er diesmal vor allem für die slowakischen Ställe in den Sattel stieg, konnten sich die Zuschauer über eine Erfolgsserie der einheimischen Farben freuen. Im Zlatý pohár – Gold Cup (2600 m, 8.000 Euro) steuerte Janácek den vierjährigen Cape Crown (Zoffany) zum Sieg. Hinter dem Stallgefährten des Pferdes des Jahres Opasan wurde der vom Gestüt Westerberg gezogene Brilliant Star (Sea The Stars) etwas unglücklich Zweiter, dahinter sicherte sich den dritten Platz Arcturus (Fast Company).
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In der Bratislava Meile (1600 m, 8.000 Euro) wurde Janácek für die sechsjährige Lady Mazie (Excelebration) aus dem Stall Stangel Racing des ehemaligen erfolgreichen Springreiters Marián Stangel verpflichtet und sorgte für den bisher größten Erfolg der Stute. Die Halbschwester des Sprint-Champions Ponntos setzte sich um eine halbe Länge gegen Elsa (Olympic Glory) und Lailaho (Stormy Jail) durch.
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Im Stutenrennen Pat’s Music-Preis (2000 m, 8000 Euro) meldete sich nach einer schwächeren Form wieder die vierjährige Classa (Tamayuz), die von Václav Luka jr. für den tschechischen Besitzer Martin Bláha trainiert wird, zurück. Unter Jan Verner schlug sie die gut laufende Zariyannka (First Defence) und Mo My Dream (Martillo).
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In Prag wurde am vergangenen Samstag für die tschechischen Oaks geprobt. Das traditionelle Vorbereitungsrennen wurde zum ersten Mal als der Latina-Preis (2200 m, ca. 6.100 Euro) ausgeschrieben und sollte potentielle neue Namen finden, denn die besten dreijährigen Stuten blieben dem Rennen fern. Mit Jacinthe (Rajsaman) aus dem Stall MS Racing gab es trotzdem eine interessante Siegerin. Die erst zum zweiten mal herausgebrachte Stute wurde zweijährig für 6.000 Euro erworben und sollte ihre Karriere ursprünglich direkt in Hürdenrennen beginnen. Mangel an geeigneten Rennen und gute Arbeitsleistungen haben Trainer Lubos Urbánek zum Umdenken gezwungen und die Stute wird nun für das Oaks nachgenannt. Urbánek sattelte auch die zweitplatzierte Korvette (Lord of England) aus der Zucht des Gestüts Karlshof und feierte insgesamt seinen 100. Trainersieg. Gute Dritte wurde Whirl Wind Girl (Toronado).
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Martin Cáp, Prag