TurfTimes:
Ausgabe 839 vom Freitag, 18.10.2024
Es war eine Große Pardubitzer mit vielen Motiven und Randgeschichten. Zum diesjährigen 134. Jahrgang des berühmtesten tschechischen Rennens (6900 m, ca. 198.000 Euro), das genau vor 150 Jahren gegründet wurde, reiste mit dem von Gordon Elliott trainierten Coko Beach (Cokoriko) aus dem mächtigen Gigginstown House Stud nach vielen Jahren ein erstklassiges Pferd aus dem Ausland an. Das Rennen selbst blieb diesmal von großen Kollisionen und Verletzungen verschont und endete wegen einer Panne der Zielkamera zum ersten Mal in der Geschichte mit einem toten Rennen.
Als der lange führende Sexy Lord (Egerton) mit Jaroslav Myska und der Favorit Godfrey (Great Pretender) unter Jan Faltejsek Kopf an Kopf das Ziel passierten, war die Spannung unter den 20.000 Zuschauern enorm. Die Auswertung des Einlaufs dauerte lange Minuten. Wie am folgenden Tag der Jockey Club offiziell bestätigte, gab es ausgerechnet in diesem Rennen, das von zwei Millionen Fernsehzuschauern verfolgt wird, wegen Versagen des menschlichen Faktors kein Zielfoto und somit auch keinen Schlüssel, wie bei einem so knappen Einlauf den Sieger zu ermitteln war. Somit wurden laut Rennordnung beide Pferde als Sieger gekürt.
Der in Napajedla aufgewachsene Egerton-Sohn Sexy Lord wird von Martina Ruzicková trainiert und befindet sich im Besitz des kleinen Stalles HC Amphora-Hora. Für seinen hocherfahrenen Jockey Jaroslav Myska war es der erste Erfolg in der Großen Pardubitzer beim 22. Start. Der französische Halbblüter Godfrey stammt aus der eigenen Zucht des Besitzers Jirí Trávnícek, dessen Pferde unter dem Decknamen Pegas laufen und der in den letzten Jahren im französischen Haras de Beaufay für den Markt züchtet. In diesem Jahr machte er als Züchter des Gr.1-platzierten Rashabar (Holy Roman Emperor) auch auf der europäischen Szene Akzente. Godfrey, dessen Mutter Partoutatou (Ungaro) auch über Hindernisse erfolgreich war, wird von Dalibor Török auf der großzügigen Anlage Zhor unweit von Iglau trainiert. Török, bisher vor allem als Flachtrainer erfolgreich, gelang es kurzzeitig Jan Faltejsek, nachdem dessen letztjähriger Sieger Sacamiro (Camill) wegen einer Verletzung ausfiel, zu verpflichten. Der Meisterjockey festigte mit dem siebten Sieg seine Position in der Geschichte des Rennens, erfolgreicher ist nur der achtmalige Sieger Josef Vána.
Faltejsek zeigte sein Können und Routine vor allem hinter dem Taxis-Graben, wo direkt neben ihm der Stallkollege High In The Sky (Manduro) und Her Him (Kendargent) zu Fall kamen und Godfrey deswegen vor dem Sprung fast stehenblieb. Hinter dem Graben sah es schon so aus, dass sich Faltejsek nicht im Sattel halten wird, aber der tschechische Champion meisterte auch diese Situation, auch wenn er viele Längen eingebüßt hatte. Auf der Spitze arbeiteten inzwischen Sexy Lord zusammen mit Coko Beach, der unter Keith Donoghue ein tolles Rennen lief. Das zweite irische Pferd Streets Of Doyen (Doyen) wurde bereits am achten Sprung reiterlos und der für amerikanische Interessen laufende Jeremy Pass (Jeremy) wurde vom 20-jährigen Amateur-Reiter Teddy Davies nach dem 24. Hindernis angehalten.
Schon sah es so aus, als ob der dreimal in der Grand National gelaufene Coko Beach für die lokalen Favoriten gefährlich sein könnte, aber dann kam das letzte schwere Hindernis Havel-Sprung, wo der Schimmel einen Fehler machte und Donoghue verließ den Sattel. In der Zielgeraden fand Sexy Lord noch genügend Reserven, um der müden Konkurrenz davonzulaufen, dann kam aber der große Schlussakkord von Godfrey. 4 1/2 Längen hinter dem siegreichen Duo holte sich den dritten Platz der populäre Dulcar de Sivola (Assessor), der unter Thomas Beaurain auch zum sechsten Mal ins Ziel des berühmten Rennens kam und im Alter von 11 Jahren sein bisher bestes Resultat feierte. Auf den weiteren Plätzen endeten die 13-jährigen Star (Sternkönig) aus der Görlsdorfer Zucht und Talent (Egerton), die sich somit in ihrer Karriere verabschiedet haben. Josef Bartos war mit Santa Klara (So You Think) Sechster und das letzte Platzgeld ging an Del Rey (Pouvoir Absolu). Insgesamt schafften es 10 Pferde ins Ziel.
Martin Cáp, Prag