Es sind die Wochen des 38jährigen Jockeys Andrasch Starke. Derzeit gelingt dem in Köln beheimateten Ex-Champion mit festem Stalljockeyvertrag am Quartier von Peter Schiergen nahezu alles, für den eigenen Stall genauso wie für fremde Trainer. Auch der Saisonhöhepunkt des Münchener Galoppjahres am Sonntag mutierte zu Starke-Festspielen.
Im Großen Dallmayr-Preis (Gruppe I, 2000m, 155.000€) saß Starke im Sattel des frischgebackenen Derby-Siegers Pastorius, einem Schützling des in Krefeld beheimateten Trainers Mario Hofer, der derzeit auf seinen Stalljockey Terence Hellier aufgrund eines Mittelfußbruchs verzichten muss und daher für dieses Rennen einen anderen Jockey brauchte. Starke stand zur Verfügung und konnte acht Tage nach seinen historischen Ascot-Sieg mit Danedream gleich einen weiteren Erfolg in einer europäischen Top-Prüfung feiern, auch dieser mit historischem Alleinstellungsmerkmal.
Von seinen reiterlichen Fähigkeiten brauchte er in dieser Prüfung allerdings nicht viel zu zeigen, zu überlegen war Pastorius in dieser Konkurrenz und stellte dem aktuellen Derby-Jahrgang damit ein gutes Zeugnis aus. Mit acht Längen Vorsprung auf die auf verlorenem Posten stehenden Gegner gewann der im Besitz von Franz Prinz von Auersperg stehende Soldier Hollow-Sohn die Prüfung auf dem durch starke Regenfälle aufgeweichten Geläuf, das auch der Grund für die kurzfristige Abmeldung des Schiergen-Schützlings Theo Danon war. Erstmals siegte damit in Riem ein Derby-Sieger in dieser einzigen Mitteldistanz-Prüfung mit Gruppe I-Status in Deutschland, wobei es weder für Starke noch Hofer eine Premiere in dieser Prüfung war. Vor sechs Jahren war dasselbe Team mit Lord of England in diesem Rennen bereits siegreich. Für Bruno Schütz hatte der damals 23jährige Starke mit dem Rietberger Oxalagu bereits in den 90er Jahren gewinnen können. Auch mit Pastorius Vater Soldier Hollow gelang ihm 2007 in München der Sieg.
Zwei andere Derby-Sieger waren diesmal auch mit von der Partie und hätten ebenfalls für einen turfhistorischen Sieg sorgen können, doch weder Pastorius direkter Vorgänger Waldpark (Eduardo Pedroza) als Vierter noch der im italienischen Derby dieses Jahres siegreiche Münchener Lokalmatador Feuerblitz (Robert Havlin) einen halbe Länge dahinter als Fünfter hatten etwas mit dem Kampf um den Sieg zu tun.
Offen war ohnehin schon 400m vor dem Ziel allein die Frage, wer Zweiter hinter Pastorius werden würde, der zu diesem Zeitpunkt locker vor das Feld gezogen war und einem ungefährdeten Sieg entgegenstrebte. Der Titelverteidiger Durban Thunder (Martin Harley) hatte wie gewohnt sein Heil von der Spitze aus versucht, doch hatte Pastorius nach einem Rennen im Mittelfeld ihn früh in der Zielgerade leicht passiert. Auch der als Totofavorit angetretene Globetrotter Zazou (Andreas Suborics) hatte bei seinem zum Scheitern verurteilten Versuch, Anschluss an Pastorius zu halten, Durban Thunder zunächst passiert, doch gab sich der Titelverteidiger nicht geschlagen, sondern mobilisierte auf den letzten 100m weitere Reserven und fightete zurück. Mit seinem Kampfgeist sicherte sich der Schützling von Paul Harley ein Jahr nach seinem Überraschungserfolg diesmal ebenso überraschend Rang 2 vor Zazou. Dem Hickst-Schützling fehlte auch diesmal in der Endphase etwas der Biss.
Ohne bessere Momente in der Endphase blieb Stall Salzburgs Pakal (Karoly Kerekes), der anfangs kaum zu bremsen war und auch an 2. Stelle hinter Durban Thunder liegend nur schwer zu beruhigen war. Sein vorletzter Platz vor dem früh Notsignale sendenden King's Hall, in dessen Sattel Lennart Hammer-Hansen den nach dem Sturz aus dem Sattel von Madayan verletzten Adrie de Vries ersetzte, dürfte nicht dem Soll für den Schützling von Wolfgang Figge entsprochen haben.
Auch im Rahmenprogramm konnte sich Andrasch Starke zweimal als Sieger feiern lassen, einmal davon auch in einem der beiden Listenrennen des Tages. Im nur Stuten vorbehaltenen Dallmayr Coupe Lukull (Listenrennen, 1600m, 20.000€) gewann er eine Kampfpartie mit Gestüt Ebbeslohs Wolkenburg für seinen eigenen Stall vor der Schweizerin Pasalsa (Frederic Spanu) und Gestüt Görlsdorfs Soprana (Martin Harley). Die favorisierte Schlenderhanerin Ladyluve (Adrie de Vries) war nach einer Störung früh aus der Partie und ging aufgenommen als Letzte durch's Ziel.
Nur in der Dallmayr Prodomo Trophy (Listenrennen, 1400m, 20.000€) überließ Starke den Platz bei der Siegerehrung einem Kollegen, der von ihm gerittene Ammerländer Nordic Truce endete nur auf Rang 4. In dieser Fliegerprüfung setzte sich überraschend die 190:10 Außenseiterin Indian Cat aus dem Iffezheimer Quartier von Werner Hefter unter dem britischen Jockey Robert Havlin mit ihrem Speed gegen den favorisierten Arabian Falcon (Stephen Hellyn) durch. Rang 3 ging an den schon 7jährigen König Concorde (Filip Minarik), der mit dem Ostmann-Schützling Walero (Eduardo Pedroza) einen Ausreißversuch an der Spitze gestartet hatte, den Vorsprung allerdings nicht ganz ins Ziel retten konnte.