„Die Leute gehen zum Fußball, weil sie nicht wissen, wie es ausgeht“. Das hat Sepp Herberger einmal gesagt. Statt Fußball könnte auch Pferderennen eingefügt werden. 20.000 waren es, die auf die Grafenberger Rennbahn in Düsseldorf gekommen waren, zum 156. Henkel-Preis der Diana (beim Klick auf den Renntitel gibt es alle Infos inkl. Video unter Renndetails!), einem €500.000-Rennen für drei Jahre alte Stuten. Doch wer vorher den Namen Feodora als Siegerin prophezeit hätte, der wäre wohl kaum für voll genommen worden.
Doch im ostwestfälischen Spexard, einem Ortsteil von Gütersloh, werden sich ein paar Menschen die Hände gerieben haben. Es handelt sich um Mitarbeiter des dort ansässigen Trainers Andreas Wöhler, die am Dienstag die finale Trainingseinheit von Feodora beobachtet haben. Und dieses Training soll hervorragend gewesen sein. „Meine Leute werden schon ein paar Euro gewettet haben“, meinte Wöhler. Und sie haben gut verdient. Feodora, die im Besitz des Gestüts Etzean steht, gewann mit dem Italiener Mirco Demuro im Sattel den Henkel-Preis der Diana als 269:10-Außenseiterin gegen Diamond Dove und Longina, die klare Favoritin Wunder kam nach einem unglücklichen Rennverlauf nur auf den fünften Platz.
Erst vor einer guten Woche war Feodora im Stall von Andreas Wöhler eingetroffen, „es gab Unstimmigkeiten beim bisherigen Trainerteam in Frankfurt“, erklärte Christiane Weil-Dassbach. Deren Familie ist Eigner von Etzean, ein in Beerfelden im Odenwald liegendes Gestüt, Patriarch Heinz Weil verfolgte das Rennen daheim in Frankfurt via TV. „Deshalb haben wir uns entschieden, das Pferd kurzfristig zu Andreas Wöhler zu stellen“, fügte Weil-Dassbach an. Der neue Trainer wies die Glückwünsche denn auch fast schon zurück. „Wir haben dann nur noch das Fine-Tuning gemacht, die richtige Vorbereitung ist anderswo über die Bühne gegangen.“
Feodora hatte bislang überhaupt noch kein Rennen gewinnen können, hatte aber auch keine glückliche Saison, war gesundheitlich nicht ganz auf dem Posten. Mirco Demuro, ein Globetrotter in Sachen Turf, in diesem Jahr einige Wochen in Hong Kong und Japan im Einsatz, ritt ein risikoreiches Rennen, konzentrierte sich ganz auf die innere Spur und hatte Glück, dass er im entscheidenden Moment eine freie Passage hatte. „Das hat man nur Sekunden Zeit zu überlegen“, schilderte Demuro diesen Augenblick, „entweder gehe ich nach außen und verliere Schwung, oder ich bleibe innen und gehe das Risiko ein, dass ich keinen Platz habe.“ Der Routinier im Sattel, 33 Jahre alt, tat das Richtige und konnte schon früh eine Jubelpose einnehmen. „In dem Moment, in dem ich sie im Führring gesehen habe, wusste ich, dass wir eine gute Chance haben, das hat sich dann auch als richtig erwiesen“, meinte er noch, „und sie ist dann auch mit den Bedingungen bestens klar gekommen.“
Rang zwei ging an Diamond Dove, die aber letztlich dafür verantwortlich dafür war, dass die Favoritin Wunder nicht gewonnen hat. Denn sie kam der Konkurrentin in der Zielgeraden in die Spur, was zumindest einen besseren Platz gekostet hätte. „So ist der Rennsport“, haderte Trainer Markus Klug mit dem Ausgang des Rennens, „ob wir gewonnen hätte, weiß natürlich kein Mensch, aber Zweiter wären wir wohl doch geworden.“ Eine zweite Chance gibt es nicht: Der Henkel-Preis der Diana ist nur für dreijährige Stuten offen, das Rennen kann man nur einmal im Leben gewinnen – und die Siegerin war am Sonntag Feodora.
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