Drucken Redaktion Startseite

Kein Weihnachtsfrieden im deutschen Galopprennsport

Böses Blut statt Herzblut?

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 848 vom Freitag, 20.12.2024

Anfang kommenden Jahres soll in einer weiteren Vorstandssitzung des Galopper-Dachverbandes versucht werden, die derzeit gestörten Beziehungen zwischen der Besitzervereinigung (BV) und der Betriebsgesellschaft Galopprennvereine (BGG) wieder zu verbessern. Nachdem die BV ihre Teilnahme an der für vorvergangene Woche geplanten Mitgliederversammlung des Verbandes kurzfristig abgesagt hatte, hatte es in der vergangenen Woche eine vierstündige Vorstandssitzung gegeben, die aber offensichtlich ohne konkrete Ergebnisse endete. 

Die Positionen sind unverändert konträr: Die Rennvereine beharren teilweise darauf, ihre Zahlen nicht sämtlich zu präsentieren. “Wir arbeiten schließlich wie ein Unternehmen”, sagt ein prominentes BGG-Vorstandsmitglied, “wir sind unseren Mitgliedern verpflichtet, können aber für die Öffentlichkeit nicht jeden Cent offenlegen." Doch hat es laut BV im abgelaufenen Jahr “vier Millionen Euro Mehreinnahmen” für die Rennvereine gegeben, World Pool-Erlöse, Rückvergütungen aus der Wettsteuer und zumindest in Nordrhein-Westfalen Lotto-Gelder in durchweg sechsstelliger Höhe je Verein. Die genauen Zahlen sind allerdings nicht überprüfbar. 

Von den World Pool-Umsätzen werden dem deutschen Rennsport nach unseren Informationen rund 2,3% zugeteilt. Wettstar bekommt einen Anteil, der jeweilige Veranstalter 1,2%, je 0,3% gehen in Töpfe für strukturelle bzw. Fördermaßnahmen. Die BV fordert diesbezüglich mehr Transparenz, was die exakten Zahlen betrifft, will “auf Augenhöhe über die Fördermaßnahmen” sprechen. 

Angedacht wurden von der BV auch 25 Premium-Renntage mit “Rennpreisen wie an einem kleinen Renntag in Frankreich”, also einer Mindestdotierung von 15.000 Euro. Das lässt sich kaum realisieren, aktuell ist man bei elf derartigen Renntagen. Vereine, die daran nicht partizipieren, sollen aus einem Topf von insgesamt wohl 50.000 Euro, gespeist aus den World Pool-Erträgen, Zuschüsse für besonders gut dotierte Basisrennen bekommen. 

Ob die BV mit ihren Überlegungen durchdringt, bleibt abzuwarten. Ins Feld geführt werden logischerweise die in jüngster Zeit enorm gestiegenen Kosten. So werden im westdeutschen Raum inzwischen Trainingsgebühren von 70 Euro und mehr pro Tag verlangt. 

Die ausgefallene Mitgliederversammlung, auf der wichtige Maßnahmen für die Saison 2025 verabschiedet werden sollen, ist jetzt für Ende Januar 2025 geplant. Ein zumindest vorläufiger Terminplan für die Saison liegt aber immer noch nicht vor.

Eine gute Nachricht noch zum Schluss: Es gibt auf föderaler Ebene inzwischen Bewegungen, an die aktuellen Tierarztkosten heranzugehen. Der Agrarausschuss des Landes Niedersachsen hat empfohlen, die seit Ende 2022 neue Version der Gebührenordnung für Tierärzte zu überprüfen. Die Regierungsparteien SPD und Grüne haben wie die CDU dem Antrag zugestimmt. Zeitnah sollen Schwächen der Gebührenordnung korrigiert werden, was selbst von Vertretern der Tierärzte empfohlen wurde. 

Verwandte Artikel: