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Eine Auktion für die Geschichtsbücher

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 497 vom Donnerstag, 07.12.2017

Es ist ja nicht so gewesen, dass Coolmore in den vergangenen Wochen bei den Auktionen untätig gewesen ist. In Kentucky hatte MV Magnier für acht Millionen Dollar Tepin (Bernstein) und für sechs Millionen Dollar Stellar Wind (Curlin) gekauft, zwei herausragende Rennstuten, die die ohnehin schon hochklassigen Herden in den USA und in Irland verstärken werden. Doch das sollte es noch nicht sein, denn schließlich gab es bei der December Sale bei Tattersalls auch noch ein paar nette Pferde im Ring. Am Dienstag ersteigerte Magnier in einem epischen Bieteduell gegen Godolphin in Newmarket die vier Jahre alte Marsha (Acclamation) für sechs Millionen Guineas, umgerechnet rund 7,16 Millionen Euro. Ein neuer Europarekord für ein Pferd im Ring. Damit nicht genug: Mit Quiet Reflection (Showcasing) für 2,1 Millionen gns. und Different League (Dabirsim) für 1,5 Millionen gns, Letztere in Partnerschaft mit Peter Brant, wurden an einem Auktionstag, der in die Geschichtsbücher eingehen wird, weitere Hochkaräter aus dem Rennstall gekauft.

Der Star der Auktion aber war Marsha. Im Besitz und aus der Zucht des Elite Racing Clubs, einem der größten und ältesten Syndikate in England, hatte sie für Trainer Sir Mark Prescott u.a. die Nunthorpe Stakes (Gr. I) und den Prix de l’Abbaye de Longchamp (Gr. I) gewonnen, sie war einer der besten Flieger der jüngeren Zeit. Natürlich gab es von Beginn an höchstes Interesse an ihr, involviert waren David Redvers und der südafrikanische Züchter Gaynor Rupert, doch als die 2,5 Millionen gns.-Marke passiert war, da waren nur zwei Parteien im Rennen: John Gosden bot für Godolphin, Magnier war mit seinen Beratern für Coolmore dabei und bekam schließlich bei sechs Millionen den Zuschlag. „Sie ist natürlich etwas Besonderes“, sagte er und betonte, dass auch Partner von Coolmore in den Deal involviert sind, „wir wollten sie auch unbedingt haben. Natürlich wird Galileo ihr erster Partner sein.“

Selbst ein sonst eher emotionsloser Sir Mark Prescott war von der Atmosphäre mitgerissen. „Als es im Ring sehr ruhig wurde und man nur das Klappern ihrer Hufe hörte, da war ich schon ziemlich bewegt“, sagte er, „es ist eine große Geschichte für den Rennsport und natürlich auch für den Verkäufer. Die Stute hat es aber auch verdient, dass sie in ein so herausragendes Gestüt kommt.“

Ein Video zu dem Verkauf und über den Auktionstag sehen Sie hier

http://www.tattersalls.com/tv/index.php?sale=9&video=148

Godolphin hielt sich aber schon kurze Zeit schadlos, als das Unternehmen von Scheich Mohammed für 3,7 Millionen gns. Zhukova (Fastnet Tock) kaufte, fünf Jahre alte Tochter von Fastnet Rock aus der Irish 1000 Guineas (Gr. I)-Siegerin Nightime. Sie selbst hatte dieses Jahr die Man O’War Stakes (Gr. I) gewonnen, dazu ist sie Siegerin in zwei Gr. III-Rennen in ihrer Heimat Irland. Ihr Bruder Ghaiyyath (Dubawi) war vor einigen Wochen Sieger in den Autumn Stakes (Gr. III) und gilt als klassische Hoffnung für 2018. „Deshalb wird sie wohl auch wieder zu Dubawi gehen“, sagte Anthony Stroud, der als Bieter für Godolphin auftrat und John O’Connor vom Ballylinch Stud aus dem Felde schlug.

Bei Quiet Reflection (Showcasing) bediente sich Coolmore der Hilfe von Tom Goff als Bieter. Er bekam bei der vier Jahre alten Stute, die Karl Burke für ein Syndikat zu Siegen im Haydock Sprint Cup (Gr. I) und im Commonwealth Cup (Gr. I) geführt hatte, bei 2,1 Millionen gns. den Zuschlag. Burke hatte sie als Zweijährige bei Goffs für 44.000 Pfund gekauft. „Ich gehe davon aus, dass sie ins Gestüt geht“, meinte Tom Goff.

Das wird bei Different League nicht der Fall sein. Die Zweijährige, Siegerin in den Albany Stakes (Gr. III), Zweite in den Cheveley Park Stakes (Gr. I) und Dritte im Prix Morny (Gr. I) wird eine Box bei Trainer Aidan O’Brien beziehen, mutmaßlich für eine Besitzergemeinschaft von Coolmore und der White Birch Farm von Peter Brant. Die Mutter Danseuse Corse (Danehill Dancer) war kurzzeitig auch im Besitz von Holger Faust. Sie hatte in Deutschland die Siegerin Dream on me (Kendargent) gebracht, wurde aber mit Different League im Bauch 2014 bei Arqana für 6.500 Euro wieder abgegeben. Peter Brant sicherte er sich aus dem Ballymacoll Stud für 1,2 Millionen gns. die neun Jahre alte Justlookdontouch (Galileo), die zwar nicht tragend war, aber bereits Mutter der mehrfachen Listensiegerin Abingdon (Street Cry). Die kam auch in den Ring, ging für 1.05 Mio gns. an den Amerikaner Greg Goodman. Einen siebenstelligen Zuschlag erzielte mit der zwei Jahre alten Aim of Artemis (Leroidesanimaux) eine Schwester von Abingdon, für eine glatte Million ging sie an Godolphin.

Scheich Fahad Al Thani hatte sich bei den Jährlingsauktionen der vergangenen Monate doch ziemlich zurückgehalten, aber bei den Stuten zeigte er doch seine Präsenz. Sein Manager David Revers ersteigerte für ihn Wekeela (Hurricane Run), die fünf Jahre alte Gr. III-Siegerin aus der Zucht von Dieter Bürkle. Sie hat eine interessante Auktionsgeschichte, kostete 90.000 Euro bei Arqana, gewann für Trainer Jean-Claude Rouget den Prix Chloe (Gr. III) und wurde dann für 1,1 Millionen Dollaran Martin S. Schwartz verkauft. In den USA war sie Gr. III-Siegerin und Gr. I-platziert, erlöste jetzt 1,8 Millionen gns. Ihre zweite Mutter Morning Queen (Königsstuhl) ist eine rechte Schwester von Monsun.

Nur unwesentlich günstiger war mit 1,7 Millionen gns. die drei Jahre alte Intricately (Fastnet Rock), Siegerin in den Moyglare Stud Stakes (Gr. I). Die Stute aus der Familie von Rock of Gibraltar ging für 1,7 Millionen gns. an John und Jake Warren für einen ungenannten Klienten.

Zwei hochkarätige Stuten hatte das Newsells Park Stud der Familie Jacobs im Angebot. Das war zum einen Birdwood (Oasis Dream), eine nicht gelaufene Vierjährige aus der Juddmonte-Zucht. Vor einem Jahr war sie zusammen mit David Revers und Peter Winkworth für 150.000gns. an gleicher Stelle ersteigert worden, doch hatte es seitdem das ultimative Update gegeben – Birdwood ist eine Schwester der Championstute Enable (Nathaniel). Tragend von Lope de Vega wurde sie jetzt für 1,1 Millionen gns. Oliver St. Lawrence zugeschlagen, doch der agierte für Newsells Park, das seine Partner somit heraus kaufte. Die von Newsells Park als Agent angebotene Restiadargent (Kendargent) blieb bei 950.000gns. hängen. Das war ebenso bei Penelopa (Giant’s Causeway) der Fall. Die für den Stall Litex im Henkel-Preis der Diana (Gr. I) erfolgreiche Stute wurde tragend von Frankel für 900.000gns. zurückgekauft.

Aus deutscher Sicht war sicher der Verkauf von Baltic Best (King’s Best) bemerkenswert. Ronald Rauscher hatte in seinem Kontingent mehrere Ammerländer Stuten nach Newmarket gebracht, der Star war diese Vierjährige, die tragend von Ito für 370.000gns. an das Fittocks Stud von Sarah und Luca Cumani verkauft wurde. Immerhin handelt es sich bei ihr um eine Halbschwester der Prix Vermeille (Gr. I)-Siegerin Baltic Baroness (Shamardal). Ganz sicher war das auch bemerkenswert im Hinblick auf die Bedeckung von Ito, auch wenn Sarah Cumani anschließend anmerkte, dass man das kommende Fohlen möglicherweise in Deutschland anbieten würde. Die ebenfalls im Rauscher-Kontingent angebotene Shy Witch (Areion) wurde für 170.000gns. zurückgekauft. Besitzerin und Züchterin Karin Schwerdtfeger wird die mehrfache Gr.-Siegerin in die eigene Zucht nehmen, der erste Partner wird Nathaniel sein.

Das Gestüt Brümmerhof trennte sich von mehreren Stuten. Den besten Preis erzielte dabei Sugar Free (Exceeed and Excel), eine listenplatziert gelaufene Vierjährige, die 32.000 gns. brachte.

Deutsche Käufer waren nur in sehr übersichtlicher Zahl zu verzeichnen. Auf die RTC Gmbh von Hans-Gerd Wernicke wurde für 125.000gns. die von Godolphin angebotene drei Jahre alte Clearly (Invincible Spirit) geschrieben. Die Schwester des in Australien auf Gr. I-Ebene erfolgreichen Polarisation (Echo of Light) hat bei bisher wenigen Starts in Kempton gewonnen.

Stauffenberg Bloodstock erwarb für 22.000gns. die aus der Familie von Fabriano und Four Sins stammende Relevant (So You Think), die mehrfach platziert gelaufen ist. Renello Bloodstock von Stephan Vogt ersteigerte im unteren Preisbereich eine von War Command tragende Authorized-Stute sowie aus dem Brümmerhofer Angebot die vier Jahre alte Making Love (Monsun).   

Dass des am Ende der vier Tage der December Mare Sale einen neuen Rekord geben würde, das zeichnete sich früh ab. In fast allen Bereichen gab es neue Rekorde, wobei zu berücksichtigen ist, dass im vergangenen Jahr der Umsatz vergleichweise mäßig war, weil auch die Qualität des Katalogs nicht höchsten Ansprüchen genügte. Einen so guten Katalog wie 2017 hatte es lange nicht mehr gegeben, die Auflösung des Ballymacoll-Bestandes war ein zusätzliches Plus. Der bisherige Rekord beim Schnitt pro Zuschlag hatte bei 91.356gns. gelegen und war 2007, also vor der Finanzkrise aufgestellt worden. Das war auch das Jahr, als der Gesamtumsatz bei etwas mehr als 69 Millionen Guineas lag, was bis heute nicht mehr errreicht wurde, bei allerdings deutlich mehr Pferden im Ring. Schaut man sich das gesamte Auktionsjahr an, so hat Tattersalls in diesem Jahr so viel Geld umgesetzt wie nie zuvor. 

Tattersalls December Mare Sale

 20172016
Angeboten857891
Verkauft675681
Umsatz68.315.300gns.44.709.200gns.
Schnitt101.208gns.65.652gns. 

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