TurfTimes:
Ausgabe 674 vom Freitag, 25.06.2021
In der guten alten Zeit pflegte die in Hamburg weilende Rennsport-Community den Montag der Derbywoche zu einem Ausflug in das Casino Travemünde zu nutzen. Der dortige Empfang war jahrelang Kult. 1990 erreichte den in der Runde anwesenden Albert Steigenberger, zu jener Zeit einer der führenden Rennstallbesitzer der Republik, fernmündlich die Kunde, dass es mit dem Start des ihm gehörenden heißen Derbyfavoriten Mandelbaum nichts werden würde. Der Hengst hatte profane Zahnprobleme. Der am Boden zerstörte Steigenberger war sechs Tage später aber wieder im siebten Himmel. Denn mit Karloff und Calcavecchia stellte er dann doch die beiden Erstplatzierten im Derby.
Hans-Dieter Lindemeyer hat bedauerlicherweise keinen Ersatz für Best of Lips. Der Union-Sieger und Derby-Vorausfavorit wird wegen einer relativ geringen Blessur nicht im IDEE 152. Deutschen Derby in Hamburg laufen können. Und auch der stets hochgehandelte Martial Eagle startet nicht. Weitere Kapitel also in der Serie Pleiten, Pech und Pannen von Derbykandidaten im Vorfeld des wichtigsten Rennens des Jahres. Die Liste der nicht gelaufenen Favoriten ist lang. An den Ebbesloher Effendi 1942 erinnert sich kaum einer mehr, er konnte ja eigentlich gar nicht verlieren, drei Tage vor dem Derby kam aber das aus. Protectionist, Langtang, Karpino – nur eine Auswahl, aber möglicherweise hätte einer von ihnen das Derby gewonnen. Einst musste im Jährlingsalter gemeldet werden, Nachnennungen gab es nicht, da fiel schon einmal einer durchs Raster. Mercurius etwa, in den 60er Jahren zweimal „Galopper des Jahres“, wurde wegen seiner schlechten Beinstellung nicht genannt. Und es ist schon vorgekommen, dass ein Trainer den Nennungstermin schlicht vergaß.
Es sollte schon das beste Pferd des Jahrgangs das Derby gewinnen, doch zeigt die Geschichte, dass das sehr häufig nicht der Fall war.