Drucken Redaktion Startseite

Aufgalopp 368: Das Handicap als "Strafe"

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 368 vom Donnerstag, 21.05.2015

Ein Feld mit fünf Pferden in einer wichtigen Derby-Vorprüfung (klick zum kompletten Rennen!), wie am Montag in Hannover, ist nicht unbedingt das, was man sich als Veranstalter erwartet. Auch wenn die mutmaßliche Klasse der beteiligten Vierbeiner für die mangelnde Quantität schon entschädigt. Aber gerade das ist das Problem: Kein Besitzer oder Trainer, der nur einen Funken Verstand hat, lässt seinen vielleicht am Ende des Tages nur mittelmäßigen Dreijährigen in einem solchen Rennen an den Start gehen – für alle Zeiten wäre der Gang ins Handicap verschlossen. Ein fünfter oder sechster Platz, nicht weit hinter möglichen Jahrgangscracks wie Isidor oder Shimrano würde eine erhebliche Anhebung des Ratings nach sich ziehen – selbst wenn man gar keinen Geldpreis gewonnen hat. Die Handicapper, so betonen sie immer wieder, bewerten nur die Leistung.

Da werden sie inzwischen auch in kleinen Altersgewichts- oder Sieglosen-Rennen fündig. Fünf Kilo Aufgewicht für einen dritten Platz, verbunden mit stolzen 600 Euro Preisgeld – das passiert. Oder ein GAG von über 70 Kilo für einen Dreijährigen, der einen Mittelplatz in einem vielleicht, die Betonung liegt auf vielleicht, gut besetzten Maidenrennen belegt hat – keine Seltenheit. Wie soll ein solches Pferd gemanagt werden? Im Ausgleich II laufen? Oder gleich nach Frankreich gehen?

Der Aufbau junger Pferde ist trotz aller Bemühungen schwierig im deutschen Rennsystem, es fehlt an Zwischenstationen, was natürlich auch an der geringer gewordenen Population liegt. Auktionsrennen sind inzwischen schon eine wichtige Ausweichstation geworden. Trotzdem: Wer einen Zwei- oder Dreijährigen minderer Güte hat, dem ist unverändert angeraten, es ruhig anzugehen mit der Karriere.

Die Franzosen bezeichnen ein Aufgewicht als „penalisation“, übersetzt heißt das „Strafe“. Dem ist manchmal nichts hinzuzufügen.   

Verwandte Artikel: