Post aus Prag: Oaks in Bratislava
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TurfTimes:
Es gibt in Osteuropa ein paar Rennen, die regelmäßig von deutschen Ställen besucht werden. Meistens liegen sie in Bratislava. Das am vergangenen Sonntag gelaufene Slowakische Oaks (2000 m, 23.000 Euro) gehört zu diesen Fällen. Immer wieder gab es in den letzten Jahren Siegerinnen aus Deutschland wie Tech Exceed oder North Mum. Mit Nordwienerin (Wiener Walzer) hoffte das Gestüt Wittekindshof auf einen dritten Züchter- und Besitzersieg, trotz gutem Rennverlauf war aber für die Stute aus dem Stall von Peter Schiergen nicht mehr als ein sechster Platz drin. Als Dennis Schiergen 400 Meter vor dem Ziel mit dem entscheidenden Wurf kommen wollte, konnte Nordwienerin mit den Besten nicht mithalten. Schon sah es aus, dass Sedmikraska (Excellent Art) nach dem Sieg in der tschechischen Version ein Oaks-Double gelingen wird, doch am Ende blieb dank Saintnixa (Dalghar) mit Jaroslav Línek der Sieg zuhause. Die von Miroslav Stancík für den Stall Garant SK trainierte Stute setzte sich nach Kampf um einen Hals durch, dritte wurde die im Gestüt Napajedla geborene Samoa (Saddex).
Der bei der BBAG über das Haras de Saint-Arnoult in jetzigen Besitz gekommene Saintnixa ist nach dem Sieger der tschechischen und slowakischen 2000 Guineas Lagaro bereits der zweite Nachkomme von Dalghar, dem dieses Jahr einen klassischen Erfolg in der Region gelungen ist. Ihre Mutter, die in Listenrennen platzierte Marsixa (Linamix), verbrachte ihre Karriere in den Farben des Gestütes Ohlerweiherhof, wo sie auch einige Jahre in der Zucht wirkte. Zwei von ihren Fohlen wurden nach Tschechien gekauft, Maribor (Pentire) gewann für eine Besitzergemeinschaft um den Overdose-Besitzer Zoltán Mikóczy den Prager Preis des Winterfavoriten, seine Halbschwester My Dragon (Royal Dragon) war eine gute Sprinterin und gewann später auch eine Steeplechase. Saintnixa hat ihre Klasse bereits mit dem zweiten Platz auf dem slowakischen Turf Gala-Meeting und dritten Platz im tschechischen Oaks demonstriert.
Mit dem Großen Preis der BBAG (1400 m, 18 000 Euro) gab es auch ein Auktionsrennen für Zweijährige. In einem knappen Einlauf siegte die Stute Tafilly (Red Rocks) mit Zdenko Smida in den Farben des Stalles Lokotrans vor Duke Of Darhorse (Duke Of Marmalade). Von den deutsch gezogenen Pferden kam Felix (Jukebox Jury) aus dem Gestüt Hofgut Mappen als Dritter ins Ziel. Das internationale Programm in Bratislava wurde von der zweitägigen Europa-Meisterschaft der Amazonen abgerundet. Nach einem zweiten und dritten Platz siegte in der Gesamtwertung Yvonne Donzé aus der Schweiz vor Nathalie Johnsson (Schweden) und Jeannie Cook (Irland). Der Wettbewerb für Amateurreiterinnen wurde 1990 von Georg Stärk gegründet. In den letzten Jahren findet der erste Tag in Budapest und der zweite Tag in Bratislava statt.
Zwei Beispiele, wie Improvisation im Rennsport manchmal zum Erfolg führen kann, sah man letzte Woche in Tschechien. Trainerin Stepánka Mysková kam wegen einer Verletzung um ihr Pferd für die Große Pardubitzer, es gelang ihr aber den Rekonvaleszenten Goscater (Scater) wieder auf den Start zu bringen und der 8-jährige Wallach gewann mit Jockey Jaroslav Myska das letzte Qualifikationsrennen hochüberlegen um 17 Längen, obwohl er letztes Jahr eigentlich seine Karriere schon beendet hatte. Allerdings kam er mit einer Verletzung aus dem Rennen zurück. Mit einem zweiten Platz in dieser Qualifikation zeigte eine deutliche Formsteigerung Nikas (Scater), der letztjährige Sieger des berühmten Rennens, der wegen einem positiven Dopingtest nachträglich disqualifiziert wurde. Der im Gestüt Helenenhof geborene Broker (Sir Warren) kam als vierter vor dem von Joachim Erhardt gezogenen Universe Of Gracie (Pentire) ins Ziel. Die diesjährige Große Pardubitzer wird ein sehr offenes Rennen sein und es scheint, dass mit Universe Of Gracie oder dem aus dem Gestüt Idee stammenden Power Zar (Desert Prince) diesmal durchaus ein paar Pferde aus der deutschen Zucht mitmischen könnten. Das Rennen wird am 9. Oktober gelaufen.
Improvisiert haben auch das Urgestein unter den Prager Trainern Tomás Satra und der Stall Joly, nachdem ihre dreijährige Stute Anitschka (Arcano) vor zwei Wochen in leichter Manier einen Ausgleich III über 1200 Meter gewonnen hatte. Da es in den Ausschreibungen keine geeigneten Ausgleich II-Rennen gab, hat Satra Anitschka einfach für das größte Prager Sprintrennen Svatováclavská cena (1200 m, ca. 7.300 Euro) genannt. Und auch hier feierte er einen beeindruckenden Sieg. Anitschka ließ sich unter Václav Janácek nicht von den älteren Sprintstars beeindrucken und schlug den Favoriten Nine Ou Four (Medicean), dritte wurde eine weitere dreijährige Stute Efily (Slickly). Der von der Familie Matusche gezogene Dashing Home (Dashing Blade) versucht dieses Jahr vergeblich an seine Bestform anzuknüpfen, auch hier war er nur Vierter.
Martin Cáp, Prag