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Post aus Prag - Große Pardubitzer mit deutschen Akzenten

Josef Bartos, hier in einer Aufnahme aus Bad Harzburg. www.galoppfoto.de

Autor: 

Martin Cáp

TurfTimes: 

Ausgabe 739 vom Freitag, 07.10.2022

Am Sonntag ist es wieder so weit, in Pardubitz wird die 132. Große Pardubitzer (6900 m, ca. 204.000 Euro) gelaufen. Der eine Tag im Jahr, an dem sich ungefähr zwei Millionen Fernsehzuschauer in ganz Tschechien ein Hindernisrennen live anschauen und sich somit für etwa zehn Minuten eine Meinung über den Rennsport bilden. Ein Tag, der eine große Werbung für das ganze Metier ist, wenn alles klappt, der aber auch sehr negative Publizität bringen kann, wenn es im Laufe des Tages vor den etlichen Kameras Zwischenfälle oder Verletzungen gibt. Die Große Pardubitzer war nie ein „Race, that stops the nation“, wie es einst der Melbourne Cup geschafft hatte, aber noch immer gilt, dass man an ihr und ihren Stars in Tschechien nicht vorbeikommt, ohne das man sie wenigstens kurz zur Kenntnis nehmen muss. Mit etwas Übertreibung kann man behaupten, dass die Pardubitzer wenigstens eine Stadt stoppt, denn am zweiten Oktober-Sonntag gibt es in Pardubitz und Umgebung stets ein großes Verkehrschaos. Ein Teil der Autobahn wird zu Extra-Parkplätzen für die Rennbahnbesucher, auch wenn es teilweise bedeutet, dass man vom Auto noch eine halbe Stunde zu Fuß gehen muss. Erfahrene Pardubitz-Besicher kommen nach wie vor mit dem Zug, der von Prag aus etwa eine Stunde braucht.

Dieses Jahr kommen 15 Pferde auf den Start, was zwar etwas weniger als in den vorherigen Jahren ist, aber im Kontext des Rennens selbst optimal erscheint. Als Favorit wird der Vorjahressieger Talent (Egerton) gehandelt, der dieses Jahr das zweite Qualifikationsrennen gewonnen hatte und im September nach einer Kollision hinter dem sechsten Hindernis zu Fall gekommen ist. Danach musste er für kurze Zeit das Training aussetzen, soll aber inzwischen wieder Fit sein. Jockey Pavel Slozil jr. spielte im Sommer nach einem schweren Sturz in Meran mit dem Gedanken auf das Karriereende, da er seit Jahren schwer mit dem Gewicht zu kämpfen hat. Am Ende schaffte er aber ein Comeback.

Ein schweres Jahr mit zwei Verletzungen hat auch der viermalige Sieger des Gran Premio Merano Josef Bartos hinter sich, der erst seit September wieder reitet. Nachdem sich der 12-jährige Theophilos (Elusive City) nach einer Sehnenverletzung in den Ruhestand verabschiedet hatte, reitet Bartos den 9-jährigen Brunch Royal (Sunday Break) aus dem Stall Scuderia Aichner. Der erfahrene Cross Country-Spezialist gewann vor zwei Wochen das Premio delle Nazioni (Gd2) in Meran, war zweimal in französischen Classe 1-Rennen platziert und letztes Jahr war er auch im polnischen Wielka Wroclawska erfolgreich. In Pardubitz gibt er aber sein Debüt.

Erste Chancen sollte auch der vom Gestüt Wieselborner Hof gezüchtete Mr Spex (Tai Chi) haben. Der von Lubos Urbánek für den Stall Lokotrans trainierte Wallach war im vergangenen Jahr bereits Dritter und scheint aktuell in Top-Form zu sein. Sein verletzter Reiter Jan Kratochvíl wird von Lukás Matuský ersetzt, der bereits einmal die Große Pardubitzer gewinnen konnte. Auch weichem Boden sollten auch der 13-jährige No Time To Lose (Authorized) und der französische Halbblüter Chicname de Cotte (Nickname) gut abschneiden.

Nachdem der Zweite aus der diesjährigen Midlands Grand National Young Dev (Fracas) gestrichen wurde, sorgen für internationale Besetzung nur zwei deutsch gezogene Pferde des slowakischen Trainers Jaroslav Brecka. Der von Theo Hodinius gezüchtete Kaiserwalzer (Wiener Walzer) wird wieder von Patrick Mullins gesteuert, im Sattel des Ex-Görlsdorfers Star (Sternkönig) wird Brecka selbst sitzen. Und das genau 30 Jahre nach seinem Sieg mit Quirinus und 32 Jahre nach seinem ersten Start, was vorher noch niemandem gelungen ist.

Das zweitägige Pardubitzer Meeting beinhaltet Top-Rennen für beinahe alle Kategorien der Hindernispferde. Im Elbe-Preis, einer Art „kleiner Pardubitzer“, kamen diesmal nur sechs Starter zusammen und im Moldau-Preis sieben. Am Samstag gibt es auch vier Flachrennen, darunter ein Kategorie 2-Rennen über 2480 Meter mit Nordstrand (Reliable Man), der für Jürgen Heyne inzwischen von Josef Vána sr. vorbereitet wird.

 

Martin Cáp, Prag

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