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Post aus Prag - Der Tag des Marian Ziburske

Naughty Peter kommt mit Speed gerade noch zum Sieg im Prager Derby.  www.galoppfoto.de - Petr Guth

Autor: 

Martin Cáp

TurfTimes: 

Ausgabe 823 vom Freitag, 28.06.2024

Es war ein Derby, das man lange nicht vergessen wird. Ein Derby der Symbole, ein Derby der guten Nachbarbeziehungen. Die Hauptfigur des diesjährigen 104. Westminster Tschechischen Dery (2400 m, ca. 80.100 Euro) war eindeutig der in Polen lebende deutsche Besitzer und Züchter Marian Ziburske. Seine Firma Westminster übernahm zum ersten mal die Sponsor-Rolle, stellte einen Starter aus eigener Zucht, holte aus England den Jockey Richard Kingscote als Stargast des Tages – und feierte schließlich einen imponierenden Sieg. Der von Maciej Jodlowski in Warschau trainierte Naughty Peter (Tai Chi) ging als eine unbekannte Größe ins Rennen, da er im Frühjahr nur zwei kleinere polnische Rennen über 1800 und 1907 Meter gewann und eine Handicapmarke besaß, mit der er nur knapp ins Derby rutschte. Der Plan des polnisch-deutschen Teams ging aber voll auf und am vergangenen Sonntag zeigte Naughty Peter ein enormes Potential. Das tschechische Publikum bereitete dem ersten polnischen Sieger des Prager Derbys nach 40 Jahren große Ovationen. Das Westminster-Produkt wurde nämlich in dem zur Zeit geschlossenen Gestüt Napajedla geboren und ist somit der erste einheimisch gezogene Derby-Sieger nach sieben Jahren und nur der dritte in diesem Jahrhundert. Der Pokal für den siegreichen Besitzer wurde vom deutschen Botschafter in Prag Andreas Künne übergeben.

Nach der Streichung des verletzten King Warrior (Saxon Warrior) ging der 2000 Guineas-Sieger San Sebastian (The Grey Gatsby) als Favorit ins Rennen. Nicht weniger als fünf in Deutschland gezüchtete Pferde waren diesmal mit von der Partie, wobei die vom Gestüt Harzburg gezogene Witch In Pink (Sea The Stars) als 85 000 Euro BBAG-Kauf das teuerste Pferd im Feld war. Das schnelle Tempo wurde vom Ex-Görlsdorfer Queen’s William (Sea The Moon) mit Tomás Roman bestimmt, auf den vorderen Plätzen bewegte sich auch der aus der Zucht der Familie Matusche stammende Pirlo (Amaron). Der spätere Sieger musste bereits in den Startboxen einen schweren Augenblick meistern. Kurz vor der Öffnung der Boxentür stieg Naughty Peter in seiner Box und Richard Kingscote musste alle seine Erfahrungen einsetzen, um im Sattel zu bleiben. Der Hengst verlor ungefähr zwei Längen und Kingscote musste somit etwas improvisieren, da er nach diesem Inzident keine Chance hatte die ursprüngliche Order einzuhalten. Der zur Quote 12:1 laufende Hengst bekam allerdings einen ruhigen Rennverlauf in den hinteren Regionen, was sich am Ende genau passend gezeigt hatte.

400 Meter vor dem Ziel kam der große Vorstoß des slowakischen 2000 Guineas-Sieger Gabon (Ten Sovereigns), dessen Start wegen des positiven Doping-Tests in Bratislava im Vorfeld für Diskussionen sorgte. Mit Tomás Lukásek im Sattel lief der Schützling von Ingrid Janácková Koplíková ein großes Rennen und schien in der Hälfte der Zielgerade wie der eindeutige Sieger. Dann drückte allerdings Richard Kingscote auf den Knopf und der bis dahin relativ hinten gehende Naughty Peter zündete seinen Endspeed. Mit jedem Galoppsprung kam er näher und hatte im Ziel einen Hals Vorsprung. Eine weitere halbe Länge hinter Gabon wurde der 46 000 Euro BBAG-Kauf Pirlo starker Dritter vor der besten Stute Eskadra Zero (Phoenix Of Spain) und dem Trial-Sieger Cheeky Boy (Holy Roman Emperor). Der Favorit San Sebastian musste sich mit dem achten Rang zufrieden geben und die vom Gestüt Ohlerweiherhof gezüchtete Niamey (Bramelot), die auf dem BBAG Sales & Racing Festival nur 3500 Euro kostete, endete bei ihrem dritten Karrierestart auf dem neunten Platz.

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Nach dem Sieger der Großen Pardubitzer Mr Spex stellte der Hengst Tai Chi somit auch den Ersten im größten tschechischen Rennen. Naughty Peter ist mit Abstand das beste Produkt seiner Mutter Nebiola (Acatenango) aus der Familie von Novellist, die selbst auf der Distanz 2200 Meter siegte und Vierte auf Listenebene war. Mit den bisherigen Nachkommen hatte Ziburske in Tschechien, Polen, Deutschland und Frankreich nur wenig Glück, wollte aber nicht aufgeben und hoffte noch auf ein gutes Pferd aus dieser Familie. Mit Naughty Peter, der noch eine jüngere rechte Schwester hat, scheint man am Ende recht behalten. Nun steht der Hengst auf der Starterliste des Polnischen Derbys am 7. Juli, ob er wirklich in diesem Rennen laufen wird, soll allerdings erst nächste Woche definitiv entschieden werden. Langfristig ist das große Ziel Blacktype.

Im Rahmenprogramm wurde das erste Filip Minarik-Memorial (2400 m, ca. 6.000 Euro) gelaufen. Der derzeit beste tschechische Steher Rex of Thunder (Night Of Thunder) blieb auch in seinem dritten diesjährigen Start ungeschlagen und gewann unter seinem Trainer Michal Demo sicher um 1 1/4 Längen vor dem aus Röttgen stammenden Norton (Tai Chi), das dritte Platzgeld holte sich Gasparini (Eagle Top).

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In Top-Form bleibt nach wie vor auch der 8-jährige Worth Choice (Worthadd), der zum dritten mal den Sprint-Preis (1200 m, ca. 6.000 Euro) beherrschte. Der Schützling von Stepánka Mysková schlug leicht um 2 1/2 Längen den zweiten Favoriten Hidden Colony (Sioux Nation), den knappen dritten Platz behauptete Capitano (Al Wukair).

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Die größte Überraschung des Derby-Tages kam in der Tattersalls Mile (1600 m, ca. 6.000 Euro) zustande. Der stark verbesserte Charpentier (Cracksman), einer der geschlagenen Favoriten des letztjähriges Derbys, zeigte unter Petr Foret eine seiner besten Leistungen und hielt Politicum (Lethal Force) um eine Länge in Schach. Der Hengst des Stalles Joly wird in Prag vom ältesten tschechischen Trainer Jaroslav Drlík vorbereitet, der auf der Rennbahn Velká Chuchle das 69. Jahr aktiv ist.

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Am vergangenen Samstag wurde die zweite und bestdotierte Qualifikation für die Große Pardubitzer gelaufen. Der Überraschungssieger des Pohár Slavia pojistovny (5200 m, ca. 40.000 Euro) heißt Korfu (Blue Coral) und stammt aus der eigenen Zucht des Jockey Club-Präsidenten Dr. Jirí Charvát. Nach einem meisterhaften Finish von Jan Faltejsek schlug der 9-jährige um einen Hals Aeneas (Galileo), einen weiteren Hals dahinter folgte Santa Klara (So You Think) auf dem dritten Platz. Der vom Gestüt Görlsdorf gezüchtete Star (Sternkönig) zeigte eine weitere gute Leistung und wurde mit 13 Jahren als das älteste Pferd im Feld Fünfter.

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Faltejsek schaffte das Kunststück in 5 von den 9 Rennen des Tages den Sieger ins Ziel zu steuern. Einer von ihnen war auch der in fünf Starts ungeschlagene New Friend (Rosensturm), ein weiteres Produkt der Charvát-Zucht, in der klassischen Steeplechase Zlatý pohár (3900 m, ca. 12.000 Euro). Der von Pavel Tuma trainierte 5-jährige Wallach schlug um 2 1/4 Längen den Monsun-Enkel Ange Pitou (Adlerflug), dem dritten Perry Owens (Free Eagle) fehlten weitere 11 Längen.

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Martin Cáp, Prag

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