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Neue Deckhengste in Deutschland - Arrigo

Arrigo im Gestüt Graditz. www.galoppfoto.de - Sabine Brose

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 396 vom Donnerstag, 03.12.2015

Die ganz großen Jahre des Gestüts Graditz, Deutschlands ältestes Vollblutgestüt, liegen bei allem Respekt schon etwas zurück. In den Jahren nach der Wende fehlten oft wichtige Impulse der jeweiligen Betreiber, was sicher diverse Gründe hatte, teilweise waren sie auch nicht in der Region ansässig, gewiss kein Vorteil. Die neuen Chefs, auch wenn sie im Galopprennsport weniger erfahren sind, haben in der ersten Zeit zumindest jedoch die eine oder andere Neuerwerbung im Stutenbereich getätigt und jetzt auch einen neuen Deckhengst aufgestellt. Neuer Schwung ist da und ein großer Enthusiasmus zu spüren. Seit einigen Monaten ist Arrigo in Graditz, der breiteren Öffentlichkeit wurde er bei der Hengstparade in Iffezheim im Oktober vorgestellt, optisch gab es nicht das Geringste auszusetzen. Im kommenden Jahr wird er zu einer Decktaxe von 2.750 Euro in Graditz debutieren.

Seine Rennkarriere spielte sich nur eine Saison lang in Deutschland ab. Trainiert von Jens Hirschberger debutierte er dreijährig als 13:10-Favorit erfolgreich in Hannover, war dann im Bavarian Classic (Gr. III) nur eine Nase von seinem Stallgefährten Mawingo (Tertullian) geschlagen Zweiter. Seinen dritten Start absolvierte er im Oppenheim Union-Rennen (Gr. II), in dem er einen weiteren Stallgefährten, Ametrin (Tiger Hill) auf Rang zwei verwies. Schlenderhan ging somit mit besten Chancen in das Derby, fünf Pferde sattelte Jens Hirschberger, unter den ersten drei war in dem von Waldpark (Dubawi) gewonnenen Rennen am Ende keiner. Arrigo, mit Kieren Fallon im Sattel hinter dem Engländer Brown Panther (Shirocco) zweiter Favorit, wurde durch eine Behinderung im ersten Bogen völlig aus dem Rhythmus gebracht, die Sache war für ihn damit gelaufen. Er lief dann nur noch einmal für Schlenderhan, im Gran Premio del Jockey Club (Gr. I) im Oktober in Mailand, dort wurde er Zweiter hinter Campanologist (Kingmambo).

Er wurde danach nach Katar verkauft und lief fortan in den Farben von Hassan Al Abdulmalik. In Doha traf er stets auf die dortige Spitze, verkaufte sich auch stets teuer, ein Sieg wollte ihm jedoch nicht gelingen. Im Sommer 2012 lief er viermal in England, blieb dort jedoch chancenlos, mit dem Klimawechsel wird er nicht klargekommen sein.

Er ist einer von bisher 14 Gr.-Siegern auf der Flachen seines Vaters Shirocco (Monsun). Dieser wurde nach einer großen Rennkarriere inklusive des Sieges im Breeders‘ Cup Turf 2007 im Dalham Hall Stud aufgestellt, dort stand er bis einschließlich 2013, 2009 war er für ein Jahr in die irische Dependance von Darley, das Kildangan Stud gegangen. Seit 2014 ist er in der Zucht von Hindernispferden im irischen Glenview Stud. In der sehr ungeduldigen englisch-irischen Zucht, in der aktuell Hengste wie Dark Angel, Kodiac oder Showcasing große Popularität genießen und Profite versprechen, war Shirocco doch unglücklich platziert. Er hätte natürlich sehr gut nach Deutschland gepasst, doch war das damals nicht zu realisieren. Sein bisheriger Rekord als Vererber kann sich durchaus sehen lassen, aus hiesiger Zucht waren bisher neben Arrigo noch Wild CocoIbicencoAmirant, Fun Mac, Jardina und Born to Run erwähnenswert. Einige Jahre ist er im Sommer nach Brasilien geshuttelt, zwei seiner dortigen Nachkommen haben Gr. I-Rennen gewonnen. Und von seinen Nachkommen über Hindernisse ist natürlich Annie Power zu nennen, die bisher fünf Gr.-Rennen über Hürden gewonnen hat.

Arrigo stammt aus einer herausragenden Linie, denn seine dritte Mutter Anatevka (Espresso) ist eine Schwester der großen Allegretta (Lombard), einer der erfolgreichsten Linien-Begründerin der modernen Zeit. Arrigo ist das achte und letzte Fohlen seiner Mutter Aiyana (Last Tycoon), die zweijährig auf Anhieb den Vogelpark Walsrode-Pokal gewann, Zweite auch im Preis der Winterkönigin war, das waren damals Nationale Listenrennen. In der Zucht hat sie natürlich in erster Linie Adlerflug (In The Wings) gebracht, Derbysieger und inzwischen höchst erfolgreicher Vererber mit dem Standort Harzburg. Dessen guter Start im neuen Metier hat natürlich auch mit dazu beigetragen, Arrigo nach Deutschland zu holen.  

 

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