Japans Championhengst Deep Impact eingegangen

Als Deep Impact (Sunday Silence) im Dezember 2006 im Arima Kinen (Gr. I) seinen Rennbahnabschied gab, hatte sich morgens um 7 Uhr eine 1,2 Kilometer lange Menschenschlange vor dem Eingang der Rennbahn in Nakayama/Japan gebildet. Deep Impact war nicht nur eine Ausnahmeerscheinung auf der Rennbahn und in der Zucht in Japan, bei den dortigen Rennsportfans hatte er Kultstatus.

Im Alter von 17 Jahren wurde der Hengst am Dienstag eingeschläfert. Am 18. Februar dieses Jahres zeigten sich Schmerzen im Hals von Deep Impact, woraufhin sein Zuchteinsatz für den Rest der Decksaison ausgesetzt wurde. Zu diesem Zeitpunkt hatte er 24 Stuten gedeckt, mehr als die Hälfte davon Stuten, die aus dem Ausland zur Bedeckung angereist waren. Es folgten Untersuchungen, bis man sich schließlich für eine Operation entschied. Unter Leitung eines Spezialisten für Halswirbelsäulenoperationen aus den USA erfolgte der operative Eingriff am Sonntag. Die Operation war erfolgreich und dem Hengst schien es gut zu gehen. Am Morgen danach verschlechterte sich jedoch Deep Impacts Zustand, und er konnte nicht mehr aufstehen. Eine am Dienstagmorgen gemachte Röntgenaufnahme zeigte eine Fraktur der Halswirbelsäule an einer anderen als der operierten Stelle. Es gab keine Aussicht auf vollständige Genesung. Deep Impact wurde nur ein Jahr älter als sein Vater Sunday Silence (Halo), der ebenfalls verhältnismäßig früh mit 16 Jahren einging.

Deep Impact, von Statur recht klein, war ein außergewöhnliches Rennpferd. In Japan wurde er bei 13 Starts nur einmal bezwungen. Der Hengst holte sich u.a. Japans Triple Crown und war zweimal „Pferd des Jahres“ in seiner Heimat. Er trug die Hoffnung einer Nation bei seinem Start im Prix de l'Arc de Triomphe (Gr. I), wo Deep Impact auf Rang drei endete, wegen Feststellung eines unerlaubten Mittels jedoch disqualifiziert wurde.

2007 wechselte Deep Impact als Deckhengst auf die Shadai Stallion Station der Yoshida Brüder in Hokkaido/Japan, syndikatisiert für den Rekordwert in Japan von damals umgerechnet rund 34 Millionen Euro. Die Erfolge ließen auch im neuen Tätigkeitsfeld nicht lange auf sich warten. Seit 2012 führt Deep Impact in ununterbrochener Folge Japans Deckhengststatistik an, sein achter Titel in diesem Jahr ist reine Formsache. Fünf Söhne von Shadais Superhengst gewannen das Japanische Derby (Gr. I), der diesjährige Sieger Roger Barows ist einer der Kandidaten seines Heimatlandes für den „Arc“. Insgesamt 42 individuelle Gr. I-Sieger kamen mittlerweile zusammen. Eine besondere Erwähnung verdient Gentildonna, zweimal „Pferd des Jahres“ in Japan, Doppelsiegerin im Japan Cup (Gr. I) und Gewinnerin von Japans Stuten-Triple Crown. Ferner sind die in Dubai auf höchstem Level erfolgreichen Real Steel und Vivlos zu nennen, A Shin Hikari deklassierte seine Gegner bei seinem 10 Längen-Sieg im Prix d'Ispahan (Gr. I).

Alle Gr. I-Siege seiner Nachkommen: Klick zum Video!

Deep Impact, der mit einem Tarif von 40 Millionen Yen (ca. 332.000 Euro) der teuerste Deckhengst weltweit mit veröffentlichter Taxe war, hatte von Anfang an auch Unterstützung von europäischen Züchtern erhalten. Die Familien Wildenstein und Niarchos, die Wertheimer Brüder und die Coolmore-Gruppe berücksichtigten ihn in ihren Planungen. Belohnt wurden sie mit drei klassischen Siegern in Europa - Beauty Parlour, Saxon Warrior und Study of Man. Die englische Königin hatte aus ihrem Bestand die Listensiegerin Diploma (Dubawi) für Deep Impact ausgewählt, nach 2018 kam auch in diesem Jahr ein Fohlen aus dieser Paarung zur Welt. Queen Elizabeth II. hat einen besonderen Bezug zu Japans Champion-Deckhengst, da er einer Familie der Royal Studs entstammt. Deep Impact ist ein Sohn der Wind in Her Hair (Alzao), Siegerin im Aral-Pokal (Gr. I) und Zweite in den Epsom Oaks (Gr. I), die nächste Mutter Burghclere (Busted) geht noch auf das Zuchtkonto der Queen.

Söhne von Deep Impact sind nicht nur in Japan in der Zucht aktiv. Auf Gr. I-Ebene erfolgreiche Hengste decken mit Saxon Warrior in Irland, Danon Platina in Südafrika und Tosen Stardom in Australien. Hinzu kommen die Shuttle-Hengste Satono Aladdin in Neuseeland, ehemals Real Impact und nun Mikki Isle, Real Steel und Saxon Warrior in Australien.

 Josef Soppa