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Zehnmal: Disqualifikation im Cesarewitch

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 839 vom Freitag, 18.10.2024

Das Cesarewitch, gelaufen am vergangenen Samstag in Newmarket, gehört zu den renommiertesten Handicaps in Großbritannien. Es führt über 3600 Meter, der Besitzer des Siegers bekommt etwas über 90.000 Pfund, 24 Pferde waren am Start. Als Erster passierte diesmal der 33:1-Außenseiter Alphonse Le Grand (Sea The Stars) den Zielpfosten, mit Nase-Vorsprung auf die 7:1-Chance Manxman (Cracksman). Im Sattel von Alphonse Le Grand, den Cathy O’Leary in Irland trainiert, saß der Auszubildende Jamie Powell, der die Peitsche zehnmal einsetzte, was logischerweise die Rennleitung auf den Plan rief. 

Die Rennordnung in Großbritannien ist eindeutig: Vier Peitscheneinsätze zu viel bedeutet eindeutig die Disqualifikation. Geurteilt wird nicht unmittelbar nach dem Rennen. Auf der Insel tagt zweimal die Woche das “whip review committee” (WRC) und schaut sich strittige Rennen an. 

Zum besseren Verständnis nachfolgend die übersetzte und leicht gekürzte offizielle Stellungnahme der British Horseracing Authority:

Nach Durchsicht des Filmmaterials und Befragung des Jockeys stellten die Stewards fest, dass der Reiter seine Peitsche zehnmal eingesetzt hatte, was viermal über der erlaubten Anzahl von sechs Einsätzen in einem Flachrennen liegt. Der Ritt und alle Beweise wurden daher, wie üblich, an den WRC weitergeleitet.

Der WRC tagt jeden Dienstag und Freitag. Nach Prüfung des Rennens und der Beweise hat das WRC bestätigt, dass Jamie Powell die Peitsche 10 Mal eingesetzt hat. Bei allen 10 Einsätzen kam es zu einer Berührung mit dem Pferd, und keiner der Einsätze diente eindeutig und unmissverständlich ausschließlich Sicherheitszwecken.

 

Da 10 Einsätze der Peitsche vier über dem erlaubten Maß liegen, wurde Alphonse Le Grande vom Rennen disqualifiziert. Außerdem wurde Jamie Powell für 28 Tage gesperrt, da es sich um ein Rennen der Klasse 2 mit einem Gesamtpreisgeld von mehr als 150.000 £ handelt. Infolge der Disqualifikation wurde der Sieg im Cesarewitch an den ursprünglich Zweitplatzierten Manxman vergeben. Die Besitzer von Alphonse Le Grande können gegen diese Entscheidung Berufung einlegen, falls sie dies wünschen. Sie haben sieben Tage Zeit, um Einspruch zu erheben, der dann von einem unabhängigen Richtergremium gehört wird.

 

Brant Dunshea, Chief Regulatory Officer der British Horseracing Authority, fügte hinzu: „Die Disqualifikation wurde als Abschreckung gegen den eklatanten Missbrauch der Peitsche eingeführt, um die Fairness der Rennergebnisse und die Wahrnehmung bei den Fans des Sports zu gewährleisten. Sie wurde inzwischen auch von anderen großen Rennsportnationen übernommen. Sie sendet eine klare Botschaft, dass wir den Missbrauch der Peitsche nicht tolerieren. Es gibt einfach keine Entschuldigung dafür, die Peitsche viermal oder öfter als erlaubt einzusetzen. Es ist ermutigend, dass es seit der Einführung der Regel nur so wenige Fälle gab, in denen dies der Fall war, wobei dies erst das dritte Mal war, dass ein Sieger wegen unerhörter Überbeanspruchung der Peitsche disqualifiziert wurde.

Wir verstehen, dass sich einige Kunden fragen werden, warum diese Angelegenheit nicht am Renntag geklärt werden kann, insbesondere diejenigen, die auf den Zweitplatzierten Manxman gesetzt haben. Dies würde jedoch seine eigenen Herausforderungen mit sich bringen, und der Konsultationsprozess der Peitschenüberprüfung hat gezeigt, dass mehrere wichtige Zielgruppen es bevorzugen, dass diese Angelegenheiten außerhalb des Renntages behandelt werden sollten.”

Die beiden bisherigen Disqualifikationen in Großbritannien betrafen kleinere Prüfungen in Market Rasen und Doncaster, wobei ein weniger bekannter Hindernisjockey und eine Amateurrennreiterin betroffen waren.

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