TurfTimes:
Ausgabe 695 vom Freitag, 19.11.2021
Vierzig Bedeckungen pro Jahr – das war in grauer Vorzeit einmal die Zahl, bei der Hengste als ausgebucht galten. Nimmt man diese Marke zum Maßstab, so erfüllen in Deutschland gemessen an den Zahlen von 2021 sieben diese Anforderung, immerhin einer mehr als im vergangenen Jahr, was trotzdem nicht unbedingt mit der Vokabel „Aufschwung“ bedacht werden kann. 17 Hengste haben zwanzig Stuten und mehr gedeckt, akkurat die Zahl des Vorjahres.
847 Bedeckungen wurden insgesamt in Deutschland verzeichnet (2020: 824, 3019: 841), doch könnten es insgesamt sogar weniger sein, denn laut Dr. Hubert Uphaus vom Galopper-Dachverband wurden im vergangenen Jahr rund dreihundert Stuten zur Bedeckung ins Ausland geschickt, 2021 nach dem aktuellen Stand der Dinge nur halb so viel.
Zwei Hengste stehen im kommenden Jahr nicht mehr zur Verfügung, Adlerflug und Lord of England sind bedauerlicherweise eingegangen. Adlerflug hätte ansonsten deutlich mehr Stuten gedeckt, diese wurden dann mitten in der Saison umdirigiert. Es wird aber eine Reihe von neuen Hengsten für 2022 geben, wobei das Interesse an ihnen logischerweise unterschiedlich ist. Wir werden sie in den kommenden Wochen detailliert vorstellen.
Die Nummer eins, was die Quantität anbetraf, ist 2021 Best Solution (Kodiac) geblieben, die Zahl der Bedeckungen ist gegenüber dem Vorjahr nahezu identisch. Zugute kommt ihm zum einen, dass er in einem Gestüt mit vielen eigenen Stuten und auch Pensionsstuten steht, zum anderen, dass von ihm eine doch große Zahl an Deckrechten verkauft wurde. Da ist ein Knick im zweiten Jahr ausgeblieben. Da in Deutschland ein Fohlenmarkt nicht existent ist, gibt es diesbezüglich kein Indiz für etwaiges Interesse an seinen Nachkommen. Anzumerken ist, dass die Söhne von Kodiac, wenn sie denn schon Produkte auf der Bahn hatten, gut vom Start gekommen sind. Ardad und Coulsty sind da zu nennen.
Ein starkes erstes Jahr hatte Waldpfad (Shamardal). Er ging zu einem äußerst günstigen Tarif in den Markt, wurde aber auch massiv von seinem Besitzer, dem Gestüt Brümmerhof unterstützt. Von ihm tragende Stuten haben sich in Iffezheim teilweise ordentlich verkauft, zwei kommen in Deauville in den Ring. Ob er das zahlenmäßige Niveau halten kann, wird sich zeigen.
Isfahan (Lord of England) ist die Nummer drei der Statistik. Nicht nur durch den Derbysieger Sisfahan hatte er ein sehr gutes Jahr, so dass eigentlich nichts gegen eine erneut starke Buchungszahl spricht. Allerdings ist seine Decktaxe deutlich angehoben worden, von 4.500 auf 9.500 Euro. Das könnte den einen oder anderen „kleinen“ Züchter abschrecken, andererseits ist er inzwischen für Züchter interessant, die ihn noch nie gebucht haben. Zudem ist sein erfolgreicher Vater abgetreten.
Soldier Hollow (In the Wings) wird im kommenden Jahr 22 Jahre alt, womit er sicher selektiver eingesetzt wird. Das gilt noch mehr für Areion (Big Shuffle), der noch einmal fünf Jahre älter ist. Protectionist (Monsun) und Reliable Man (Dalakhani) haben 2021 die 40er Marke übertroffen, das sollte auch im nächsten Frühjahr problemlos möglich sein. Der Melbourne Cup (Gr. I)-Sieger hatte ein wichtiges Jahr, ist doch sein erster Jahrgang dreijährig, wobei es Pech war, dass der Gr.-Sieger Lambo früh ausfiel. Mit No More Bolero scheint er jedoch einen sehr guten Vertreter des Jahrgangs 2019 zu haben. Reliable Man steht mit seinen Nachkommen in Deutschland vor nicht ganz einfachen Jahren, denn er war halt einige Zeit in Frankreich. Ariolo und Ardakan sind im Jahrgang 2019 aber sicher spannende Hengste.
Ein Blick auf den mittleren und unteren Bereich der Tabelle zeigt Ito (Adlerflug), der möglicherweise vom Tod seines Vaters profitiert hat, und Iquitos (Adlerflug), bei dem Standortwechsel von Ammerland nach Graditz von Vorteil war, als Gewinner, aber auch Polish Vulcano (Lomitas). Die Jährlingsverkäufe von Ito in Iffezheim waren jedoch gemessen an seiner Decktaxe keineswegs verkehrt, er könnte das zahlenmäßige Niveau halten. Sein Boxennachbar Guiliani (Tertullian) hat mit Tünnes an der Spitze einen offensichtlich starken Jahrgang 2019. Da sollten deutlich mehr als die 13 in diesem Jahr gedeckten Stuten drin sein, zumal der Tarif wie bei Ito mit 3.000 Euro im Vergleich wirklich enorm günstig erscheint.
Für Counterattack (Redoute’s Choice) wird das kommende Jahr, wenn sein erster nördlicher Jahrgang dreijährig ist, enorm wichtig sein, natürlich auch für Brametot (Rajsaman), was mit seinen dann Dreijährigen in Frankreich nicht ganz einfach ist. Von den wenig beschäftigten Hengsten ist noch Millowitsch (Sehrezad) zu erwähnen. Es wird für ihn schwer genug sein, sich mit den wenigen Nachkommen zu profilieren, aber seine Jährlinge hinterließen in Iffezheim durchweg einen guten Eindruck.
Unverändert dürfte Sea the Moon (Sea the Stars) der Hengst sein, der von deutschen Züchtern im Ausland am stärksten herangezogen wurde. Im vergangenen Jahr hatten 47 die Reise in das Lanwades Stud nahe Newmarket angetreten, dieses Frühjahr waren es rund dreißig.
Anzahl der Bedeckungen in Deutschland (im Vergleich zu den Vorjahren)