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Post aus Prag - Klassischer Sieger "hochüberlegen 10"

Autor: 

Martin Cáp

TurfTimes: 

Ausgabe 517 vom Donnerstag, 10.05.2018

Es sah fast wie eine interne Stallwette aus. Zwei von den drei Jockeys am Stall von Andreas Wöhler waren am letzten Sonntag für andere Trainer auf klassischer Szene in Osteuropa unterwegs. Jozef Bojko hatte in Prag wenig Glück, hingegen holte sich Bauyrzhan Murzabayev den Sieg im Budapester Hazafi Díj (1600 m, ca. 6.300 Euro), der ungarischen Version der 1000 Guineas. Auf der in den Farben des Stalles Álmodó Tanácsadó antretenden und vom Erfolgstrainer Gábor Maronka vorbereiteten Medyna (Masterstroke) wehrte Murzabayev in der Schlussphase einen Angriff der Overdose-Tochter Rose Fire ab. Dritte wurde ein 12 000 Euro BBAG-Kauf, die vom Gestüt Trona gezogene Nirwana (Campanologist). Für die Siegerin war es der erste Start in Ungarn, zweijährig stand sie in Polen. Klick zum Video

Bojko versuchte sich nach zwei Jahren wieder in Prag, wo er einst gelernt hatte und im Jahre 1991 seinen ersten klassischen Sieg mit Rozmar in den tschechoslowakischen 2000 Guineas feierte. Im Stutenklassiker Jarní cena klisen (1600 m, ca. 21.500 Euro) saß er auf einer der Favoritinnen, der von Ralf Rohne trainierten Marinka (Planteur). Auf dem extrem schnellen Geläuf kam aber die Stute im Besitz von Nadine Ermashev nicht zurecht und musste sich mit dem neunten Platz zufrieden geben. Besser lief es für La Mia (Samum) aus dem Stall von Stefan Richter, die auf dem fünften Platz noch im Geld landete.

Mit dem Kampf um die vorderen Plätze hatte aber keine von den deutschen Stuten etwas zu tun, der Sieg ging aber an einen deutschen Besitzer. Die für den Stall Westminster Race Horses von Marian Ziburske laufende Lady Westminster (Rip Van Winkle) stellte unter Per-Anders Graberg mit 1:35,85 einen neuen Zeitrekord des Rennens auf. Václav Luka jr. brachte sie zweimal im Herbst heraus, keine der zwei Formen in den französischen Maidenrennen sah gut genug aus und die Stute liess dieses Jahr alle Vorbereitungsrennen aus. „Sie ist eine Klassestute, ich würde mit ihr gerne Listenrennen in Deutschland oder Frankreich versuchen, eine ähnliche Route wie im letzten Jahr mit Partyday nehmen,“ meinte Luka. Lady Westminster war ein 15.000-Euro-Jährlingskauf von Goffs. Zweite wurde Rabbit Havana (Havana Gold), die dritte Carmella (Campanologist) war schon weitere 5 Längen entfernt. Klick zum Video

Die Leistung der Woche gab es allerdings doch in Budapest, wo auch der zweite Frühjahrsklassiker Nemzeti Díj (1600 m, ca. 12.700 Euro), zu sehen. Hier blieb der haushohe Favorit Tour To Paris (Fuisse) nichts seinem Renommee schuldig. Nachdem er das Vorbereitungsrennen Start-Ziel um 12 Längen gewann, setzte er sich diesmal unter Jaroslav Línek mit 10 Längen Vorsprung durch. Die Grundlage für den Erfolg des Schützlings von Sándor Ribárszki war die sehr schnelle erste Hälfte des Rennens, in der niemand mit dem Hengst im Besitz von Dr. Elemér Hammersberg mithalten konnte. In der Zielgeraden konnte sich Tour To Paris leicht lösen. Der Rest kämpfte um den zweiten Platz, der an Muizenberg Rock (Rock Of Gibraltar) ging vor den ungarisch gezogenen Esti Fény (Pigeon Catcher) und Csalán (Out Loud). Klick zum Video

Gleich bei der Saisoneröffnung in der Hindernis-Hofburg in Pardubitz griff der einstige Sieger der Großen Pardubitzer Charme Look (Look Honey) ins Geschehen ein. Der inzwischen 11-jährige Wallach musste aber im Preis der Stadt Pardubitz (4500 m, ca. 5.900 Euro) trotz solider Leistung eine Niederlage einstecken. Die stark laufende Stute Izynka (Look Honey) aus dem Quartier von Cestmír Olehla, zeigte in ihrem bisher schwierigsten Rennen eine Leistung, die Lust auf mehr macht und gewann unter Lukás Matuský locker um 2 1/4 Längen vor dem von Walter Häcker gezogenen Wild Danger (Königstiger) und Charme Look. Fünfter wurde der aus der Zucht von Joachim Erhardt stammende 13-jährige Universe Of Gracie (Pentire).

Die Siegerin, eine Tochter der Grand Prix-Siegerin Izy (Lincoln), wurde in der kleinen mährischen Zucht von Pavel Vrba geboren. Im Training ihres Züchter war sie einige Jahren in Basisrennen unterwegs, bis sie sowie die Disziplin als auch den Trainer wechselte und rasch zu einer Seriensiegerin auf Cross Country-Ebene aufstieg. Sie wurde mit viel Geduld aufgebaut und war bereits eine feste Größe in den Pardubitzer Stutenrennen. Nachdem sie im letzten Jahr ein solches Rennen im Rahmenprogramm der Großen Pardubitzer im Stil „hochüberlegen 14“ gewonnen hatte, war klar, dass sie nun gegen stärkere Gegner antreten muss. „Ob es eine neue Registana ist? Schön wärs, warten wir‘s ab,“ schmunzelte Olehla nach dem Rennen.

Martin Cáp, Prag

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