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Ivanhowe (Soldier Hollow) Gr. II-Sieger im klassischen 178. Oppenheim-Union-Rennen

Überzeugender Sieger im 178. Oppenheim-Union-Rennen. www.galoppfoto.de - Sandra Scherning

Autor: 

Daniel Delius

Das Gestüt Lindenhof, gelegen im Norden Hamburgs, im Speckgürtel der Hansestadt, stand bisher nicht unbedingt im Verdacht, ein großer Investor auf den Auktionen zu sein. Volker Linde, der passionierte und engagierte Gestütschef, hat zwar gelegentlich schon einmal dazugekauft, doch dann in der Regel auf Auktionen im Ausland und ausschließlich im unteren Preisbereich. Die 12.000 Euro, die er am 21. Oktober 2011 in Iffezheim bei der BBAG-Herbstauktion für die damals neun Jahre alte Indigo Girl ausgab, waren für Lindenhofer Verhältnisse schon gutes Geld, aber sie waren bestens angelegt. Das Gestüt Schlenderhan hatte seit längerer Zeit einmal wieder eine Mutterstute in Deutschland in den Ring gebracht und es gab durchaus Interesse. Helmut von Finck hob die Hand, aber auch Linde, der dann am Ende den Zuschlag bekam für eine Stute, die zumindest zum damaligen Zeitpunkt eine sehr undurchsichtige Bilanz in der Zucht hatte. Das hat sich natürlich spätestens seit Sonntag komplett geändert, Indigo Girl ist Mutter des aktuellen Derbyfavoriten Ivanhowe.

Die Stute ist nur zweimal gelaufen, für Trainer Andreas Schütz, der seinerzeit ein kleines Schlenderhaner Kontingent hatte. Beim Debut gewann sie dreijährig Anfang April 2005 über 2100m in Köln, wurde dann Dritte im Preis der Diana (Gr. I), der damals in Hamburg ausgetragen wurde, ihn gewann mit Iota (Tiger Hill) eine andere Schlenderhanerin aus der Familie, trainiert jedoch von Peter Schiergen. Das war es dann schon mit der Rennkarriere von Indigo Girl, die ein Rating von 90,5 kg bekam und natürlich in die eigene Zucht ging. Dort begann es jedoch wenig glücklich. Der damalige Katalog der BBAG führte den Erstling Ignacia (Monsun) mit der Bemerkung "Trainingsunfall" auf, die dann folgenden Irving (Singspiel) und Indigolith (Motivator) waren im Oktober 2011 drei- bzw. zweijährig und noch gar nicht am Start gewesen. Danach kam Ivanhowe. So gehörte denn schon etwas Phantasie dazu, die damals von Adlerflug tragende Stute zu erwerben, auch wenn der Preis absolut akzeptabel war.

Bei den älteren Geschwistern von Ivanhowe hat sich zumindest etwas getan. Ignacia wurde als Zuchtstute nach Frankreich verkauft, dort steht sie bei Jean-Pierre Dubois, ihr Erstling ist eine jetzt im Jährlingsalter befindliche Tochter von Sageburg.  Bei Irving jedoch könnte noch etwas mehr kommen. Er ist vierjährig erstmals gelaufen, hat bei fünf Starts drei Rennen gewonnen und war Vierte in einem Listenrennen in Baden-Baden, er steht unverändert im Training bei Wilhelm Giedt. Nicht so Indigolith, der vergangenes Jahr zwei wenig berauschende Vorstellungen gab, bei ihm ist wie letztlich auch bei Irving nicht alles glatt gelaufen.

Nach Ivanhowe hatte Indigo Girl ein Jahr nicht aufgenommen, hat für Lindenhof 2012 einen Hengst von Adlerflug gebracht, der im Sommer zur BBAG-Jährlingsauktion gehen soll. Im Februar kam ein Hengst von Shirocco zur Welt, auf Dauer wäre für Lindenhof natürlich auch eine Stute sehr interessant. Das könnte Soldier Hollow richten, denn zu diesem war Indigo Girl dieses Jahr gebucht.

Ihr Vater Sternkönig (Kalaglow) hat sich mit den Jahren als sehr guter Mutterstutenvererber entpuppt, Röttgen selbst war auch immer sehr bemüht, Töchter von ihr in der Herde zu halten, Kastila, die Mutter von Kassiano, interessanterweise ein Soldier Hollow-Sohn, und Wild Side, die Mutter von Wild Coco (Shirocco) sind da zwei Beispiele.

Dass Soldier Hollow (In The Wings) eine Woche nach Ars nova erneut den Sieger in einem wichtigen Klassiker-Trial gestellt hat, ist schon erstaunlich. Dabei haben nach unseren Unterlagen erst vier der 25 in 2010 geborenen Soldier Hollow-Nachkommen gewonnen, neben Ars nova und Ivanhowe sind dies Windsor sowie Alamance in der Schweiz. Der Jahrgang 2011 umfasst nur 20 Köpfe und Jährlinge von Soldier Hollow sind 2013 fast schon Raritäten, es gibt nur 17.

Die mütterliche Linie von Ivanhowe ist im Pedigree der Woche ausführlich dokumentiert. Seit geraumer Zeit gibt es auch einen erfolgreichen Zweig in Nordamerika. Die Linie geht zurück auf die 1940 aus Frankreich eingeführte Yonne (Indus), die von Francois Dupré gezogen wurde. Den Preis der Diana hat die Familie mit der erwähnten Iota (Tiger Hill), Idrissa (Tamerlane), Indra (Birkhahn), Jana (Magnat) und Yngola (Chateau Bouscaut), dem Erstling der Yonne, gleich fünfmal gewonnen, in die Nähe eines Derbysieges hat es noch keiner geschafft. So gute Chancen wie Ivanhowe hat aber auch noch nie ein Familienmitglied zuvor gehabt. 

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