TurfTimes:
Ausgabe 742 vom Freitag, 28.10.2022
Drei Gruppen von Käufern beherrschten die viertägige Autumn Horses in Training Sale, die ab Montag im englischen Newmarket auf dem Gelände von Tattersalls über die Bühne ging: Eine starke Fraktion aus dem Mittleren Osten, die für den dort so enorm expandierenden Rennsport Pferde aller Preisklassen erwarben, bis hoch in den sechsstelligen Bereich, dann Trainer und Agenten, die für australische und nordamerikanische Klientel insbesondere bei den qualitativ besseren Angeboten in Aktion traten, und schließlich die britisch-irische Hindernisriege. Auch wenn diese, bedingt durch die Bieter-Konkurrenz aus der ganzen Welt, mehr und mehr in die zweite Reihe rückt, bei Neuerwerbungen inzwischen auch andere Felder bespielt.
Die Mammutauktion, die rund 1.100 Pferde im Ring sah, war bei Redaktionsschluss noch nicht beendet, doch ist sie auf Rekordkurs. Lag der Schnitt pro Zuschlag im vergangenen Jahr, als 1.003 Lots verkauft wurden, bei 31.377gns., so erreichte man diesmal XXXXXgns.
Der Höchstpreis von 850.000gns. war bei einem drei Jahre alten Wallach fällig, der immerhin schon 24 Starts absolviert hat, dabei neun Rennen gewinnen konnte. I’m A Gambler (No Nay Never), den bisher Mark und Charlie Johnston trainierten, ging in die USA, er wird seine Karriere in Kalifornien fortsetzen. “Es ist sehr schwierig, einen soliden Dreijährigen zu finden, er hatte eines der höchsten Ratings aller Angebote und hat genügend interessante Aufgaben in den USA", berichtete Tim Cohen, der den Kaufzettel unterschrieb. Im Sommer konnte der Wallach eine Reihe von besseren Handicaps gewinnen, seinen letzten Treffer landete er Anfang Oktober in einem über 1400 Meter führenden Listenrennen in Redcar.
Auf der Suche nach einem Melbourne Cup-Pferd wurde der Agent Stuart Boman bei dem vier Jahre alten, mehrfach gruppeplaziert gelaufenen Fancy Man (Pride of Dubai) aus dem Stall von Richard Hannon fällig. Für 675.000gns. wird er nach Australien wechseln und demnächst eine Box bei Trainerin Anabel Neasham beziehen. Boman berichtete, dass Neasham sich bei einem Aufruf zweihundert Interessenten gemeldet haben, die sich an einem Pferd beteiligen wollen, was immer es auch kosten würde.
Zahlreiche neue Käufer aus dem Mittleren Osten waren im höheren Bereich tätig, so etwa Wathnan Racing aus Katar, für das Trainer Alban de Mieulle trainiert. Mit Persian Royal (Al Kazeem) für 450.000gns. und Inverness (Highland Reel) für 380.000gns. ersteigerte das Unternehmen jeweils mehrfach siegreiche Dreijährige, für die das Qatar Derby ins Visier genommen wird. Beide kommen aus Handicaps, haben nicht einmal Blacktype, was die Stärke des Marktes unterstreicht. Athbah Racing ist ein neues Unternehmen aus Saudi-Arabien, bisher war es ausschließlich bei den Arabern aktiv. Es ersteigerte über Ex-Jockey Ted Durcan. u.a. One World (Sea The Stars), einen zwei Jahre alten zweifachen Sieger, er kostete 525.000gns.
Das teuerste Pferd aus dem qualitätvollen Coolmore-Lot war der drei Jahre alte Waterville (Camelot), den sein bisheriger Trainer Aidan O’Brien zu Beginn sogar als Derbypferd angesehen hatte. Nach Epsom hat er es zwar nicht geschafft, doch gewann er vor Kurzem das renommierte Irish Cesarewitch, was Gary Mulcaster dazu veranlasste, 410.000gns. für ihn auszugeben. Auch High Definition (Galileo) galt als Epsom-Kandidat, schließlich war er zweijährig in den Beresford Stakes (Gr. II) siegreich. Demnächst wird er jedoch über Sprünge antreten, er wechselte für 350.000gns. von Aidan O’Brien zu dessen Sohn Joseph.
King Charles III trennte sich von mehreren Pferden, wobei der erste Sieger in den königlichen Farben nach dem Tod der Queen, der von Sir Michael Stoute trainierte drei Jahre alte Just Fine für 300.000gns. in den Stall von Gai Waterhouse und Adrian Bott nach Australien wechseln wird. Ebenfalls 300.000gns. erlöste der vom Gestüt Wittekindshof gezogene Ruling (Camelot). Der bisher erst sieben Mal gelaufene vier Jahre alte Sohn der Henkel-Preis der Diana (Gr. I)-Siegerin Rosenreihe (Catcher in the Rye), vergangenes Jahr Listendritter, wechselt aus dem Stall von Joseph O’Brien nach Australien. Wittekindshof hatte ihn als Jährling über Stauffenberg Bloodstock bei Tattersalls für 210.000gns. verkauft. Going Gone (Le Havre), ein vier Jahre alter Sohn der Sea The Moon-Schwester Sea The Sun (Sea the Stars), ein vierfacher Sieger, brachte 330.000gns., es ging in den Mittleren Osten.
Ronald Rauscher tätigte mehrere Käufer für Australian Bloodstock. Der teuerste war der von Earl of Tyrone (Australia), ein Listensieger in Irland, der 300.000gns. kostete.
Aus deutscher Sicht gab es zumindest einen bemerkenswerten Kauf zu vermelden. Christian von der Recke ersteigerte für MBA Racing, der Rennstall von Marion Bell-Andersson, aus dem Godolphin-Lot den vier Jahre alten Movin Time (Fastnet Rock). Der Wallach, der 65.000gns. kostete, war für Trainer Roger Varian zweimal Vierter in Listenrennen gewesen, zuletzt sah man ihn in Royal Ascot in der Öffentlichkeit. Ansonsten gab es eine kleine Zahl von Akquisitionen im unteren Preisbereich.