Gr. I-Sieg für weiße Stute Sodashi in Japan
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TurfTimes:
Die schneeweiße, zwei Jahre alte Sodashi (Kurofune) konnte als in drei Rennen ungeschlagenes Pferd ausgezeichnete Vorleistungen vorweisen, doch dass sie in Japans bedeutendster Prüfung für zweijährige Stuten sogar als Favoritin antrat ist möglicherweise in dem Kultstatus begründet, den sie bei Nippons Rennsportfans genießt. Am vergangenen Sonntag wurde in Hanshin das Hanshin Juvenile Fillies (Gr. I) über 1.600 Meter entschieden, dotiert mit umgerechnet 1,1 Millionen Euro. Die anwesenden 3.473 Besucher erlebten eine spannende Kampfpartie, bei der die beiden meistgewetteten Teilnehmerinnen schließlich gleichauf die Ziellinie passierten. Nach Auswertung des Zielfotos hatte die von Hayato Yoshida gerittene Sodashi gegen Satono Reinas (Deep Impact) nicht nur sprichwörtlich die Nase vorn, der Vorsprung betrug tatsächlich nur wenige Zentimeter. Einen Hals zurück wurde Uberleben (Gold Ship) Dritte.
Mit diesem Sieg dürfte die von Naosuke Sugai trainierte Sodashi, Besitzer und Züchter ist Kaneko Makoto Holdings, so gut wie sicher Championzweijährige der Stuten in Japan werden. Sodashi ist Sanskrit, eine alte indische Gelehrten-Sprache, und bedeutet Ganzheit, Reinheit und Ausstrahlung. Weiß wie ihr Fell ist nun auch nach vier Starts noch ihre Weste. Obwohl Sodashi ein Dirt-Pedigree hat, wurde sie bisher nur auf Gras aufgeboten. Nach ihrem Debüterfolg gewann sie zwei Gr. III-Rennen.
Weiße Pferde kommen im Gegensatz zu Schimmeln bereits weiß auf die Welt, doch sind sie keine Albinos. Sodashi ist in ihrer Mutterlinie weiß in dritter Generation. Ihre Mutter Buchiko (King Kamehameha), eine vierfache Siegerin, ist offiziell weiß, dabei ähnlich wie ein Dalmatiner gesprenkelt. Als Mutation war diese äußerst seltene Fellfarbe bei der nächsten Mutter Shirayukihime (Sunday Silence) entstanden, ein Nachkomme zweier schwarzbrauner/brauner Eltern. Die platziert gelaufene Shirayukihime hat eine Dynastie weißer Pferde in Japan gegründet, von ihren eigenen zwölf Fohlen wurden zehn weiß geboren. Dem Shirayukihime-Clan, eine in den japanischen Medien benutzte Bezeichnung, entstammen zwei weitere Gruppe-Sieger. Der weiße Hayayakko (King Kamehameha) schaffte seinen Gr. III-Erfolg auf Sand, der eigentlichen Domäne der weißen Sippe. Ungeschlagen wie Sodashi war die zweijährige braune Meikei Yell (Mikki Isle) in das Hanshin Juvenile Fillies gegangen, wo die zweimalige Gr. III-Siegerin Platz vier belegte.
Es erübrigt sich fast zu sagen, dass Sodashi das weltweit erste weiße Pferd ist, das ein Gr. I-Rennen gewinnen konnte. Dank Shirayukihime ist Japan im internationalen Vergleich recht gut mit weißen Pferden ausgestattet. Von den 8.188 derzeit bei der Japan Racing Association (JRA) registrierten Rennpferden sind 8 und somit 0,1% weiß. Gepaart mit dem weißen Kultpferd Yukichan (Kurofune) aus dem Shirayukihime-Clan zeugte auch Novellist (Monsun) einen solchen Exoten. Leider musste die Stute Latte Macchiato zweijährig nach einem Trainingsunfall aufgegeben werden. Als weiß registriert hatte sie fuchsfarbene Flecken an Hals, Schulter und Rücken.
Der 1896 in den USA geborene White Cross ist, soweit bekannt, der erste als weiß registrierte Vollblüter der Welt. Seine Eltern waren der Fuchshengst Palestine und die Rappstute Black Girl. Für viel Gesprächsstoff sorgte eine 1925 von Leo Lewin im Gestüt Römerhof gezogene Stute, die weiß geboren wurde. Sie stammte von dem dunkelbraunen Hengst Pergolese (Festino), ein auch in der Zucht erfolgreicher Großer Hansa-Preis-Sieger, und der braunen Stute Lonja (Majestic). Passenderweise wurde der Name Woher? für sie eingetragen. Es gab kritische Stimmen, die behaupteten, ihre Fellfarbe hätte sie einem Probierhengst zu verdanken. Doch Zweifel an ihrer Abstammung konnte sie gleich beim ersten Start widerlegen. Ganz überlegen kam Woher? beim Rennbahndebüt in Düsseldorf gegen sieben Gegner zum Zuge, insgesamt soll sie vier Rennen gewonnen haben. Bis heute wurde hierzulande keine weitere Geburt eines weißen Vollblüters bekannt. Der Schimmelhengst Reliable Man (Dalakhani), im kommenden Jahr wieder im Gestüt Röttgen aktiv, hat in Neuseeland einen weißen Nachkommen gezeugt. Die noch in Training befindliche fünfjährige Stute Luminous hat mit Keenly (Keeninsky) eine braune Mutter. Luminous ist schneeweiß und hat bei bisher 13 Starts zwei Rennen gewonnen, Dritte war sie in den Royal Stakes (Gr. II) in Ellerslie.
Josef Soppa