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Goffs - Godolphin vor Coolmore

Zwei Millionen Euro brachte dieser Frankel-Hengst. Foto: Goffs

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 837 vom Freitag, 04.10.2024

Zumindest im oberen Preisbereich ist die Welt der Auktionen zumindest halbwegs noch in Ordnung. Das zeigte sich im ersten Teil von Irlands wichtigster Jährlingsauktion, der Goffs Orby Sale, die geteilt war, in ein zweitägiges “Book 1” und ein ebenso langes “Book 2”, das für diesen Donnerstag und Freitag angesetzt war. 

Unstrittig ist die Qualität dieser Auktion und so waren erwartungsgemäß natürlich alle Schwergewichte der Szene vor Ort. Als am Mittwochabend Bilanz gezogen wurde, wurde ein Schnitt pro Zuschlag von 128.594 Euro berechnet, ein Plus von fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr. Von 466 Lots fanden 397 für etwas mehr als 51 Millionen Euro einen neuen Besitzer, wobei der Katalog etwas weniger umfangreich war als 2023. 

Um den Salestopper stritten sich dann auch die Größen der Branche. Es war ein vom Croom House Stud angebotener Frankel-Sohn der Listensiegerin und mehrfach gruppeplatziert gelaufenen Loch Lein (Invincible Spirit), ein Erstling. Ein Schwung Blacktype-Pferde steht unter der Mutter, wie etwa der Gr. I-Sieger und Deckhengst Bandini (Fusaichi Pegasus) oder Lord North (Dubawi). Am Ende waren es zwei bestens bekannte Parteien, die sich um den Hengst stritten, Godolphin und Coolmore. Als Anthony Stroud für das Unternehmen von Scheich Mohammed ein Gebot von zwei Millionen Euro abgegeben hatte, war die Sache für MV Magnier erledigt. Godolphin bekam den Zuschlag und Stroud wurde nicht müde, die Vorzüge des Neueinkaufs zu betonen, der natürlich demnächst eine Box bei Charlie Appleby in Newmarket beziehen wird. 

 

Starkes Engagement von Godolphin

 

Godolphin war mit Abstand der stärkste Käufer der Auktion. Vier der zehn teuersten Jährlinge wurden erworben, darunter die Top drei, insgesamt summierte sich der Einkauf auf sieben Jährlinge für 5,27 Millionen Euro. 

Eine glatte Million kostete ein weiterer Frankel-Nachkomme, diesmal eine Stute, angeboten von Kirsten Rausings Staffordstown Stud. Sie ist eine Schwester der mehrfachen Gr.-Siegerin Sandrine (Bobby’s KItten) aus einer Familie, die von Rausing schon längere Zeit erfolgreich in ihrer Zucht pflegt. Die Mutter ist eine vierfache Siegerin von Pivotal, die zweite Mutter Starlit Sands (Oasis Dream) war Gr. III-Siegerin. 

900.000 Euro legte Godolphin für einen vom Norelands Stud angebotenen Sea The Stars-Hengst aus einer starken Schlenderhaner Linie an. Die Mutter ist die nicht gelaufene Holy Amaretta (Holy Roman Emperor), Tochter wiederum der Preis der Diana (Gr. I)-Siegerin Amarette (Monsun), die in mehreren Generationen bisher elf Blacktype-Pferde gebracht hat, darunter die Deckhengste Alson (Areion) und Ancient Spirit (Invincible Spirit). Amarette war 2015 nach Irland gegangen, hatte dort noch zwei Nachkommen, die beide nicht gelaufen sind, darunter eben auch Holy Amaretta. Diese steht im Besitz von Sunderland Holding der Familie Tsui, sie hatten sie 2019 bei Goffs gekauft. Der Erstling der Stute, eine Sea The Stars-Stute, brachte vergangenes Jahr bei Tattersalls 145.000gns., also nur einen Bruchteil des Erlöses ihres rechten Bruders, bei dem interessanterweise auch MV Magnier der Unterbieter war. Anthony Stroud, der den Kaufzettel für Godolphin unterschrieb, betonte anschließend auch die mütterliche Abstammung des Hengstes: “Es sind alte, sehr gute deutsche Blutlinien, die eine lange Geschichte haben und immer außergewöhnlich harte Pferde herausbringen.” Der vierte Godolphin-Kauf, der unter den Top Ten zu finden war, ist ein Wootton Bassett-Hengst aus einer gruppeplatziert gelaufenen Holy Roman Emperor-Stute, er kostete 600.000 Euro. Stroud betonte, dass er ganz gezielt Nachkommen von “proven sires” gesucht habe. 

 

Neue und alte Käufernamen 

 

Ein in jüngerer Zeit größer eingestiegenes Unternehmer ist Agrolexica International Trading, eine in den NIederlanden registrierte Firma mit osteuropäischem Hintergrund.  Dem Vernehmen nach steht dahinter Konstantin Zgara, der in Polen unter dem Namen Millennium Stud Pferde im Training hat. Für 850.000 Euro ersteigerte dessen Beauftragter, der in Frankreich sitzende Grieche Ananias Antoniades eine Blue Point-Tochter aus der Listensiegern Bloomfield (Teofilo), wobei Cracks wie Auguste Rodin (Deep Impact) im Pedigree zu finden sind. Zudem gab es aktuell ein Update, denn der zwei Jahre alte Bruder Bay City Roller (New Bay) hat gerade die Champagne Stakes (Gr. II) in Doncaster gewonnen. Die Stute soll zu Joseph O’Brien ins Training kommen. Auch unter dem Namen Millennium Stud wurden Jährlinge gekauft.

Es gab aber auch vertrautere Namen in der Käuferliste. Juddmonte ersteigerte für 750.000 Euro einen Lope de Vega-Bruder der mehrfachen Gr. I-Siegerin Saffron Beach (New Bay). Hugo Merry war für das Blue Diamond Stud von Imad Sagar, der im vergangenen Jahr mit Eleganz (Adlerflug) die Salestopperin gekauft hatte. zweimal im höheren Bereich tätig. Für 640.000 Euro ersteigerte er eine Night of Thunder-Stute mit einem starken nordamerikanischen Pedigree, die Schwester war Gr. II-Siegerin in den Staaten, 450.000 Euro kostete ein New Bay-Hengst, dessen Schwester Lumiere (Shamardal) die Cheveley Park Stakes (Gr. I) gewinnen konnte. Blue Diamond war aber auch als Verkäufer tätig. Verkauft wurde für 780.000 Euro ein Frankel-Hengst aus einer Schwester des Breeders’ Cup Mile (Gr. I)-Siegers Order Of Australia (Australia), hier unterschrieb Oliver St. Lawrence für Interessenten aus Bahrain den Kaufzettel. 

Yulong, bei den diesjährigen Auktionen noch etwas zurückhaltend, zeigte seine Präsenz mit dem Kauf einer Night of Thunder-Stute für 600.000 Euro. Nicht verkauft hingegen wurde die über Stauffenberg Bloodstock angebotene Salonglaenzende (Gleneagles) aus dem Gestüt Wittekindshof. Die Tochter der Salonlöwe (Lawman) blieb bei 95.000 Euro hängen. Coolmore war natürlich auch rege, aber mehrfach - siehe oben - musste man sich als Unterbieter geschlagen geben. 

 

“Book 2” startet realistisch

 

Deutlich anders, was die Preisgestaltung anbetrifft, präsentierte sich natürlich “Book 2”. Bei Redaktionsschluss war es ein Acclamation-Bruder des Prix Robert Papin (Gr. II)-Siegers Family One (Dubai Destination), der für 80.000 das teuerste Pferd war. Er wird eine Box bei Johnny Murtagh beziehen. 

Ein Pferd mit deutschem Hintergrund erwarb Marian Ziburske von Westminster Racehorses. Es war eine In Swoop-Stute aus der vom Gestüt Auenquelle gezogenen Vive Marie (Jukebox Jury), die in Australien siegreich war und in Deutschland mehrere Listenplatzierungen erzielen konnte. Es ist die Familie des Gr.-Siegers und Deckhengstes Vif Monsieur (Doyen). Die Stute kostete 20.000 Euro.

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