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Deutsches Trio greift in Mailand nach Gruppe I-Sieg

Amaron (Davy Bonilla) beim Aufgalopp vor dem französischen Derby. Foto: www.galoppfoto.de - Sandra Scherning

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Turf aktuell

Es ist manchmal schon verblüffend, wie stark sich die Qualität des Starterfeldes einer europäischen Gruppe I-Prüfung wandeln kann. Im Zusammenhang mit der Jubiläumsauflage des Kölner Europa-Preises am vergangenen Wochenende wurde viel über die abnehmende Internationalität und Qualität der letzten Gruppe I-Prüfung auf deutschem Boden in diesem Jahr diskutiert. An diesem Wochenende zeigt der auf der Mailänder Rennbahn ausgetragene Premio Vittorio di Capua (Gruppe I, 1600m, 209.000€), dass sinkende sportliche Attraktivität nicht nur ein deutsches Thema ist. Auch in Italien zwingen die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des Turfs die Verantwortlichen zu spürbaren Einschnitten bei den Renndotierungen. Stand beispielsweise 2004 noch eine Gesamtdotierung von 330.000 Euro über dieser Meilenprüfung der höchsten Kategorie, waren es in den letzten drei Jahren immerhin noch 297.000 Euro, so wurde in 2012 auf 209.000 Euro abgesenkt. Das ist zwar immer noch knapp 35 Prozent mehr als bei hiesigen „normalen“ Gruppe I-Rennen, doch offensichtlich zu wenig, um profilierte Meilen-Cracks von der Insel oder aus Frankreich auf die Rennbahn San Siro zu locken.

Noch im Vorjahr lautete der Einlauf „Dick Turpin vor Cityscape und Vanjura“, was dokumentiert, welches Format diese Prüfung besaß. Egal, welche drei Namen sich am Sonntag auf den ersten drei Plätzen wiederfinden werden, einen vergleichbaren internationalen Stellenwert werden sie nicht repräsentieren. Nur zwei der sieben Starter traten bislang überhaupt in einer Gruppe I-Prüfung an, sich platzieren oder gar siegen konnte noch keiner auf diesem Parkett. Gestüt Winterhauchs Amaron (Mirco Demuro) aus dem Kölner Quartier von Andreas Löwe versuchte es nach seinem Erfolg im Krefelder Busch-Memorial zweimal in französischen Klassikern und erzielte im Hengste-Klassiker auf der Meile mit seinem 4. Rang zumindest einen Achtungserfolg. Nach einer längeren Pause im Anschluss an das französische Derby schien er im Oettingen-Rennen noch nicht ganz im Vollbesitz seiner Kräfte. Sein 5. Rang war nicht ganz das, was man sich erhofft hatte. Wenn er jetzt wieder an die Frühjahrsform anknüpfen kann, könnte ein erster Gruppe I-Treffer des Shamardal-Sohnes in der schwachen Mailänder Konkurrenz durchaus möglich sein.

In Baden-Baden blieb Stall Nizzas Amarillo (Andrasch Starke) als Vierter knapp vor Amaron. In Mailand wird der Schiergen-Schützling, der in dieser Saison sehr konstant ins Vorderfeld läuft, doch nur beim Saisondebüt auf Listenebene den Sieg von der Bahn entführen konnte, danach trachten, dies zu wiederholen, um zumindest in der Hierarchie der deutschen Dreijährigen den Spitzenplatz unter den Meilern zu sichern. In allen vier Gruppe-Rennen auf der Meile, die der Holy Roman Emperor-Sohn in diesem Jahr bestritt, endete er im Geld und musste noch keinen deutschen Dreijährigen vor sich dulden.

Als Dritte im deutschen Trio der Mailand-Starter versucht die letztjährige „Winterkönigin“ Monami (Cristian Demuro) die ernüchternden letzten Starts wieder gerade zu rücken und kehrt erstmals seit ihrer Youngster-Saison auf die Meilendistanz zurück. Mehr als eine Außenseiterrolle ist ihr daher nicht zuzubilligen.

Das heimische Aufgebot der Gastgeber besteht ebenfalls aus einem Trio. Der stärkste Italiener dürfte der 3jährige Malossol (Umberto Rispoli) aus dem Quartier von Giuseppe Botti sein. Der Rahy-Sohn gewann im Frühjahr den Premio Paroli auf Gruppe III-Ebene, das italienische Pendant des Mehl-Mülhens-Rennens. Sein anschließender Auftritt in einem französischen Meilenrennen auf Gruppe III-Parkett endete allerdings mit einem ernüchternden letzten Platz. Die beiden anderen Vertreter der Hausherren, der ebenfalls aus dem Derby-Jahrgang stammende Silent Killer (Fabio Branca) und der zwei Jahre ältere Storming Loose (Dario Vargiu), sind Debütanten auf Gruppe-Level. Silent Killer konnte sich zumindest einen Namen als Seriensieger machen, als er die letzten drei Starts – einen davon in einem Listenrennen - siegreich gestaltete, während es für Storming Loose der berühmte Griff nach den Sternen ist.

Als einziger Ausländer neben den deutschen Gästen präsentiert sich in Mailand der aus Frankreich anreisende King Air (Jamie Spencer). Der 5jährige Kingsalsa-Sohn hat sich seine bisherigen Meriten primär auf Handidap-Level erworben und dabei insgesamt schon mehr als 126.000 Euro verdient. Erst seine letzten beiden Starts fanden in der Listen- und Gruppe-Klasse statt, wobei ein 3. Platz in einem Gruppe III-Rennen in Deauville die beste Ausbeute darstellt. Normalerweise wäre mit solchen Referenzen der Sprung in die Gruppe I-Klasse nicht vorstellbar, doch angesichts der Konkurrenz wäre es wohl doch kein Sensationssieg, wenn der Fünfjährige, dessen erster Rennbahnerfolg sich auf der Provinzbahn in Tours ereignete, nun bei seinem ersten Auslandsstart zum Gruppe I-Sieger avancieren würde.

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