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BBAG-Jährlingsauktion 2017: Überraschungen und neue Stars

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 484 vom Donnerstag, 07.09.2017

Genau zweimal brandete am Freitag in der BBAG-Auktionshalle in Iffezheim Beifall auf. Als Auktionator John O’Kelly bei dem rechten Bruder von Dschingis Secret bei 500.000 Euro den Hammer fallen ließ – was nicht unbedingt als Überraschung durchging. Und als ein Sea The Moon-Hengst aus dem Gestüt Görlsdorf für 460.000 Euro verkauft wurde – zumindest in dieser Höhe weniger erwartet.

Es waren die Höhepunkte von Deutschlands wichtigster Auktion von Vollblutpferden. Durchgeführt in Iffezheim bei besten äußeren Bedingungen vor einer bemerkenswerten Kulisse von Interessenten aus aller Herren Länder. Die Auktion ist inzwischen ein „must be“ für jeden ernsthaften Käufer weltweit geworden, was den hohen Standard der deutschen Vollblutzucht aufzeigt.

Ob es dann am Ende eine sehr gute, mittelgute oder durchschnittliche Auktion war, mag jeder für sich beurteilen und liegt im Blick des Betrachters. Es gab Anbieter, die mit hocherhobenem Haupt aus der Halle gingen, andere fuhren unzufrieden nach Hause. Wie eigentlich jeden Sommer.

Schaut man sich die Ergebnisse der letzten fünf Jahre an, so war das Ergebnis so verkehrt eigentlich nicht. Im Vergleich zum Vorjahr ergab sich ein kleines Minus bei den relevanten Zahlen, aber es ist deutlich besser als etwa 2015.

 

Erwarteter Salestopper

 

Vor der Auktion schien sich der Eindruck zu verdichten, dass zwar eine ganze Reihe von sechsstelligen Zuschlägen möglich seien, dass es aber vielleicht an einem echten Star fehlen würde. Doch da hatte man sich gleich zweimal getäuscht. Denn zum Salestopper wurde nicht unerwartet der vom Gestüt Park Wiedingen angebotene rechte Bruder von Dschingis Secret. Der Soldier Hollow-Sohn, ein athletischer, kräftiger Hengst, hatte natürlich einen sechsstelligen Reservepreis und es war klar, dass Horst Pudwill, der Investor aus Hong Kong, der noch nie eine deutsche Rennbahn betreten hat, Besitzer von Dschingis Secret ist, Interesse zeigen würde. Aber Bernd Dietel, der Pudwills Interessen in Deutschland vertritt und die meisten seiner Käufe getätigt hatte, war nicht auf dem Auktionsgelände zu sehen.

Doch hatte man eine andere Form gefunden, um sich das Pferd zu sichern, in Form von Carola Ortlieb. Die BBAG-Geschäftsführerin hatte auf den Presseplätzen Platz genommen und war fernmündlich mit Pudwill verbunden. Es wurde zu einem Duell zwischen ihr und einer bisher nicht in Erscheinung getretenen Interessentin fernöstlicher Provenienz. Die Dame – siehe Foto – bediente sich zum Bieten eines Flyers der Südwestdeutschen Rennvereine. Was letztlich nicht zum Erfolg führte. Carola Ortlieb bekam bei einer halben Million Euro den Zuschlag und war froh, als es vorbei war: „Es war unheimlich laut in der Halle, ich habe am Telefon kaum etwas verstanden.“ Immerhin konnte sie verkünden, dass der Name des jungen Hengstes Dschingis Revenge sein würde, dass sein Ziel das Deutsche Derby 2019 sei und dass er in den Stall von Markus Klug wechseln wird. Zumindest die letzten beiden Aussagen waren nun nicht unbedingt überraschend. Wie auch immer: Für Helmut von Fincks Gestüt Park Wiedingen war es ein grandioser Verkaufserfolg.

 

Das enorme Interesse an Sea The Moon

 

Dass ein „freshman Sire“ stets auf besonderes Interesse stößt, ist selbstverständlich und nach einer Inspektion der ersten Jährlinge von Sea The Moon hatte man einen mehr als positiven Eindruck gewinnen können. Doch dass der Hengst mit der Lot-Nummer 49, ein Bruder des erstklassigen Stehers Fun Mac (Shirocco), auf 460.000 Euro klettern würde, hätte wohl niemand gedacht, selbst nicht das anbietende Gestüt Görlsdorf, das mit einem niedrigen sechsstelligen Betrag wohl mehr als zufrieden gewesen wäre. Doch das internationale Interesse war enorm, von Nicolas Clement bis zu dem erstmals in Iffezheim anwesenden australischen Agenten Justin Bahen, am Ende waren Trainer Wido Neuroth und Tom Goff von Blandford Bloodstock, die die Angelegenheit unter sich ausfochten.

Der Hammer fiel schließlich zu einem stolzen Preis für einen Nachkommen eines First Season Sires. „Ich habe ihn für Godolphin gekauft“, war die erste Reaktion von Tom Goff, „Sea The Moon war ein so brillanter Derbysieger und mein Partner Richard Knight war daran beteiligt, ihn im Lanwades Stud aufzustellen. Außerdem war dieser Jährling ein toller Typ, wir wollten ihn unbedingt haben.“ Tags zuvor war Trainer John Gosden auf dem Auktionsgelände, nicht unmöglich, dass er ihn ins Training bekommen wird.

 

Weitere ausländische Käufe

 

Tom Goff war aber längst noch nicht fertig bei seinen Ankäufen für Godolphin. 200.000 Euro legte das Unternehmen von Scheich Mohammed für einen Sea The Stars-Hengst aus der Intimhir (Muhtathir) auf den Tisch, ein Vertreter der Karlshofer S-Familie. Anbieter war das Gestüt Brümmerhof, doch handelte es sich um ein Sharing, Gregor Baum selbst war bis kurz vor den Toresschluss unter den Bietern. „Ein ganz frühes Fohlen ist er nicht, er wird auch mit Blick auf die mütterliche Linie alle Zeit der Welt bekommen“, kommentierte Goff seinen Kauf, „wir mögen den Vater sehr, hier hat er einen tollen Hengst gebracht.“

Das Gestüt Wittekindshof hatte mehrere Stuten mit erstklassigen Papieren nach Iffezheim gebracht, an der Spitze eine Mastercraftsman-Stute aus der Nina Celebre (Peintre Celebre), mithin eine Schwester des Hong-Kong Stars Pakistan Star. Diverse deutsche und irische Parteien – auch Coolmore – waren interessiert, den Zuschlag erhielt aber Bertrand le Metayer bei 235.000 Euro. Auch wenn er es nicht direkt sagte, dürfte der Kauf für das katarische Al Shahania Stud gewesen sein, es geht Richtung Frankreich. „An der Mutterlinie kann man nicht vorbeigehen, wir wollten sie unbedingt haben“, erklärte der französische Agent.

 

Starke Stuten

 

Ohnehin war das diesjährige Stutenangebot in Iffezheim sehr stark. Zweimal fiel der Hammer in diesem Bereich bei 180.000 Euro. Das war zunächst bei Nouvelle Lune (Soldier Hollow) der Fall, einem Görlsdorfer Angebot, bei dem sämtliche Mütter Black Type-Siegerinnen waren. Peter Doyle, längst schon Stammgast in Iffezheim, ersteigerte sie im Auftrag von Wido Neuroth, sie dürfte demnächst in den Farben des Stalles Perlen antreten.

Eine herausragende Stute aus der Zucht von Dr. Klaus Schulte kam über das Gestüt Etzean später am Nachmittag in den Ring. Es war Aida (Holy Roman Emperor), Vertreterin einer erfolgreichen Schlenderhaner Linie, die das Interesse vor allem deutscher Käufer erregte. Am Ende kostete sie 180.000 Euro, HFTB Racing von Holger Faust bekam den Zuschlag im Auftrag von Darius Racing. Dr. Stefan Oschmann war an diesem Tag rege tätig, er hatte einen neuen spanischen Partner aus dem Polo-Sport an seiner Seite, „wir haben einige Pferde zusammengekauft“, erklärte er. Dazu zählte auch eine Teofilo-Stute aus Karlshof, sie kostete 100.000 Euro. Eine Mamool-Stute aus der Ormita wird Oschmann allerdings vor Probleme stellen: „Alle unsere Pferde haben persische Namen. Aber im Persischen gibt es keine Wörter mit ‚O‘!“

Fußbal-Manager Klaus Allofs konzentrierte sich wie immer auf das Angebot der Stiftung Fährhof, wurde jedoch nur einmal fündig. Das war bei einer Mastercraftsman-Stute aus der Listensiegerin Goiania (Oasis Dream), die 140.000 Euro kostete. Fährhof ist bei der anstehenden October Yearling Salde in Newmarket mit weiteren Jährlingen vertreten, Allofs soll auch an ihnen interessiert sein .

 

Nur einer für Hong Kong

 

Mark Richards, der Beauftragte des Hong Kong Jockey Clubs, war in den vergangenen Wochen in Deauville und Doncaster bereits sehr rege gewesen. In Iffezheim langte es nur zu einer Akquisition. Er unterschrieb den Kaufzettel über 200.000 Euro für einen Kodiac-Sohn, der als Jährling bei Tattersalls 50.000gns. gekostet hatte, somit für den damaligen Käufer Justin Casse und sein Team einen guten Gewinn bedeutete. Stauffenberg Bloodstock hatte ihn für die Auktion vorbereitet. „Wir hätten gerne mehr gekauft, aber der Typ von Pferd, den wir suchen war gefragt und dementsprechend teuer“, gab Richards zu Protokoll.

 

Viele deutsche Käufer

 

Genau 69 individuelle deutsche Käufer tauchten in der Abrechnungsliste auf, ein sicher mehr als solider Wert. Dazu zählte der Dortmunder Stall Mandarin, dessen Pferde von Yasmin Almenräder in Mülheim/Ruhr trainiert werden. Teuerster Kauf war ein Sea The Moon-Sohn aus der Zucht des Wellsummers Stud im englischen Wiltshire, der 140.000 Euro kostete. Eigner James Stewart war anschließend mehr als erfreut über die Entscheidung, dass er den Hengst nach Deutschland zur Auktion gebracht hatte und dort über das Gestüt Westerberg anbot.

Der Stall Helena von Rolf Brunner verstärkte sich mit zwei exzellent gezogenen Stuten im oberen Preisbereich. Aus dem Bestand des Gestüts Wittekindshof wurde eine Teofilo-Tochter aus der „Winterkönigin“ Swordhalf für 130.000 Euro erworben. 64.000 Euro kostete eine von der Stiftung Gestüt Fährhof angebotene Iffraaj-Stute aus der Listensiegerin Nianga.

Der Stall Salzburg von Hans-Gerd Wernicke war einmal aktiv, bei einem vom Gestüt Etzean angebotenen Mastercraftsman-Bruder zum Gr. I-Sieger Sirius, er kostete 110.000 Euro. Peter-Michael Endres ersteigerte in seinem und im Namen des Gestüts Auenquelle mehrere Pferde. 110.000 Euro legte er für eine Australia-Tochter der Gr. III-Siegerin Diamond Dove an, angeboten vom Gestüt Westerberg. Dass die Stute nicht die Größte war, störte ihn keineswegs. „Gonbarda war auch so klein. Das hat sie nicht davon abgehalten, für Auenquelle Gruppe I-Rennen zu gewinnen“, konstatierte er.

 

Die kompletten Ergebnisse und Statistiken der Auktion sind unter www.bbag-sales.de einsehbar.

 

Im Folgenden werfen wir einen Blick auf die Deckhengste, deren Nachkommen verkauft wurden. Erwähnt werden aber nur die Hengste mit fünf oder mehr Angeboten im Ring.

 

Sea The Moon

Der im Lanwades Stud aufgestellte Hengst war enorm stark gefragt. 14 der angebotenen 15 Nachkommen wurden zu einem Schnitt von 95.071 Euro verkauft, das ist bei einer Decktaxe von 15.000 Pfund 2015 ein herausragender Wert. An der Spitze steht natürlich der Görlsdorfer Sohn der Favorite mit einem Zuschlag von 460.000 Euro.

Es zeigte sich einmal mehr, dass die Käufer gerade Hengste mit dem ersten Jahrgang besonders in Visier nehmen – man könnte ja etwas verpassen. Dass Sea The Moon gerade in Deutschland besonders populär sein würde, war zu vermuten, doch kamen die Käufer auch aus dem Ausland. Interessant ist natürlich jetzt das Käuferverhalten bei Tattersalls. Hier kommen von Book 1 bis Book 3 gleich 23 Jährlinge von ihm in den Ring. Fünf sind es bei Goffs Orby Sale in Irland.

 

Soldier Hollow

Ihm gehörten insofern die Schlagzeilen, da er den vom Gestüt Park Wiedingen angebotenen Salestopper stellte. Das verschaffte ihm auch einen Schnitt von 90.857 Euro pro Zuschlag. Doch wurden von 15 Angeboten nur sieben zugeschlagen. Der eine oder andere Anbieter hatte sich scheinbar doch etwas mehr ausgerechnet. 2016 waren noch 28 „Soldier Hollows“ im Ring, 23 wurden zu einem Schnitt von 65.217 Euro abgegeben.

 

Mastercraftsman

Für eine deutsche Jährlingsauktion waren ungewöhnlich viele Nachkommen des Coolmore-Hengstes im Ring. Von acht Angeboten wurden sechs zu einem Schnitt von erstaunlichen 104.500 Euro verkauft – allerdings betrug seine Decktaxe 2015 auch 40.000 Euro. Es waren in Iffezheim aber sehr attraktive Individuen mit guten Papieren im Ring – ein Beispiel war die Wittekindshofer Pakistan Star-Schwester, die für 235.000 Euro nach Frankreich ging.

 

Dabirsim

Es war klar, dass die Hengste und Stuten des im Haras de Grandcamp aufgestellten Dabirsim nach dem Blitzstart seiner Zweijährigen stark gefragt sind, das hat sich schon in Deauville gezeigt. Neun von zehn seiner Angebote wurden zu einem Schnitt von 58.111 Euro verkauft. Nicht schlecht bei einer Decktaxe von damals 9.000 Euro, die im kommenden Jahr deutlich erhöht wird, im Bereich 25.000/30.000 Euro liegen soll. Zu den Käufern zählte auch der Ecurie Normandie Pur-Sang von Dabirsim-Eigner Simon Springer Ein Blick auf 2016 zeigt, dass die Käufer damals noch zögerlich agiert haben. Von acht Dabirsim-Jährlingen wurden damals fünf zu einem Schnitt von 28.400 Euro verkauft.

 

Maxios

Vor einem Jahr waren seine Nachkommen in Iffezheim stark gefragt. 17 von 18 Offerten fanden zu einem Schnitt von 71.235 Euro einen neuen Besitzer. Dieses hohe Niveau, ausgehend von einer Decktaxe von 10.000 Euro, konnte nicht gehalten werden. 14 von 23 Maxios-Jährlingen wurden  zugeschlagen, der Schnitt lag bei 31.933 Euro. Es ist ohnehin eine Tendenz, dass gerade der zweite Jahrgang im Ring zurückhaltend beurteilt wird, zumal die Nachkommen des Monsun-Sohnes nicht unbedingt 1000-Meter-Zweijährige sind. Auch wenn der für skandinavische Kunden tätige Börje Olsson darauf hinwies, dass zwei von ihm gekaufte Maxios-Zweijährigen bereits gewonnen haben – man müsse sie nur laufen lassen. Anzumerken ist auch, dass 2016 Maxios-Anteilseigner den Hengst auch gestützt haben.

 

Pastorius

Mit sechs Jährlingen war das Angebot übersichtlich, fünf Zuschläge wurden zu einem Schnitt von 34.800 Euro verkauft. Das ist bei einer damaligen Decktaxe von 6.000 Euro absolut vorzeigbar. Es liegt im Bereich wie 2016, als alle acht Jährlinge im Ring zu einem Schnitt von 33.625 Euro abgegeben. Das Interesse an ihm hat also im zweiten Jahr keineswegs nachgelassen.

 

Jukebox Jury

Der Etzeaner Deckhengst war in diesem Jahr trotz vieler Sieger auf der Bahn nicht so nachgefragt wie 2016. Vor Jahresfrist erreichten neun Zuschläge einen Schnitt von 32.555 Euro, diesmal lag dieser bei 19.321 Euro, acht von elf Jährlingen wurden verkauft.

 

Lord of England

Auch der andere in Etzean stehende Hengst, immerhin mehrfacher Gr. I-Vererber, musste bei den relevanten Zahlen einen Rückgang hinnehmen. Von 37.600 Euro (sechs Zuschläge) ging der Schnitt bei allerdings auch nur vier von sechs verkauften Jährlingen auf 25.250 Euro zurück.

 

Reliable Man

Nur vier von neun seiner Angebote wurden verkauft, der Schnitt lag bei 24.125 Euro. Zwei Tage später, nach dem souveränen Sieg von Narella im Steinhoff Zukunfts-Rennen, hätte es vielleicht etwas anders aussehen, so hielt man sich beim zweiten Jahrgang noch zurück. 2016 wurden vier von sieben Jährlingen zu einem Schnitt von 31.500 Euro verkauft.

 

Campanologist

Im Ring war der finale Jahrgang des auf dem Fährhof aktiven Hengstes, doch so recht wollten da nicht so viele Interessenten heran. 2016 gab es bei acht Zuschlägen einen Schnitt von 21.500 Euro. Der ist zwar gestiegen, auf 23.125 Euro, doch wurden nur vier von zwölf Angeboten verkauft.

 

Linngari

Er muss hier insofern nicht mehr so stark in den Fokus rücken, da er inzwischen in Südafrika steht. Sechs Jährlinge wurden verkauft, der Schnitt lag bei 16.667 Euro.

 

Areion

Da diese Reihenfolge nach dem Gesamtergebnis geführt wird, liegt er hinten, denn nur zwei von sechs seiner Offerten fanden einen neuen Besitzer, der Schnitt lag bei 23.000 Euro. Interessant ist ein Blick auf 2016, da wurde gerade ein einziger von fünf Areion-Jährlingen für 15.000 Euro verkauft. Das zieht sich aber durch die Jahre: Der so großartige Vererber war mit seinen Nachkommen selten ein großer Schlager. 

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