TurfTimes:
Ausgabe 847 vom Freitag, 13.12.2024
Die Erwartungen für die letzte große Auktion des Jahres 2025 in Europa waren nicht gering, zumal in den vergangenen Wochen bei den einschlägigen Versteigerungen nahezu überall erstaunliche Rekordzahlen vermeldet werden konnten. So stand die Vente d’Élevage von Arqana am vergangenen Wochenende in Deauville im Blickpunkt des internationalen Interesse. Und als am Dienstag nach vier Tagen Bilanz gezogen wurde, gab es auch hier Bestmarken zu vermelden. Von 782 vorgestellten Pferden wurden 643 zu einem Schnitt von 85.769 Euro verkauft, ein Plus von 21,55% gegenüber 2023, ein bei dieser Auktion noch nie erreichter Wert. Insgesamt betrug der Umsatz 55,149 Millionen Euro, 2022 war es zwar schon einmal mehr gewesen, doch waren damals auch deutlich mehr Pferde im Ring.
In der oberen Liga waren es nicht unerwartet zahlreiche deutsche Elemente, die eine tragende Rolle spielten. Angefangen schon bei Sparkling Plenty (Kingman), der Salestopperin, die für fünf Millionen Euro an eine Besitzergemeinschaft mit MV Magnier als Frontmann ging. Es war der höchste Preis, der jemals für ein Pferd bei Arqana bezahlt wurde. Die Dreijährige, deren bislang wichtigster Sieg der im Prix de Diane (Gr. I) war, stammt aus der Linie von Schwarzgold (Alchimist). Die große Schlenderhaner Stute ist die exakt neunte Mutter von Sparkling Plenty, deren Familie ein paar Wendungen genommen hat, waren doch ihre Mütter zunächst in Frankreich und dann teilweise wieder in Deutschland beheimatet.
Sie war vor einigen Monaten schon einmal spektakulär im Ring, denn bei der Goffs London Sale war sie unmittelbar nach dem Diane-Sieg von ihrem Züchter Jean-Pierre-Joseph Dubois für 8,1 Millionen Pfund zurückgekauft worden. Kurz danach jedoch erwarb Al Shaqab Racing auf der Basis von dem Vernehmen nach fünf Millionen Pfund einen 50%ten Anteil an Sparkling Plenty, die danach noch dreimal für Trainer Patrice Cottier lief, in den Nassau Stakes (Gr. I) und im Prix de l’Opéra (Gr. I) jeweils Dritte wurde. “Sie wird in die USA zu Chad Brown ins Training kommen”, erklärte Magnier, “und möglicherweise noch Starts in Keeneland absolvieren. Geplant ist jedoch, dass sie zuvor von Justify gedeckt wird.”
Magnier war über den Agenten Alex Elliott noch bei einer anderen hochpreisigen Stute aktiv, der drei Jahre alten Classic Flower (Calyx). Sie war im vergangenen Jahr im Criterium de Saint-Cloud (Gr. II) erfolgreich gewesen, konnte sich diese Saison in Gr. III-Rennen platzieren. Bei 1,8 Millionen Euro fiel der Hammer zugunsten von Magnier und Peter Brant, es geht ebenfalls in den Stall von Chad Brown in die Staaten. Classic Flower lief in den Farben der Cheboub-Familie, die ihre zwei Jahre alte Prix de Cabourg (Gr. III)-Siegerin Daylight (Earthlight), Zweite in den Cheveley Park Stakes (Gr. I) und Dritte im Prix Morny (Gr. I) für 2,1 Millionen Euro nicht abgaben. Sie bleibt im Stall von Trainer Patrice Cottier.
Spektakuläre deutsche Verkäufe
Es war sicher eine schwierige Entscheidung, die elf Jahre alte Tres Magnifique (Zoffany), die bis zum Samstag dem Gestüt Etzean und Hans-Helmut Rodenburg gehörte, auf den Markt zu geben. Doch der Preis von 1,4 Millionen Euro für die von Soldier Hollow tragende Stute rechtfertigte sicher die Überlegungen. Innerhalb weniger Monate hatte sich ihr Wert vervielfacht, denn ihre Tochter Tamfana (Soldier Hollow), ein 20.000-Euro-Kauf bei der BBAG, war mit Siegen u.a. in den Sun Chariot Stakes (Gr. I) zu einer der besten Stuten des Jahrgangs 2021 in Europa geworden. Und die ein Jahr jüngere The Palace Girl (Areion), beim bisher einzigen Start Zweite in Irland, erlöste jüngst bei Tattersalls 1,55 Millionen gns.
MV Magnier schrieb diesmal seinen Namen auf den Kaufzettel, “bei The Palace Girl waren wir Unterbieter”, erklärte er. “Die Mutter ist eine sehr gute Vererberin, sie soll im kommenden Jahr von City Of Troy gedeckt werden.” Ralf Kredel vom Gestüt Etzean erläuterte die Beweggründe des Verkaufs: “Das Gestüt wird kommerziell geführt und deshalb war das Risiko einfach zu groß, eine solche Stute zu behalten. Aus der Linie haben wir ja auch noch Stuten daheim.”
Der zweite große Deal aus deutscher Sicht war der Verkauf der Karlshoferin Spanish Eyes (Zarak). Die drei Jahre alte Zweitplatzierte aus dem Henkel-Preis der Diana (Gr. I), die bislang von Andreas Wöhler trainiert wurde, ging für 1,3 Millionen Euro an Qatar Racing, sie wird in die USA wechseln. “Sie hinterlässt den Eindruck, dass der Stil der amerikanischen Rennen ihr zusagen wird”, meinte David Redvers, der den Kauf tätigte, “Sheikh Fahad wollte sie unbedingt haben. Langfristig ist sie mit ihrer Abstammung natürlich auch für die Zucht sehr interessant.” Holger Faust gab derweil bekannt, dass Karlshof noch einen Anteil von 25% an der Stute behalten wird und Brendan Walsh ihr zukünftiger Trainer ist. “Wir hatten auf über eine Million Euro gehofft”, fügte Faust an, “deshalb sind wir mit dem Preis zufrieden.”
Karlshof verkaufte noch eine zweite prominente Stute in die USA, die drei Jahre alte Gr. III-Siegerin Three Havanas (Havana Grey), 600.000 Euro erlöste sie, Case Clay war der Käufer für die amerikanische Abteilung von Wathnan Racing, Christophe Clement wird sie trainieren.
Stewart natürlich auch aktiv
Während Amo Racing, der große Investor bei Tattersalls, zumindest auf dem Papier in Deauville abstinent, über Alex Elliott möglicherweise aber doch tätig war, erweiterte John Stewart, erstmals bei dieser Auktion in Deauville vor Ort, sein Portfolio um gleich mehrere Stuten. 1,6 Millionen Euro legte er für Excellent Truth (Cotai Glory) an. Sie war für Trainer Mauricio Delcher Sanchez Siegerin im Prix de Psyche (Gr. III) und Zweite im Prix Rothschild (Gr. I). Sie wird wie viele Stuten dieser Auktion in die USA gehen, “mein Ziel ist es, Rennen in Keeneland zu gewinnen, das ist schließlich meine Heimatbahn”, betonte Stewart. Zudem erwarb er für 750.000 Euro die drei Jahre alte Tazara (Blue Point), die für Christophe Ferland Listensiegerin sowie Zweite im Prix de Seine-et-Oise (Gr. III) war. 500.000 Euro legte Stewart für die vom Haras des Capucines angebotene Tabera (Gleneagles) an. Für Litex Commerce und Trainer Miltcho Mintchev hatte sie vor einigen Jahren den Preis der Sparkassen Finanzgruppe (Gr. III) und den Preis der Deutschen Einheit (Gr. III) gewonnen, wurde später verkauft und kam jetzt tragend von Blue Point in den Ring. Stewart kaufte auch deren Stutfohlen von Lope de Vega, es kostete 120.000 Euro.
Unter dem Namen Willingham hatte Yulong bereits bei Tattersalls zahlreiche Käufe getätigt, das setzte sich in Deauville fort. Vier Stuten im höheren Preisbereich wurden erworben, die teuerste war mit einem Zuschlag von 900.000 Euro die neun Jahre alte Strawberry Lace (Sea The Stars), Mutter des vorjährigen Breeders’ Cup Juvenile Turf (Gr. I)-Siegers Unquestionable (Wootton Bassett). Von Wootton Bassett tragend bot sie Normandie Breeding, das Gestüt der Familie Vitse, dann auch an.
Aus der vom Gestüt Auenquelle gezogenen Molly Mara (Big Shuffle) stammt die drei Jahre alte Almara (Almanzor), die für Carlos und Yann Lerner in diesem Jahr den Prix de Psyche (Gr. III) gewinnen konnte und noch mehrfach Gr.-platziert war. Die Halbschwester der Gr. III-Siegerin Ilanga (Penny’s Picnic) aus einer in Deutschland nicht mehr existenten Familie wird nicht mehr auf der Rennbahn zu sehen sein, denn sie ging für 840.000 Euro an Katsumi Yoshida nach Japan.
Vor einigen Wochen war die drei Jahre alte Grand Stars (Sea The Stars) die erste Listensiegerin für Gerald Mossé als Trainer. Am Samstag erlöste sie in Deauville 800.000 Euro, das Newsells Park Stud war der Käufer. Der neue Besitzer Graham Smith-Bernal ließ offen, ob die Stute noch ein Jahr im Rennstall bleibt.
Weitere Exporte
Wie schon in den vergangenen Jahren kam eine große Zahl von deutschen Stuten und auch Fohlen in Deauville auf den Markt. Im Folgenden eine Aufstellung von prominenten und höheren Verkäufen außer den bereits erwähnten, ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
+ Namoa (Soldier Hollow) - €32.000 an Richard Venn/Paola Beocca
+ Isfand (Isfahan) - €50.000 an First Light Racing
+ Kammuri Diamond (Nathaniel) - €60.000 an Yeguada Centurion
+ Villefranche (Siyouni), trgd. v. Torquator Tasso - €160.000 an Louis Baudron
+ Ashana (The Grey Gatsby) - €100.000 an Ontrack Thoroughbreds
+ Armira (Muhaarar) - €400.000 an Lake Villa/Narwick Agent
+ Sabsevar (Sea The Stars), trgd. v. Zarak - €280.000 an LDC Bloodstock
+ Sacaya (The Grey Gatsby) - €200.000 an Nicolas & Christophe Clement
+ Waldfrieda (Blue Point) - €130.000 an Millennium Stud
+ Stutfohlen v. Lope de Vega-Strawberry - €175.000 an Abbeylands Farm
+ Tres Rock Women (Australia) - €55.000 an Blandford/Speriamo BS
+ Wackere (Campanologist), trgd. v. Persian King - €32.000 an Matthew Camacho
+ Alvorada (Gleneagles) - €30.000 an Sarl Meridian International
+ Santanna (Country Reel), trgd. v. Guiliani - €25.000 an Haras de Précolette
+ Anistou (Maxios) - €20.000 an Alain Decrion
+ Dua Lina (Nathaniel) - €25.000 an Axel Donnerstag BS
+ Hengstfohlen v. Sea The Moon-Gülden Görl - €15.000 an Ard Erin Stud
+ In The Stars (Sea The Stars) - €48.000 an Yellow Agency
+ Lydia (Adlerflug) - €52.000 an Panorama BS
+ Lobelie (Adlerflug), trgd. v. Intello - €21.000 an Millennium Stud
+ Stutfohlen v. Sea The Moon-Meergöttin - €25.000 an PB Bloodstock
+ Night Holy (Holy Roman Emperor), trgd. v. Victor Ludorum - €40.000 an Gaurav Rampal
+ Stutfohlen v. Sea The Moon-Nouvelle Neige - €82.000 an Stroud Coleman
+ Patna (Adlerflug), trgd. v. Chaldean - €55.000 an Millennium Bloodstock
+ Pathetique (Soldier Hollow), trgd. v. Calyx - €50.000 an Fal Stud
+ Sequilla (Siyouni), trgd. v. Waldgeist - €36.000 an Turquoise BS
+ Sunset Lane (Soldier Hollow), trgd. v. Torquator Tasso - €52.000 an Hannah Wall
+ Maricel (Silvano), trgd. v. Sea The Moon - €32.000 an Oakley Park Mare Syndicate
Das teuerste Fohlen der Auktion war eine aus der Zucht von Guy Pariente angebotene Baaeed-Stute aus der Listensiegerin und Badener Meile (Gr. II)-Dritten Galova (Galiway), die für 260.000 Euro an das Old Mill Stud ging, Die zweite Mutter Nicole (Dashing Blade) ist eine Schwester des Deutschen Derby (Gr. I)-Siegers und Deckhengstes Nicaron (Acatenango) aus einer bestens bekannten und erfolgreichen Familie.
Etzean gab eine Lope de Vega-Tochter aus der Strawberry (Lord Of England) für 175.000 Euro ab, wobei es sich wohl um ein Foalsharing gehandelt hat.
Im sechsstelligen Bereich trat auch das Gestüt Görlsdorf als Verkäufer auf. Es gab eine Reihe von Pferden über das La Motteraye Consignment ab, die teilweise oben erwähnt sind. Herauszuheben ist ein Ghaiyyath-Stutfohlen aus der Listensiegerin Mercedes (Sea The Moon), das für 130.000 Euro an die Broadhurst Agency verkauft wurde. “Sie ist für ein Syndikat und wird im kommenden Jahr erneut in den Ring kommen”, erklärte der Käufer Laurent Benoit.
Eine neue Heimat für Dabirsim
Drei Deckhengste fanden neue Besitzer, an der Spitze Dabirsim (Hat Trick). Vor 14 Jahren hatte ihn der Münchener Buchmacher Simon Springer an gleicher Stelle gekauft, zweijährig gewann er mit Frankie Dettori im Sattel den Prix Morny (Gr. I) und den Prix Jean-Luc Lagardere (Gr. I). Aufgestellt wurde er im Gestüt Karlshof, wo er zwei Jahre stand, danach ging es in das Haras de Grandcamp. Nach einem mehr als versprechenden Start seiner Nachkommen schnellte seine Decktaxe auf zeitweise 30.000 Euro hoch, 2017 deckte er 200 Stuten, dem Vernehmen nach gab es damals sogar ein Kaufangebot im zweistelligen Millionen-Bereich aus Japan, das abgelehnt wurde. Doch ging es dann nicht mehr so erfolgreich weiter. In diesem Frühjahr deckte der inzwischen 15jährige im Haras de Montaigu, wo er seit 2023 stand, noch 38 Stuten zu einem Tarif von 4.000 Euro. Bei seinem wohl letzten Auftritt bei Arqana erlöste er 160.000 Euro, Khaled Salami war der Käufer, es geht vermutlich nach Libyen. In das nordafrikanische Land wurden die anderen beiden Hengste verkauft, Le Brivido (Siyouni) für 21.000 Euro und Free Port Lux (Oasis Dream) für 24.000 Euro.
Eine überschaubare Zahl von Importen
Im Vergleich zu den Exporten war die Zahl der von deutschen Agenten oder Besitzern erworbenen Pferde wie immer übersichtlich. Philipp von Stauffenberg, in den Wochen zuvor bei Goffs und Tattersalls als Käufer und Verkäufer aktiv, nahm drei Neuerwerbungen mit nach Westfalen. Für 170.000 Euro erwarb er ein Sea The Stars-Stutfohlen, deren Mutter Gyrella (Oasis Dream) listenplatziert war. Sie ist Schwester des Epsom Derby (Gr. I)-Siegers Wings Of Eagle (Pour Moi), hat mit Baby Rider (Gleneagles) bereits einen Gr. II-Sieger gebracht. Für 60.000 Euro ersteigerte er die von Showcasing tragende, vier Jahre alte Approach The Sun (New Approach) aus einer starken Blacktype-Familie. 35.000 Euro kostete die Zehnjährige Cry Power (Power) aus der Familie mehrerer Deckhengste, sie trägt von Hello Youmzain.
Fünfmal stand der Name von Holger Fausts HFTB Racing Agency auf dem Kaufzettel. Für 35.000 Euro ersteigerte er die von Persian King tragende Flamingo Heat (Soldier Hollow) aus einer Park Wiedinger Familie. 32.000 Euro legte er für Najiba (Wootton Bassett) an, deren Bruder Borna (Saxon Warrior) das Derby Italiano (Gr. II) gewann und Zweiter im Hamburger Pendant war. Schließlich erwarb er noch die Siegerin Saman (Counterattack), die rechte Schwester von See Hector (Counterattack), die drei Jahre alte Red Rose (Wootton Bassett) aus der Sacarina-Familie und aus einer Höny-Hofer Linie die von City Light tragende Sayulita (Mastercraftsman).
Drei Lots wurden auf Panorama Bloodstock geschrieben, darunter die oben aufgeführte Lydia (Adlerflug) und für 19.000 Euro die von Saxon Warrior tragende Eaglelike (Camelot) aus einer Schlenderhaner Linie.
Als vermutlich künftige Partnerin von Assistent (Sea The Moon) ersteigerte Wilhelm Feldmann für Eckhard Sauren die von Muhaarar tragende Prontamente (More Than Ready). Sie war Gr. III-Dritte, ist bereits Siegermutter. Axel Donnerstag, Ralf Ernst und Mario Hofer waren ebenfalls in der Käuferliste zu finden.