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"Sceptre Sessions" erfüllen die Erwartungen

Bei Teona hatte Juddmonte das finale Gebot. Foto: Tattersalls

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 797 vom Freitag, 08.12.2023

Im vergangenen Jahr hat Tattersalls im Rahmen der December Sale Mares erstmals mit “Sceptre Sessions” operiert, bei der ausgewählte Zuchtstuten und “Elite Fillies” in den Ring kamen. Diese Konzentration von vermeintlichen Top-Angeboten wurde in diesem Jahr wiederholt, der Montag und insbesondere der Dienstag bei der wie immer vier Tage umfassenden Zuchtauktion wurden dafür auserkoren. Und wenig überraschend wurden in diesem zweiten Segment auch die höchsten Preise erzielt. 

Salestopperin wurde die fünf Jahre alte Teona (Sea The Stars), die in den Farben von Ali Saeed für Trainer Roger Varian vor zwei Jahren den Prix Vermeille (Gr. I) gewonnen hatte und Dritte im Breeders’ Cup Turf (Gr. I) war. Sie kam tragend von Frankel in den Ring, alle “big player” der Szene waren vor Ort. Coolmore und Godolphin bekundeten ihr Interesse, doch am Ende war es Simon Mockridge, der den über 4,5 Millionen gns. lautenden Kaufzettel für Juddmonte unterschrieb. “Sie war für uns die beste Stute der Auktion”, erklärte er, “eine Gruppe I-Siegerin, beide Eltern waren Gruppe I-Sieger und sie ist tragend von Frankel.” Von diesem soll sie auch im kommenden Jahr wieder gedeckt werden. Teonas Mutter Ambivalent (Authorized) hatte u.a. die Pretty Polly Stakes (Gr. I) gewonnen, sie hatte auch den Gr. II-Sieger Al Hilalee (Dubawi) auf der Bahn. 

Juddmonte hat sich in den vergangenen Jahren verstärkt auf den Auktionen engagiert, was eine geraume Zeit nicht der Fall war. Nach dem Tod von Khalid Abdullah im Januar 2021 ist also keineswegs ein Vakuum entstanden, die Familie führt Rennsport und Zucht in fast noch größerem Rahmen weiter, ohne groß in die Öffentlichkeit zu treten. Gekauft werden auch Jährlinge, der gerade im Banstead Manor Stud aufgestellte Chaldean (Frankel) ist ein Beispiel. 

Nur zwei Katalognummern nach Teona kam am Dienstag die ebenfalls fünf Jahre alte Via Sistina (Fastnet Rock) in den Ring. Stephen Hillen hatte sie als Jährling für gerade einmal 5.000gns. verkauft, jetzt ging sie aus dem Rennstall von George Boughey kommend für 2,7 Millionen gns. an Evergreen Equine, einen Online-Bieter. Seit ihrem Kauf hatte sie die Pretty Polly Stakes (Gr. I) und zwei andere Gr.-Rennen gewonnen, sie war auch mehrfach Gr. I-platziert gewesen. 

Online wurde auch die Cheveley Park Stakes (Gr. I)-Siegerin Lezoo (Zoustar) verkauft. Die Dreijährige aus dem Stall von Ralph Beckett ging für 2,2 Millionen gns. an Emmanuel de Seroux von Narvik International, mutmaßlich für einen Klienten in Übersee. ”Sie wird aber erst einmal in Europa gedeckt”, erläuterte er.  

Einmal mehr sehr aktiv war Katsumi Yoshida, der im höheren Bereich zwar auch Unterbieter war, sich aber für die japanische Northern Farm zwei vier Jahre alte Stuten aus dem Rennstall sichern konnte. Das war zum Einen die bisher ebenfalls von Ralph Beckett trainierte Prosperous Voyage (Zoffany), erfolgreich u.a. in den Falmouth Stakes (Gr. I), die 2,4 Millionen gns. kostete, zum Anderen Cachet (Aclaim), die sich 2022 für Trainer George Boughey die 1000 Guineas (Gr. I) gesichert hatte und zudem eine Reihe von Gr. I-Platzierungen vorweisen kann. Shingo Hashimoto, der für die Northern Farm vor Ort war, erklärte, dass beide Stuten möglicherweise in Europa gedeckt werden, bevor sie nach Japan gehen. 

Noch einmal über zwei Millionen ging es bei der vier Jahre alten Get Ahead (Showcasing), eine Listensiegerin und Zweite in den Flying Five Stakes (Gr. I). Die Schwester der Gr.-Sieger und Nachwuchsdeckhengste Chaldean (Frankel) und Alkumait (Showcasing) wurde für 2,5 Millionen gns. an First Bloodstock verkauft. Dahinter verbirgt sich ein neues Züchtersyndikat, Trainer William Haggas leistete die Unterschrift auf dem Kaufzettel.

Der Dienstag war mit einem Umsatz von 48,1 Millionen gns. der drittstärkste Tag in der Geschichte der Auktionen in Europa, doch lag er noch ein gutes Stück hinter dem Rekord des Vorjahres von 2022 zurück, damals wurden 54 Millionen gns. umgesetzt. Statt zwölf Millionen-Zuschlägen waren es diesmal zehn. Immerhin stimmte die internationale Atmosphäre. So waren allein an den ersten beiden Auktionstagen acht verschiedene japanische Käufer tätig, die annähernd acht Millionen gns. ausgaben. Deutsche Aktivitäten gab es zumindest nach außen hin nur im sehr übersichtlichen Bereich.  

Allerdings darf der erfolgreiche Dienstag nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Situation im unteren Preisbereich - wie weltweit überall - äußerst schwierig ist. So gab es am Donnerstag gleich mehreren teilweise sogar tragenden Stuten nicht ein einziges Gebot zum Mindestpreis von 1.000gns. Von 842 Lots wurden 630 zu einem Schnitt von 107.544gns. verkauft, ein Minus gegenüber 2022 um acht Prozent. Der Gesamtumsatz lag mit 67.752.800gns. um 16 Prozent unter dem Vorjahreswert, das waren allerdings auch vergleichsweise herausragende Werte. Tattersalls Chairman Edmond Mahoney veröffentlichte denn auch ein nachdenkliches Statement, in dem er ausführte, dass der Vollblutmarkt nicht immun gegen die internationale Lage sei. “Die Nachfrage nach weniger kommerziellen Stuten ist dramatisch eingebrochen”, führte Mahoney aus. 

1gn. = ca. €1,23

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