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Rekorde, Rekorde

Der teuerste Jährling dieses Jahr weltweit: Godolphin ersteigerte den Frankel-Hengst für 2,8 Millionen gns. Foto: Tattersalls/Laura Green

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 739 vom Freitag, 07.10.2022

Wenn bei einer Auktion nach fünf Minuten, beim zweiten Lot überhaupt, der Hammer oberhalb der Millionengrenze fällt, dann denkt man als Veranstalter: Es könnte etwas werden. Dieses Lot,war ein Dubawi-Hengst aus der Jazzi Top (Danehill Dancer), Siegerin im Prix de la Nonette (Gr. II), Schwester der zweifachen Gr. I-Siegerin Izzi Top (Pivotal). Den Zuschlag bekam bei 1,3 Millionen gns. Godolphin, ein fast schon wegweisender Kauf bei Europas wichtigster Jährlingsauktion. 

Als am Donnerstagabend nach drei Tagen in Newmarket Bilanz gezogen wurde, konnten Rekordzahlen vermeldet werden. Von 489 vorgestellten Jährlingen wurden 424 für 126,7 Millionen gns. verkauft. Der Schnitt pro Zuschlag lag bei 298.752 gns., womit de bisherige Bestmarke aus dem Jahre 2017 knapp übertroffen wurde. 

Schon am Montag dürfte so mancher Verkäufer aufgeatmet haben, als Scheich Mohammed, in diesem Jahr kaum einmal auf einer Rennbahn in Großbritannien gesichtet, mit seiner Entourage auf dem Auktionsgelände erschien. Bei den internationalen Jährlingsauktionen hatten sich die Vertreter von Godolphin in diesem Jahr bisher sehr rar gemacht, in Keeneland etwa waren sie zumindest auf den offiziellen Kaufzetteln gar nicht aufgetaucht. Doch in Newmarket war es wie in alten Tagen: Am Ende standen 35 Godolphin-Käufe für insgesamt 25.355.000 gns. zu Buche, womit man natürlich der mit Abstand größte Investor war. Auf Platz drei waren M.V.Magnier und die White Birch Farm von Peter Brant zu finden, sie ersteigerten 13 Jährlinge für 10,215 Mio gns. Davor war noch Richard Knight, der für seinen immer noch nicht genau identifizierten Klienten 16 Jährlinge für etwas mehr als 10,4 Millionen gns. anlegte. Anzumerken ist, dass Magnier, also Coolmore, auf eigene Rechnung noch drei Jährlinge für 1,25 Millionen gns. ersteigerte und auch Alex Elliott und Tom Goff Kaufzettel für Magnier ausfüllten.

Es waren vor allem zwei Deckhengste, die die Statistik beherrschten: Dubawi und Frankel. Von den 13 teuersten Pferden der Auktion stammten neun von diesen beiden Hengsten ab, dazwischen mogelte sich nur eine Lope de Vega-Schwester des herausragenden Battaash (Dark Angel), Sieger in vier Gr. I-Sprints. Sie ging für 1,8 Millionen gns. an Richard Knight. Es war die teuerste Stute der Auktion. 

Am Ende waren es fünf Frankel-Nachkommen, die die Liste anführten. Der Salestopper war ein vom Watership Down Stud angebotener Frankel-Sohn der Musidora Stakes (Gr. III)-Siegerin So Mi Dar (Dubawi), eine Schwester des Yorkshire Oaks (Gr. I)-Siegers und Deckhengstes Too Darn Hot (Dubawi). Unterbieter war Bill Farish von der Lane’s End Farm in Kentucky. “Für mich ist er das Ebenbild von Frankel”, meinte Simon Marsh, der General Manager von Watership Down im Besitz von Lord and Lady Lloyd Webber. 

Im Ring war er am extrem umsatzstarken Mittwoch, an dem 144 Jährlinge für 49.545.000 gns. verkauft wurden. Noch nie war an einem Auktionstag in Europa so viel Geld durch die Kassen geflossen. Insgesamt wurden gleich drei Frankel-Nachkommen für zwei Millionen gns. und mehr verkauft. Neben dem Salestopper war es ein Bruder der Gr.-Sieger Broome (Australia) und Point Lonsdale (Australia), der für 2,4 Millionen gns. an M.V.Magnier und Peter Brant ging. Der dritte Zwei-Millionen-Frankel war ein Sohn der Bold Lass (Sea The Stars), der am Donnerstag für diese glatte Summe an Richard Knight ging. Der teuerste Dubawi-Jährling war ein Sohn der erstklassig gezogenen How (Galileo), die Godolphin am Donnerstag für 1,6 Millionen gns. kaufte. 

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Nachdem Shadwell bereits in Keeneland einige Jährlingsstuten gekauft hatte, war Sheikha Hissa, die neue Chefin des Unternehmens, auch diesmal aktiv, allerdings sehr selektiv. Gekauft wurden zwei Stuten, eine Kingman-Schwester zur aktuellen Prix de l’Opéra (Gr. I)-Siegerin Place du Carrousel (Lope de Vega) für 1,05 Millionen gns., und eine nahe zum Salestopper verwandte Siyouni-Stute aus der Gr. II-Siegerin La Ti Dar (Dubawi) für 880.000gns. 

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Das Gestüt Schlenderhan war schon länger nicht mehr als Käufer auf einer internationalen Auktion aufgetreten. Das änderte sich am Dienstag, als Tina Rau mit Merle Schmidt und Philip von Ullmann an ihrer Seite bis zu 770.000gns. ging, um sich eine vom irischen Camas Stud angebotene No Nay Never-Tochter zu sichern. Es handelt sich um eine Schwester des Summer Mile (Gr. II)-Siegers Tilsit (First Defence) aus der Poule d’Essai des Pouliches (Gr. I)-Siegerin Zenda (Zamindar), deren herausragender Nachkomme Kingman (Invincible Spirit) ist. Als “queen of the sale” bezeichnete sie Tina Rau, “über das Pedigree muss man nicht diskutieren und ihre Bewegungen sind hervorragend.” Die Stute wird erst einmal nach Deutschland gehen, über einen Trainingsstandort dürfte später entschieden werden.

Ansonsten waren einige deutsche Züchter und Agenten als Verkäufer aktiv. Das Gestüt Haus Ittingen war erstmals in der Pinhooker-Szene unterwegs und dies gleich erfolgreich. Ein im vergangenen Jahr an gleicher Stelle für 60.000 gns. erworbener Land Force-Sohn wurde für 180.000 gns. weiterverkauft, Eine als Fohlen für 68.000 gns. erworbene Sioux Nation-Tochter ging für 150.000 gns. an den Agenten John Troy.

Zufrieden dürfte auch Philipp von Stauffenberg mit der Auktion gewesen sein. Seine fünf Jährlinge wurden zwischen 260.000 und 650.000gns. verkauft, wobei ein von der Tink GmbH gezogener Sea The Stars-Sohn aus der Gr. II-Siegerin Amorella (Dubawi) der teuerste Verkauf war, sie ging für eben diese 650.00gns. an Richard Knight. Dabei hat es sich dem Vernehmen nach um ein Foal-Sharing gehandelt. Ein 2021 für 200.000 gns. erworbener Lope de Vega-Sohn wechselte für 525.000 gns. an das Nawara Stud. Godolphin ersteigerte für 550.000gns. eine Night of Thunder-Tochter der Gr. III-Siegerin Sweety Dream (Dream Ahead), bei Goffs kostete sie als Fohlen 240.000 Euro.  

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Ein rechter Bruder zum “Arc”-Sieger und Deckhengst Waldgeist (Galileo), angeboten vom Newsells Park Stud, wurde für 725.000gns. dem Newsells-Eigner Graham Smith-Bernal zugeschlagen. Er kaufte damit seinen in diesem Fall züchterischen Partner Dietrich von Boetticher vom Gestüt Ammerland heraus. Aus dieser Familie kamen noch mehrere weitere Jährlinge im Newsells Park-Lot in den Ring, so eine Siyouni-Stute aus der Waldlied (New Approach), die David Redvers für 600.000gns. ersteigerte.

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