TurfTimes:
Ausgabe 428 vom Donnerstag, 28.07.2016
Stuten im Derby, das ist oft eine schwierige Angelegenheit, wo viel Fingerspitzengefühl gefragt ist. In Tschechien gab es dieses Jahr gleich zwei, die es erfolgreich mit den Hengsten im Blauen Band aufgenommen haben und auf die Geldränge liefen. Letzten Sonntag sollten die tschechisch gezogene Krasava (Moonjaz) und die als Fohlen in England gekaufte Sedmikraska (Excellent Art) um den Sieg im Tschechischen Oaks (2400 m, 550 000 Kronen) in Karlsbad kämpfen. Im Umfeld spekulierte man, wie viel Kräfte die beiden Stuten das Derby gekostet hatte, dazu kam mit der von Hans-Jürgen Gröschel trainierten Elbflorenz (Champs Elysees) nach acht Jahren eine Gegnerin aus Deutschland. Am Ende gab es aber eine souveräne Siegerin – Jockey Petr Foret bestimmte mit Sedmikraska aus dem Stall Pegas vom Start an die Pace und hielt sich auch in der Zielgerade alle vom Leib.
Hinter dem siegreichen Stall verbirgt sich der Unternehmer und Chef der tschechischen Besitzervereinigung Jirí Trávnícek, der mit Michal Lisek einen Privattrainer in einer eigenen Trainingsanlage beschäftigt und eine kleine Zucht in Süd-Mähren betreibt. Den zweiten Platz holte mit starkem Speed die vom Stall Orling selbstgezogene Venillia, eine Tochter des in Tschechien deckenden Monsun-Sohnes Rosensturm und der klassischen Siegerin Vinnah aus der historisch sehr erfolgreichen Napajedler Familie der in den 20ern aus England importieren Fieldmistress. Dritte wurde die aus der Slowakei angereiste Saintnixa (Dalghar). Elbflorenz mit Wladimir Panow kam zwar auf der Außenseite mit einem soliden Finish, mehr als ein fünfter Platz war aber nicht drin. Im Rahmenprogramm des großen Tages in Karlsbad kamen Gestüt Karlshof (Gloryland), Stiftung Gestüt Fährhof (Dang Gia) und Philipp von Stauffenberg (Silk) zu Züchter-Siegen.
Am kommenden Sonntag geht es in der Region weiter mit den polnischen Oaks „Nagroda Liry“ in Warschau. Gerade auf der Rennbahn Sluzewiec gab es am letzten Wochenende einen besonderen „Hingucker“. In einem Zweijährigen-Rennen über 1200 Meter fertigte die debütierende Jagienka (Wiener Walzer) unter Tomás Lukásek die Konkurrenz im Overdose-Stil hochüberlegen um 11 Längen in der Zeit 1:12,7 ab. Die von Witold Krzeminski selbstgezogene Stute ist die Tochter von Jagabella (Don Corleone), Siegerin der Polnischen 1000 Guineas und slowakischen Oaks, und hat sich auf jeden Fall für bessere Aufgaben empfohlen.
In der Kategorie „meist geteiltes Rennvideo auf Facebook“ konnte in diesen Tagen mit dem polnischen Youngster nur ein Rennen aus Vichy mithalten. Die in Deutschland bestens bekannte Stute Delegation (Mount Nelson) aus dem Training von Jürgen Albrecht spielte am Mittwoch im Prix Hubert de Catheu (E, 2400 m, 18 000 Euro) schon lange vor dem Ziel mit der Konkurrenz und siegte unter Cyrille Stefan schließlich mit einem 12 Längen-Vorsprung. Der Erfolg des Stalles Holubová war bisher der letzte von einer Welle von tschechischen Siegen in Frankreich. An einer noch vor wenigen Jahren schwer vorstellbaren Serie beteiligte sich vor allem Václav Luka, der im Laufe von 12 Tagen dreimal in Clairefontaine und einmal in Compiegne erfolgreich war. Inzwischen gibt es mehrere Besitzer, die sich regelrecht auf Frankreich spezialisieren und verstärkt vor allem in Tiércé-Handicaps angreifen wollen.
Der erste Budapester Renntag nach dem Ungarischen Derby lieferte eine Kuriosität in Form des Sieges eines in Portugal gezogenen Pferdes mit deutschem Hintergrund. Die in der Zucht von Kirsten Nikolaus geborene Graceland gewann nach Protest ein Rennen über 2400 Meter in den Farben des Gestütes Mild West, wo ihr aus Isarland stammende Vater Montarius (Law Society) deckt. Für die Stute aus dem Training von István Kovács war es bereits der zweite Sieg in der aktuellen Saison. Ein deutscher Hengst stellte auch den Sieger des Hauptrennens Bérczy Károly Emlékverseny über 1600 m. Der von Dr. Klaus Schulte gezüchtete Prometheus (Dashing Blade) war vor acht Jahren zweiter im Budapester Derby und gehört zu den vielen Deckhengsten mit ungarischer Karriere. Einer seiner besten Nachkommen ist der am Sonntag erfolgreiche Seriensieger Báthory.