Post aus Prag - Registana lebt nicht mehr
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TurfTimes:
Als am Mittwoch Vormittag die Nachricht kam, das die Kultstute Registana (Tauchsport) nach schwerer Kolik im Alter von 23 Jahren aufgegeben werden musste, waren nicht nur Rennsport-Fans betroffen. Den Namen der im Gestüt Görlsdorf geborenen Stute, die in den Jahren 2003 und 2004 mit Peter Gehm die Große Pardubitzer gewonnen hatte, kannte in Tschechien so ziemlich jeder. In den ersten Jahren des neuen Millenniums gehörte sie zu den lebenden Symbolen des damaligen qualitativen Aufschwungs der tschechischen Hindernisszene, die damals Destinationen wie Meran und Cheltenham entdeckte und dort ihre ersten internationalen Erfolge feierte.
Mit 10,4 Millionen Kronen (ca. €404.000) ist Registana bis heute die gewinnreichste Stute im tschechischen Training aller Zeiten. Sie gewann 21 von ihren 36 Starts, viele davon waren schwere Steeplechases und Cross Country-Rennen mit starker internationaler Besetzung. Es waren aber vor allem ihre zwei Erfolge in der Großen Pardubitzer, ihr brillanter Rennstil und ein starkes Charisma, die sie zum absoluten Publikumsliebling machten. Und das nicht nur in Tschechien. „Die italienischen Fans haben sie fast vergöttert. Sie bekam von ihnen den Spitznamen Sparschwein verpasst, da jede Wette auf sie ganz sicher war,“ sagte einmal ihr Trainer Cestmír Olehla.
Registana wurde am 1. April 1996 in Görlsdorf als rechte Schwester des Ausnahmepferdes Registano geboren. Sie war eine Tochter des DDR-Derbysiegers Tauchsport und der Stute Reklame, deren Vater Immer aus Ungarn stammt. Die Familie wurde nach dem zweiten Weltkrieg von der aus England importierten Rose Of Lancaster gegründet und fasste schnell vor allem im Gestüt Zoppenbroich Fuß. In den 80er und 90er Jahren feierte sie nicht nur mit Registano große Erfolge über den Hindernissen. Ein Top-Steepler war auch Registanos und Registanas rechter Bruder Regalo, der das Altes Badener Jagdrennen gewann.
Ähnlich wie ihre Geschwister kam auch Registana für Gestüt Sybille in den Stall von Uwe Stoltefuss. Dreijährig konnte sie aber nicht überzeugen, bei ihren zwei Starts in Flachrennen wurde sie letzte und vorletzte, bei ihrem Hindernisdebüt in Gelsenkirchen wurde sie angehalten. Mit 500 DM Gewinnsumme wurde die Stute zum Verkauf angeboten und es kamen mehrere tschechische Interessenten. Schließlich gelang es Trainer Cestmír Olehla seinen Arbeitsgeber, einen der größten damaligen Hindernisställe der Region Wrbna Racing, zu überzeugen und Registana wechselte ins schlesische Svetlá Hora, wo einst auch der legendäre viermalige Sieger der Großen Pardubitzer Zelezník trainiert wurde.
Relativ schnell wurde klar, dass hier ein großes Talent heranwächst. Gleich beim Debüt in einem 3400 Meter langen Jagdrennen in Bratislava holte sich Registana mit Jirí Kamenícek einen leichten Sieg. Bis zum Ende gab es noch einen weiteren Erfolg in einem größeren Pardubitzer Rennen für junge Pferde und einen dritten Platz im Iffezheimer Markgraf-Berthold-Jagdrennen. Registana zeigte schon früh Vielseitigkeit und konnte sowohl kurze schnelle Jagdrennen in Meran, als auch längere Pardubitzer Cross Country-Rennen über 5000 Meter und mehr beherrschen. Fünfjährig gewann sie den traditionsreichen Moldau-Preis leicht um 4 1/2 Längen, im Alten Badener Jagdrennen wurde sie Zweite.
Als neue Größe etablierte sie sich definitiv im Jahre 2002, als sie ihre erste Siegesserie startete und zum ersten Mal Peter Gehm begegnete. Siebenjährig war sie nicht mehr zu schlagen. In einem Pardubitzer Qualifikationsrennen schlug sie leicht um 10 Längen den erfahrenen Maskul, den sie auch im Oktober schlug und sicher ihre erste Große Pardubitzer gewonnen hatte. Dafür gab es nach der Saison den Titel Pferd des Jahres 2003.
In der nächsten Saison traf sie so gut wie keinen richtigen Gegner. Im Frühling dominierte sie um 9 Längen in einem Gruppe 3-Rennen in Meran und nach drei weiteren Siegen holte sie sich zum zweiten mal die Große Pardubitzer, diesmal sogar Start-Ziel um 9 Längen und im neuer Rekordzeit 9:15,48. Bilder, wie Registana als erste den Taxis-Graben springt, gehören heute schon zu den klassischen Szenen der tschechischen Renngeschichte. Für Peter Gehm war es der vierte Erfolg im berühmten Rennen hintereinander.
Nach diesem Triumph versuchte man es in Cheltenham und Registana war sogar Favoritin der Sporting Index Chase (6235 m) am 12. November 2004. Da Streams von ausländischen Rennen bei weitem noch nicht so verbreitet waren, versammelten sich die Rennfans im damaligen größten Prager Wettbüro, nur ein paar Schritte vom Wenzelsplatz entfernt, und sorgten fast für Fußball-Atmosphäre. Es geschah aber etwas, was viele noch Minuten nach dem Einlauf nicht begreifen konnte. Zwei Sprünge vor dem Ziel verwechselte Peter Gehm den Weg und bog auf der in Führung liegender Stute falsch ab. Es gab damals verschiedene Meinungen, ob Registana ohne diesen Fehler als erstes in Tschechien trainiertes Pferd auf englischem Boden gewinnen würde oder nicht. Wenige Wochen später kam aber ein viel schlimmerer Schicksalsschlag – die Verletzung von Peter Gehm.
Die restliche Karriere von Registana stand unter keinem guten Stern. Mit ihrem neuen ständigen Reiter, dem späteren englischen Champion auf der flachen Bahn Jim Crowley, gewann die Stute drei Rennen. In der Großen Pardubitzer 2005 kam sie aber bereits auf dem zweiten Sprung zum Fall. „Für mich war das Rennen danach zu Ende,“ sagte Olehla, der noch drei weitere Pferde am Start hatte.
Wegen einer Verletzung konnte Registana danach nur noch einmal herausgebracht werden. Im August 2006 wurde sie Zweite in einem Qualifikationsrennen. Im Alter von 10 Jahren beendete sie die Rennkarriere und ging in die Zucht ihres Besitzers Wrbna Racing. Von ihren sieben Fohlen konnte Reki (Look Honey) den polnischen Crystal Cup gewinnen, mehrere Platzierungen auf höchster Leistungsebene schaffte auch Reaper (Sholokhov). Zur Zeit hat sie noch Randy (Next Desert), der 6-jährig im Juni sein erstes Rennen in Pardubitz gewinnen konnte, auf der Rennbahn. Bei Trainerin Hana Kabelková steht noch der zweijährige Regtime (Age Of Jape). Die zweimalige Siegerin Regine (Oscar) wechselte vor kurzem ins Gestüt Napajedla.
Martin Cáp, Prag