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Post aus Prag: Erfolg in Frankreich

Black Canyon gilt schon jetzt als gängiger Tipp für das Tschechische Derby 2017. Foto: Cap

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 440 vom Donnerstag, 20.10.2016

Es war ein wahrhaft historischer Tag für den tschechischen Rennsport. Der vierjährige Wallach Subway Dancer (Shamardal) gewann letzte Woche mit Jockey Radek Koplík als längster Außenseiter das Grand Prix des Provinces – Prix André Baboin (Gr.3, 2000 m) auf der Rennbahn Lyon-Parilly und avancierte somit zum ersten französischen Gruppesieger im tschechischen Training. Der Schützling von Zdeno Koplík, der zur Zeit seine Pferde im Stall des erfolgreichen Springreiters Ales Opatrný trainiert, war bisher zuhause nur richtigen Insidern ein Begriff, denn er läuft ausschließlich in Frankreich und war bisher nur in kleineren Rennen in Wissembourg und Compiegne erfolgreich. Noch letztes Jahr besaß er Nennungen für Prix du Jockey Club und Grand Prix de Paris, kam aber dreijährig nicht auf die Bahn und wechselte über Agent Chris Richner in den tschechischen Stall Bonanza für gerade einmal 3000 Euro.

Der auf Frankreich spezialisierte Richner hat erfolgreiche Tage hinter sich, mit Zock (Rock Of Gibraltar) und Dominique (Motivator) stellte er auch die ersten zwei im tschechischen Preis des Winterfavoriten. Das bedeutendste Rennen der Saison für Zweijährige hatte dieses Jahr eine kuriose Vorgeschichte. Ursprünglich sollte es wie immer in Prag stattfinden, nach diversen Streitigkeiten zwischen dem Jockey Club und den Veranstaltern blieben aber beide Seiten über die Höhe des Geldpreises uneinig. Das Rennen wurde am Ende nach Most verlegt, auf die Rennbahn, deren neuer Eigentümer der Präsident des Jockey Club Jirí Charvát ist, und um 20 000 Euro gelaufen. In Prag fand einen Tag später der neu ausgeschriebene Prager Winterfavorit um 3 600 Euro statt. Die Jahrgangsspitze teilte sich in zwei Gruppen auf, einige gute Pferde versuchten sich auf der 1800 Meter langen Strecke in Prag, hingegen in Most lief man über 1600 Meter.

Dramatischer war der Einlauf in Most, wo sich der für 30 000 Euro in Deauville ersteigerte Zock in den Farben des Stalles Joly nach hartem Kampf um einen Kopf vor dem 40 000 Euro-Kauf Dominique, einem Halbbruder des Listensiegers My Old Husband und der klassischen Siegerin Dumnonia, durchsetzte. Dritter wurde der auf dieser Ebene bereits siegreiche Sir Sun (Power). Ein vielleicht noch besseres Pferd war aber einen Tag später in Prag zu sehen. Der für 29 000 Euro ebenfalls in Deauville gekaufte Black Canyon (Manduro) gewann unter Jockey Petr Foret hochüberlegen um 12 Längen und bleibt nach zwei Starts ungeschlagen. Obwohl man den richtigen Wert dieser Form erst später sehen wird, wird der Hengst im Besitz des Stalles Pegas vom Chef der Besitzerverinigung Jirí Trávnícek bereits jetzt als möglicher Favorit für das Tschechische Derby gehandelt.

Zum letzten mal in dieser Saison sah man am Samstag das mögliche Pferd des Jahres Dally Hit (Ad Valorem) auf der Rennbahn. Die fünfjährige Stute aus dem Stall Hippolit Star Pejsková, als Jährling für 1500 Euro gekauft, holte sich ihren siebten Sieg von neun Starts auf den Distanzen 1400 – 2000 Meter und triumphierte nach dem Preis von Karlsbad und einem Rennen im Rahmen des European Jockeys‘ Cup auch im traditionsreichen Böhmen-Mähren-Preis. Jirí Palík hatte diesmal ein schweres Rennen, kam gleich nach dem Start in große Turbulenzen und Kollisionen. Noch in der Zielgeraden bot sich ihm keine Lücke zum Vorstoß nach vorne, aber Dally Hit zündete ihren Speed auch auf der kurzen Strecke so schnell, dass es gerade noch zum Sieg vor Ideal Approach (Bushranger) und Aldzarb (Duke Of Marmalade) reichte. Der ursprünglich in Betracht gezogene Start auch Gruppenebene in Hannover wird nicht stattfinden, aber die Stute bleibt weiterhin im Training.

Dies ist bei weitem nicht die einzige gute Nachricht, die man in den letzten Tagen in dieser Region gehört hatte. Der Österreichische Rennverein Wien – Freudenau hat vor kurzem mitgeteilt, dass er am 16. September 2017 einen Renntag auf der ehemaligen berühmten Rennbahn veranstalten wird. Die Ausschreibungen sollen im März veröffentlicht werden. Nach den vielen Rückschlägen kann man im österreichischen Rennsport nur schwer allzu optimistisch sein, aber auf jeden Fall handelt es sich um einen Hoffnungsschimmer, auf den man viele Jahre gewartet hatte. Es bleibt abzuwarten, ob der jetzige Nützer der atemberaubenden Anlage im Wiener Prater bei einer Veranstaltung bleibt, oder ob man in der Zukunft auf mehrere Renntage hoffen kann. Auf jeden Fall erwachen Erinnerungen an die Glanzzeiten des Turfs bei der Donau, die unter anderem auch mit dem Namen von Franz Nutz verbunden sind. Der ehemalige österreichische Jockey und Trainer, der später lange Jahre erfolgreich in Skandinavien tätig war, ist vor wenigen Tagen im Alter von 86 Jahren verstorben.

Auch Ungarn trauert um eine Jockeylegende. Der in seinen 77 Jahren verstorbene András Barna war seit den 50ern einer der ganz Großen, gewann in Budapest fast 300 Rennen inklusive des Derbys und war im Sattel mehrerer Spitzengalopper seiner Zeit zu sehen. Auch er war später ein guter Trainer.

 Einen größeren Sieg eines in Deutschland geborenen Pferdes sah man letzte Woche in Budapest, wo letzten Sonntag die Ex-Fährhoferin Pikk Dáma (Tiger Hill) aus dem Stall Orbay unter ihrem Trainer Gyula Tormási das Repülö Hendikep (900 m) gewonnen hatte. In Bratislava holte sich die Seriensiegerin Miss Trout (Areion) aus der Zucht von Ursula Herberts ihre erste Platzierung auf höchster Ebene in dieser Saison, als sie im Tatra-Preis (1200 m, 7000 Euro) drei Längen hinter dem Sieger Henrytheaeroplane (Henrythenavigator) zweite wurde.

In Polen fand ein großer Renntag in Breslau (Wroclaw) mit einem gemischten Flach- und Hindernisprogramm statt. Das Hauptrennen des Hindernisteiles gewann leicht um 6 Längen der in Tschechien von Greg Wroblewski trainierte Green Rocks (Red Rocks) unter Sertash Ferhanov. Das polnische Listenrennen Nagroda Konstelacje (2400 m) blieb hingegen im Lande, die dritte aus der Wielka Warszawska hinter den Superstars Caccini und Va Bank, die vierjährige Height Of Beauty (Youmzain), ließ keine Sensation zu und schlug um 1 1/4 Längen Zarra (Needham’s Fort).

 

Martin Cáp, Prag

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