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Post aus Prag - Außenseitersiege zwischen Fußball und Turf

Von der Straße zur Rennbahn: Ein Schnappschuss aus der tschechischen Provinz. Foto: Cap

Autor: 

Martin Cáp

TurfTimes: 

Ausgabe 512 vom Freitag, 06.04.2018

Ein totes Rennen zwischen Poldi’s Liebling (Tai Chi) und Wetrov (Evasive). So würde der Einlauf des 98. Tschechischen Derby in Prag, mit 98 500 Euro das bestdotierte Flachrennen im Osten Europas aussehen, wenn es nach dem derzeitigen Stand der Ante Post-Wetten ginge. Der von Andreas Wöhler trainierte Hengst aus dem Stall Audenhove, der auch eine Nennung für das Slowakische Derby besitzt, wurde diese Woche zusammen mit dem Schützling von Ralf Rohne als Favorit mit jeweils 6:1 ausgeschrieben. Mit 8:1 folgen der in Frankreich trainierte Dragon (Planteur) und der Champion der zweijährigen Hengste in der Slowakei King Heart (Nathaniel). Bis dahin bleiben aber volle elf Wochen und die Saison in der Region hat gerade erst angefangen. Am vergangenen Wochenende öffnete die Budapester Rennbahn Kincsem Park ihre Pforten, am Oster-Montag folgte das tschechische Lysá an der Elbe und am kommenden Sonntag startet auch die slowakische Saison in Bratislava.

In Budapest gab es gleich zum Saisoneinstand einen Erfolg für die Zucht der Stiftung Gestüt Fährhof. Die schnelle Pikk Dáma (Tiger Hill) ließ sich in einem der Hauptrennen, dem Pestmegyei Hendikep (1200 m, ca. 2.900 Euro) von Niemandem beeindrucken und kam unter István Kozma zu einem 5-Längen-Sieg. Für die in den Farben von Orbay Kft. laufende 6-jährige Stute war es der fünfte Sieg ihrer Karriere, sie hatte schon zweimal auch auf der Distanz von 900 Metern gewonnen. Im zweiten von den drei großen Handicaps des Tages Megnyitó verseny (1600 m, ca. 4.100 Euro) wurde die vom Stall 5-Stars gezogene Bubi Pata (It’s Gino) dritte hinter Wizardess (Equiano) und Sárkányfü (Shaafi). Das traditionsreiche Tavaszi Hendikep (2000 m, cca 2900 Euro) sicherte sich der von der Familie Molnár gezogene und trainierte Uccellino (Ryan) aus dem Stall Perla vor Sunnykid (Steady As A Rock) und Bigfoot (Sunny Sam).

Im Wechselbad der Gefühle war am Wochenende der Fußballmanager Josef Dufek. Sein Verein FK Mladá Boleslav feierte einen Außenseitersieg, 1:2 gegen den Spitzenreiter der tschechischen Liga Viktoria Pilsen. Dufek fand aber Zeit auch für einen Rennbahnbesuch. Als Sponsor des Ostern-Renntages in Lysá an der Elbe erhoffte er sich vor allem gute Startmöglichkeiten zum Saisonbeginn für einige von seinen Pferden. Am Montag musste er sich aber mit kleinen Feldern zufriedengeben, obwohl es verhältnismäßig hohe Rennpreise in den Basisrennen gab. Die ursprünglich geplante Steeplechase wurde wegen einer Terminkollision mit Hindernisrennen in Mailand ausgelassen. „Es hätte keinen Sinn, die meisten Top-Jockeys und somit auch Pferden waren eh in Italien. Also mussten wir uns etwas anderes für das Publikum einfallen lassen. Denn eines haben Fußball und Rennsport gemeinsam – man braucht etwas Aufregendes auf dem grünen Rasen, etwas für den Zuschauer,“ sagte Dufek.

Die Lösung fand er im eigenen Stall und schickte mit Touch Of Genius (Galileo) und Timekeeper (Galileo) gleich zwei Derbysieger auf die kleine Rennbahn unweit von Prag. Beide wurden im mit 4.000 Euro dotierten Hauptrennen über 2200 Meter allerdings geschlagen, als mit dem von F. Krief gezogenen Charles Quatrieme (Motivator) der längste Außenseiter im Feld gewonnen hatte. Zweite wurde Celeste (Ryan) vor Touch Of Genius. Zu sehr enttäuscht war aber Josef Dufek sicherlich nicht, denn mit Mandachal (Manduro) legte eine seiner klassischen Hoffnungen ihre Maidenschaft ab und zeitgleich holte sich ein anderer Dreijähriger in den Dufek-Farben, der im Gestüt Etzean geborenen Mahe King (Adlerflug), einen leichten Sieg bei seinem Debüt über Hürden in Mailand.

Martin Cáp, Prag

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