Otto-Werner Seilers Alanco: "Er gibt immer sein Bestes"
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TurfTimes:
Der Galopprennsport ist ein schnelllebiges Geschäft. Diese Aussage schreit förmlich nach einem Obolus fürs Phrasenschwein, nichtsdestotrotz ist er zutreffend. Nur ein sehr kleiner Teil der Pferde, die eine Rennbahn betreten, verbringt länger als eine Handvoll Jahre als Galopper. Dagegen ist Alanco eine Institution. 105 Rennen hat der Wallach in seiner Karriere bestritten. Natürlich ist Alanco in erster Linie über die Sprünge unterwegs, doch unternimmt der Schützling von Otto-Werner Seiler ab und an auch Ausflüge auf die Flache.
Zwölf Jahre zählt Alanco mittlerweile und trotzdem zeigt er den Jüngeren immer wieder die Hufe. So war er 2013 zum zweiten Mal in Folge im schwedischen Grand National siegreich. „Für deutsche Verhältnisse war er dieses Jahr wieder sehr erfolgreich“, sagt Seiler. In Deutschland hatte Alanco seine größten Erfolge in Seejagdrennen. 2007 taucht der Name Alanco zum ersten Mal in einem solchen Rennen auf. In Bad Harzburg wird Alanco zum Seepferd(chen), zieht da aber noch gegenüber zwei anderen Spezialisten, Helmac und Allegan, den Kürzeren. Die nächsten Schwimmversuche folgen erst drei Jahre später. 2010 wird Alanco dann zum Seekönig, drei Seejadgrennen bestreitet er, alle drei gewinnt er. Die 100%-Quote hält er in den Folgejahren nicht, doch es bleibt dabei: In Seejagdrennen gehört Alanco auf jede Rechnung. So ist es kein Zufall, dass die beiden Siege Alancos 2013 im Hamburger Seejagdrennen und im bereits erwähnten schwedischen Grand National zustande kamen. „Er ist ein Allround-Pferd. Es muss viel zu springen geben, denn er lebt von seinem Springvermögen. In Waregem oder in Strömsholm gibt es viel zu springen und es sind schwere Sprünge, die manches Pferd nun gar nicht mag. Aber er lebt von seinem Springvermögen und von seinem Herz. Er gibt immer sein Bestes.“
Dabei hatte es lange nicht danach ausgesehen, dass aus Alanco eins der besten deutschen Hindernispferde werden sollte. „Der hat auch so seine Geschichte“, so Seiler. Als Erstling einer Mutter, die bei zwölf Starts als beste Leistung zwei dritte Plätze in kleinen Rennen verbuchen konnte, hatte er es ohnehin nicht leicht. Auf der Haben-Seite war mit Colon als Vater immerhin einer der erfolgreichsten deutschen Hindernisvererber zu verbuchen. „Der Züchter Johann Friedrich Hüner wurde das Pferd nicht los, weil es so unscheinbar war. So habe ich ihn Ende zweijährig für einen kleinen Preis übernommen. Dreijährig lief er gar nicht, weil er noch sehr in der Entwicklung war. Erst mit vier hatte er seinen ersten Start.“ Nach den ersten Starts auf der Flachen bestritt Alanco als Vierjähriger schnell auch seine ersten Hindernisrennen. Dies ließ sich mit einem zweiten und einem dritten Platz recht vielversprechend an, doch konnte er in der kommenden Saison zunächst nicht recht daran anknüpfen. Im Laufe der Zeit entwickelte er sich dann aber zu einem ordentlichen Hindernispferd. Ende der Saison 2008 schien es jedoch, als sei die Rennkarriere Alancos beendet. Otto-Werner Seiler verkleinerte seinen Bestand aus Gesundheitsgründen und viele seiner Pferde wurden zum Verkauf angeboten, darunter auch Alanco. „Eine Frau meldete sich, probierte ihn aus und war so begeistert, dass sie den von mir geforderten Preis sofort bezahlen wollte.“ Doch es kam anders, der Ehemann musste beruflich nach Südafrika. Alanco blieb.
„Die Leistungsexplosion kam erst danach. Er ist ein extrem spätes Pferd gewesen, wurde aber auch behutsam aufgebaut. Wir haben auch meist Mädchen draufgesetzt, die ihm nicht wehtun konnten.“ Heraus kam ein eisenhartes Pferd, dass auch noch in seiner neunten Rennsaison seine Leistung bringt. Allein ein Blick auf die Zahlen ist beeindruckend. Alanco bestritt Rennen in Schweden, Italien, Schweiz und Belgien und schraubte seine Gewinnsumme auf über €150.000. 37 Jockeys durften sich auf seinem Rücken versuchen. Zwei Siege in Flach- und 15 Hindernisrennen hat der Wallach erreicht. Bei neun davon saß Cevin Chan im Sattel. „Er ist Alancos Lieblingsreiter und auch Cevin Chan liebt Alanco. Sie waren ja auch ungemein erfolgreich zusammen.“
Jeden Grashalm kennt Alanco auf denjenigen deutschen Rennbahnen, auf denen Hindernisrennen ausgetragen werden. Und trotz seiner zwölf Jahre ist das Kapitel Alanco noch nicht zu Ende. Einen Start soll er 2013 am letzten Grasbahnrenntag in Krefeld noch bekommen, dann geht es in die Winterpause, bevor Alanco dann im nächsten Jahr als 13jähriger in seiner zehnten Rennsaison auf die Jagd nach weiteren Erfolgen gehen soll. „Er ist kerngesund und hat nie irgendwelche Schäden gehabt. So ein Pferd gibt es so schnell kein zweites Mal.“