Online-Auktion mit guten Zahlen
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TurfTimes:
Es war ein aus der Not der Coronakrise geborenes Experiment: Die zweitägige Inglis Easter Yearling Sale, das Flaggschiff des australischen Auktionshauses, fand im Internet statt, geboten wurde nur online oder per Telefon, das Auktionsgelände war leer. Und trotzdem war es unter diesen Umständen ein Erfolg, denn der Schnitt pro Zuschlag lag mit 318.040 A-Dollar (ca. €181.000) zwar unter dem Vorjahresschnitt von 353.511 A-Dollar, doch war das sicher mehr als akzeptabel.
Die Verkaufsrate war allerdings vergleichsweise schwach, was allerdings auch zu erwarten war. Von den 345 angebotenen Jährlingen wurden 214 für 68.060.500 A-Dollar verkauft, vor zwölf Monaten waren es bei 407 Lots 349 verkaufte Jährlinge für 123.375.500 A-Dollar. Es wird aber damit gerechnet, dass nicht zugeschlagene oder gestrichene Pferde im Juli an gleicher Stelle noch einmal in den Ring kommen werden, dann natürlich möglichst „live“ mit Publikum und Bietern vor Ort. Ein starker Anbieter wie das Arrowfield Stud hatte sein komplettes Lot zurückgezogen, das umfasste immerhin sechzig Köpfe.
„Es war sicher die bemerkenswerteste Auktion in der 153jährigen Geschichte unseres Unternehmens“, meinte Inglis‘ Managing Director Mark Webster, „bei der durch die Coronakrise verursachten wirtschaftlichen Probleme hatten wir mit einem deutlich schlechteren Ergebnis gerechnet. Außerdem ist die Bewegungsfreiheit im Moment stark eingeschränkt, in manchen Fällen war es für Interessenten unmöglich, die Pferde in den Gestüten zu besichtigen.“ Das war in den letzten Tagen vor der Auktion zwar organisiert, doch gerade für ausländische Käufer mehr als schwierig. Am Ende war das Interesse schon enorm: Rund 150.000 Menschen aus mehr als einhundert Ländern schauten sich die Versteigerung auf der Website von Inglis an.
Eine wichtige Rolle spielte Coolmore, das sowohl als Verkäufer wie auch als Käufer auftrat und sicher auch die Auktion stützen wollte. Auf Tom Magnier wurden vier der sieben teuersten Zuschläge geschrieben, so auch der Salestopper, ein Sohn von Snitzel aus einer Fastnet Rock-Tochter, er kostete 1,8 Millionen A-Dollar. Es war ein telefonisches Bieteduell über Inglis-Mitarbeiter, am Ende hatte Magnier den längeren Atem. Gezogen ist der Hengst herausragend, seine Mutter First Seal (Fastnet Rock) war Champion-Sprinterin, sie hat fünf Gr.-Rennen gewonnen und in den Flight Stakes (Gr. I) einer gewissen Winx (Street Cry) in deren früher Karriere das Nachsehen gegeben. Züchter des Jährlings, ein Erstling, ist der China Horse Club, in dessen Farben First Seal auch am Start war.
1,4 Millionen A-Dollar legte Coolmore für einen Sohn von I Am Invincible an, die Mutter Twilight Royale (Testa Rossa) war Gr. II-Siegerin. Insgesamt gab das Unternehmen an den beiden Tagen für acht Jährlinge knapp sieben Millionen A-Dollar an. „Fraglos gehen wir im Moment durch wirtschaftlich schwierige Zeiten“, erklärte Magnier in den australischen Fachmedien, „aber wir glauben an den australischen Rennsport, hier liegt die Zukunft.“
Doch auch internationale Käufer waren aktiv. So erwarb der Hong Kong Jockey Club neun Jährlinge für immerhin 5,15 Millionen A-Dollar, darunter für 725.000 A-Dollar einen Sohn von Medaglia d’Oro.
Der Invincible Spirit-Sohn I Am Invincible war der führende Hengst der Auktion, 27 seiner Nachkommen wurden für 14,2 Millionen A-Dollar verkauft. Beim Schnitt pro Zuschlag war der im vergangenen Jahr eingegangene Deep Impact mit 536.667 A-Dollar vorne, drei seiner Nachkommen wurden verkauft. Die Liste der Hengste mit dem ersten Jahrgang führte American Pharoah beim Gesamtumsatz und auch beim Schnitt an.
Mit großem Interesse dürfte man in Europa das Online-Format beobachtet haben. Der allgemeine Tenor war, dass dies für Jährlingsauktionen eigentlich nicht in Frage kommt, aber sehr wohl für Breeze Up-Auktionen. Ob möglicherweise eine der anstehenden Zweijährigen-Versteigerungen virtuell durchgeführt wird, dürfte diskutiert werden. Inglis ist allerdings bei derartigen Formaten sehr erfahren und wird auch die im kommenden Monat anstehende Chairman’s Sale online durchführen.