Die Große Pardubitzer lernt französisch
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TurfTimes:
So ein Rennen hat man in Pardubice schon lange nicht erlebt, hörte man letztes Wochenende von vielen Seiten, als die Große Pardubitzer von der 10-jährigen Stute Orphee des Blins (Lute Antique) mit Jockey Jan Faltejsek gewonnen wurde. Die krasse 55:1-Außenseiterin im Besitz des Stalles Pegas von Jiri Travnicek und im Training von Greg Wroblewski gewann Start-Ziel in einem Höllentempo. Zweiter wurde Ronino (Jape) vor dem dreimaligen Sieger Tiumen (Beaconsfield) mit Josef Vana.
Vor dem Rennen sprach man ausschließlich über die fast 60-jährige Legende des Rennsports, denn Vana konnte im Falle eines Sieges der älteste Sieger in der Geschichte des Rennens werden und Tiumen das erste Pferd mit vier Siegen hintereinander. In den letzten drei Jahren hatten sie in Pardubice keinen richtigen Gegner gefunden, doch dieses Jahr mussten sie schon lange vor dem Rennen mit verschiedenen Problemen kämpfen.
Vana brach sich im Frühling bei einem Trainingsunfall den Schenkel, Tiumen hatte gesundheitliche Probleme im Sommer. Deshalb mussten sie ihr Vorbereitungsrennen vom August auf September verschieben. Auch in den letzten Wochen vor dem Start hatte Vana nur wenig Ruhe, fast jeden Tag reisten mehrere Journalisten- und Kamerateams nach Mlynce unweit von Karlsbad, um die Legende beim Training zu beobachten. „Was soll ich machen, die Journalisten nerven mich total. Aber ich muss einfach für den Rennsport werben, so viel es geht. Wenn wir uns alle bemühen, kommen vielleicht mehr junge Menschen nicht nur auf die Tribüne, aber auch in den Sattel. Wir brauchen dringend mehr Hindernisreiter,“ sagte Vana nach einer von solchen improvisierten Pressekonferenzen vor seinem Stall.
In den letzten Jahren war der 11-jährige Tiumen aus dem Stall Köi Dent klar das beste Pferd im Feld. Dieses Jahr kamen aber gleich drei Gegner aus England und Irland und auch in Tschechien sind neue Opponenten herangewachsen, wie etwa der 8-jährige Trezor (In Camera). Das Mitglied derselben Familie aus dem polnischen Gestüt Moszna gewann dieses Jahr zwei Qualifikationsrennen, immer geritten vom Grand National-Sieger Liam Treadwell.
Doch am Samstag kam die große Überraschung. Von den ersten Metern beherrschte das Rennen Orphee des Blins, das Tempopferd im Rennen. Jockey Faltejsek, Sechster im diesjährigen Cheltenham Gold Cup, fand auf dem sehr weichen Boden genau das Tempo, dass der großrahmigen französischen Stute nicht die Kräfte nahm. Von der Tribüne sah es allerdings wie eine Kamikaze-Taktik aus. Orphee des Blins hatte in manchen Phasen 4,5 Längen Vorsprung und niemand glaubte, dass sie das Tempo auf 6900 Meter aushalten kann. Die Stute galt nämlich lange als Spezialistin für Steeplechases unter fünf Kilometern, das einzige längere Rennen ihrer Karriere war die Qualifikation im Sommer.
Mit dieser Charakteristik kalkulierten auch die Gegner. Die Favoriten und Ausländer waren im Rennen ohne große Zwischenfälle und Kollisionen im Feld versteckt. Als aber Vana und Co. etwa 1500 Meter vor dem Ziel näher rücken wollten, mussten sie feststellen, dass Orphee des Blins noch immer klar im Vorteil ist. Die Stute zeigte keine Zeichen von Müdigkeit und als sie in die Zielgerade kam, war das Rennen gelaufen. „Ich konnte es nicht fassen, ich konnte niemanden hinter mir hören. Entweder gewinnst du oder hast du den Kurs vermasselt, dachte ich,“ sagte Faltejsek, als er 16 Längen vor Ronino und Tiumen ins Ziel kam. Vierter wurde als bester von den Ausländern Maljimar.
Faltejsek, der in den letzten Jahren die britische Hindernissaison bei George Charlton verbrachte, kam mit viel Glück zu dem Ritt. Orphee des Blins sollte der Stalljockey Dusan Andres reiten, da er aber mehr dem fünften Valldemoso vertraute, musste er den Stall Pegas verlassen. Wroblewski suchte dann unter Freelancern und legte sich mit auf Faltejsek fest.
Mit Orphee des Blins feiert der Besitzer Jiri Travnicek seinen bisher größten Erfolg. Seit mehr als 30 Jahren ist er beim Rennsport dabei und wird als einer der einflussreichsten Besitzer Tschechiens angesehen. Trotz vieler guter Pferde und klassischen Siegen konnte er bisher kein Derby oder Große Pardubitzer gewinnen. Orphee des Blins kaufte er vor drei Jahren aus dem Stall von Patrice Quinton. Den Tipp gab der tschechische Experte für französische Hindernisrennen, der ehemalige Jockey Pavel Vitek.
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Martin Cáp, Prag