TurfTimes:
Ausgabe 691 vom Freitag, 22.10.2021
Ein Gesamtumsatz von 2,8 Millionen Euro, ein Schnitt pro Zuschlag von 12.589 Euro – das waren Bestmarken, die bei der zweitägigen BBAG-Herbstauktion, die unter dem Label „Sales & Racing Festival“ geführt wird, erzielt wurden. Natürlich war es eine deutliche Steigerung gegenüber dem Vorjahr und auch eine gegenüber 2018, einem der bis zum letzten Wochenende besten Jahre, als 2,53 Millionen Euro umgesetzt wurden, der Schnitt bei etwas über 10.000 Euro lag.
Von 312 angebotenen Lots wurden 223 verkauft, eine große Zahl ins Ausland, insbesondere der Osten Europas zeigte sich sehr kauffreudig. Auf 17 Kaufzetteln – bei 15 Jährlinge und zwei Pferden im Training – stand der Name des Kasachen Aziz Achmetov, der sich inzwischen auch in höhere Preisregionen wagt. So wurde für 24.000 Euro die Ravensbergerin Wiesenjagd (Maxios) gekauft, eine Vertreterin derWaldrun-Familie. Doch auch als Käufer von Jährlingen im unteren Preisbereich sind die Kasachen inzwischen ein wichtiger Faktor geworden.
Die Topsellerin der BBAG-Herbstauktion 2021: Tribeca (GER) 2020 von Guiliani - Tucana (Acatenango) wurde für 135.000 Euro vom Gestüt Schlenderhan an das Gestüt Brümmerhof gekauft. Die Jährlingsstute stammt aus der Familie des Arc-Siegers Torquator Tasso, Tribeca ist die Schwester seiner Mutter Tijuana (Toylsome). ©Turf-Times/Galoppfoto - Sarah Bauer
Um das teuerste Lot der Auktion stritten sich allerdings, erfreulich zu sehen, zwei große deutsche Gestüte. Nicht überraschend war dies bei der vom Gestüt Schlenderhan in den Ring gebrachten Tribeca, einer Jährlingsstute vonGuiliani, Schwester der Gr. II-Siegerin Tusked Wings (Adlerflug) und von Tijuana (Toylsome), der Mutter des „Arc“-Siegers Torquator Tasso (Adlerflug). Es war also eine seltene Gelegenheit, sich in diese Familie einzukaufen, zumal der zwischenzeitliche Sieg vonTünnes, einem Guiliani-Sohn, der Verbindung einen zusätzlichen Schub gegeben hatte. Suzanne Roberts war an der jungen Stute interessiert, sehr früh auch schon das Gestüt Brümmerhof, doch dann stieg auch Stefan Ullrich für Fährhof ein. Am Ende behielt bei 135.000 Euro doch die Familie Baum die Oberhand. „Sie wird erst einmal ins Gestüt gehen, dann entscheiden wir, welcher Trainer sie bekommt“, hieß es bezüglich der Zukunftspläne.
Noch einmal sechsstellig wurde es am zweiten Tag, als ein vom Gestüt Karlshof gezogenes Sea the Stars-Hengstfohlen aus der Sacarina-Familie in den Ring kam. Es handelte sich um ein Foalsharing. Auch hier waren Suzanne Roberts, gewiss als Vertreterin der Familie Tsui, Besitzer von Sea the Stars, und das Gestüt Brümmerhof interessiert, den Zuschlag bekam aber bei 105.000 Euro Holger Faust, womit Karlshof den Hengsthalter heraus kaufte. Das könnte ein guter Deal gewesen sein. Möglich, dass der junge Hengst, wo auch immer, im kommenden Jahr erneut im Ring erscheint. Die HFTB Racing Agency ersteigerte für 75.000 Euro auch Almost Unreal (Counterattack), den Bruder der zweifachen Auktionsrennen-Siegerin Atomic Blonde (The Grey Gatsby).
Sehr gut lief es im vielbeschworenen Mittelmarkt bei den Jährlingen. Die Hamburgerin Andrea Kötz, mit ihrem Unternehmen Anpak auch im Sponsorenbereich aktiv, erwarb für 52.000 Euro aus dem Besitz des Gestüts Idee Sweet Polska (Polish Vulcano), die rechte Schwester der guten Sir Polski und Sir Vulcano. Die kräftige Stute mit viel Ausstrahlung wird eine Box bei Andreas Wöhler beziehen.
Thomas Jander, Bauunternehmer aus Berlin, verstärkte seinen inzwischen schon recht umfangreichen Rennstall mit mehreren Jährlingen. Über Wilhelm Feldmann kaufte er zusammen mit Partnern aus der Zucht des Gestüts Ohlerweiherhof den Adlerflug-Sohn Nebrasko, bei dem er sich gegen Peter Vaughan von den Moanmore Stables durchsetzte. 50.000 Euro mussten für ihn angelegt werden, er soll zu Henk Grewe gehen. Ein weiterer Jander-Kauf war eine Zarak-Stute aus dem Haras de Grandcamp, bei der Erika Müller Züchterin ist. Die Tochter der 84-Kilo-Stute Silver Cloud (Soldier Hollow) kostete 43.000 Euro.
2007 war der Dress des Stalles Silbersee letztmalig auf einer deutschen Rennbahn zu sehen. Das wird sich bald ändern, denn Bernhard Gerdes aus Hannover ist nach langer Abstinenz wieder in den Sport eingestiegen. Mit Trainer Christian Sprengel an seiner Seite ersteigerte er aus dem Lot des Gestüts Röttgen einen Reliable Man-Sohn aus der Norderney (Dai Jin), einen rechter Bruder des guten Dreijährigen Nordstrand. 43.000 Euro legte er für den Hengst an. Hinzu kamen für jeweils 12.000 Euro ein Pour Moi-Hengst aus Hachetal und eine Maxios-Stute aus der Polack-Zucht.
In den Stall von Christian von der Recke geht ein von The Grey Gatsby stammender Hengst, den das Haras de Grandcamp für einen Klienten nach Iffezheim geschickt hatte. 40.000 Euro legte Andreas Hacker für ihn an, natürlich ist er in Frankreich prämienberechtigt.
Rüdiger Alles von der IVA ersteigerte für den Stall Grafenberg von Albrecht Woeste den Sea The Moon-Sohn Marc Aurel (Manduro), einen rechten Bruder der Gr. III-Siegerin Meerjungfrau aus dem Gestüt Görlsdorf. Für ihn mussten 32.000 Euro hingelegt werden. Auf der Suche nach einem neuen Sisfahan (Isfahan) war Holger Faust für Stefan Oschmann von Darius Racing und wurde bei gleich mehreren Nachkommen des erfolgreichen Nachwuchsdeckhengstes fündig. Dazu zählte Party King, ein attraktiver Hengst vom Gestüt Ohlerweiherhof, der ebenso 30.000 Euro kostete wie die Elsetalerin Königin Isis, eine rechte Schwester von Kahar (Isfahan), die das BBAG Auktionsrennen in Iffezheim gewonnen hatte.
Durchaus umfangreich präsentierte sich diesmal der Mutterstutenbereich, in dem das Gestüt Brümmerhof zahlreiche vom Nachwuchsdeckhengst Waldpfad tragende Stuten in den Ring brachte. Die teuerste war die listenplatziert gelaufene Sound Machine (Pastorius) aus einer für Mario Hofer höchst erfolgreichen Familie. Sie wird den Weg nach Frankreich nehmen, denn Crispin de Moubray bekam bei 36.000 Euro im Auftrag von Maurice Lagasse den Zuschlag. Er sicherte sich für 14.000 Euro auch die von Waldpfad tragende Listendritte Nona (Pastorius). Bemerkenswert sicher, dass auch die Gestüte Röttgen und Am Schloßgarten unter den Käufern der von Waldpfad tragenden Stuten waren.
Etwas in jeder Hinsicht Besonderes wurde dann am Samstagabend noch zum Abschluss der Auktion geboten. Vier erst wenige Tage zuvor in Newmarket bei Tattersalls gekaufte Jährlinge kamen direkt aus England erneut in den Ring, natürlich mit dem Hintergrund, sie für die Auktionsrennen zu qualifizieren. Einen Schnelldurchlauf durch den Ring gab es allerdings nicht. An einer Siyouni-Stute, die Eckhard Sauren am letzten Dienstag bei Tattersalls für 85.000gns. gekauft hatte, waren plötzlich andere Interessenten dran, so etwa Trainer Andreas Suborics. Da musste Sauren schon bis zu 160.000 Euro gehen, um die Stute, die zu Henk Grewe gehen wird, in eigenem Besitz zu halten. Etwas günstiger bezüglich der Gebühren lief es für die anderen Anbieter an, doch kletterte etwa ein attraktiver und rahmiger Sea the Moon-Hengst, ein 25.000gns.-Zuschlag von Tattersalls, diesmal auf 46.000 Euro.
Bei den Verkäufern führte das Haras de Grandcamp mit 30 von 31 für 284.900 Euro verkauften Pferden die entsprechende Liste an, doch hatte das französische Gestüt auch das umfangreichste Lot nach Iffezheim geschickt. Dahinter folgten das Gestüt Karlshof und das Gestüt Ohlerweiherhof. Zufrieden war man auch beim Gestüt Röttgen („es lief alles nach Plan“, so Gestütsleiter Frank Dorff), der Görlsdorfer Transporter fuhr leer nach Hause und auch bei dem Gestüt Helenenhof trat man zufrieden die Heimreise an.
Der umsatzstärkste Käufer war einmal mehr Holger Fausts HFTB Racing Agency mit sieben Käufen für 330.000 Euro. Das ausländische Engagement wurde von Aziz Achmetov angeführt, in diversen Preisbereichen war der Engländer David Futter vom Yorton Stud unterwegs, er ist inzwischen zu einer festen Käufergröße bei dieser Auktion geworden.