Das wöchentliche Editorial
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Kevin Woodburn wäre bestimmt noch frei. Doch muss er im Moment aussetzen. Denn Amateure sind vorerst noch nicht zugelassen im deutschen Rennsport, auch nicht der amtierende Deutsche Meister, der inzwischen 63 Jahre zählt. Er ist im diesjährigen Derby nur Zuschauer. 1989 hat er das Rennen gewonnen, sechs Jahre später noch einmal. Bahnkenntnis hätte er also. Dabei würde er vielleicht sogar gebraucht, denn es wird am ersten Juli-Sonntag gar nicht so einfach sein, genügend routinierte Reiter im wichtigsten Rennen des Jahres zum Einsatz zu bringen. Immerhin vier Jockeys, die dort schon einmal gewonnen haben, sind derzeit in den hiesigen Jockeystuben zu finden, hinter dem verletzten Maxim Pecheur steht ein Fragezeichen. Das wäre in anderen Zeiten kein Problem gewesen, da griffen die Besitzer gerne auf teure und allerdings nicht immer einsatzfreudige ausländische Sattelkünstler zurück, in teilweise zweistelliger Zahl kamen sie etwa aus Großbritannien eingeflogen. weiterlesen »
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Das Mehl Mülhens-Rennen war in den vergangenen Jahren ein guter Weidegrund für die vierbeinigen Gäste aus Großbritannien und Frankreich. Seit 2010 ist das Rennen sieben Mal ins Ausland gegangen. Letztes Jahr nicht, da konnte man froh sein, dass der Renntag kurz nach Aufhebung des kompletten Lockdowns überhaupt stattfand. Und auch am Montag bleiben die dreijährigen Meiler unter sich. Es ist derzeit einfach zu kompliziert, von England aus nach Deutschland zu kommen. Was weniger für die Pferde gilt, mehr für die Menschen. Als unlängst Axana für Andreas Wöhler in Lingfield lief und gewann, erforderte das eine ausgeklügelte Logistik. Umgekehrt wäre es für Betreuer englischer Pferde jetzt schier unmöglich gewesen, ihre Vierbeiner nach Deutschland zu begleiten, außer, man hätte längere Quarantänezeiten auf sich genommen. Das könnte für die 1000 Guineas nächste Woche in Düsseldorf ähnlich aussehen. weiterlesen »
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Nach den Angaben des Galopper-Dachverbandes ist die Zahl der Pferde im Training aktuell auf dem Stand des Vorjahres. So um die 2.300, gegenüber früheren Zeiten natürlich sehr überschaubar, aber es ist trotz der schwierige Lage nicht weniger geworden. Nur: Wo sind diese Pferde eigentlich? Die Starterfelder sind, um es vorsichtig auszudrücken, übersichtlich. Sicher, manche Ausschreibungen sind gewöhnungsbedürftig, es drängt sich manchmal der Eindruck auf, dass örtliche Trainer und Besitzer den Stift geführt haben. Und die Rennpreise sind manchmal an der unteren Grenze des Erträglichen. In Krefeld liegt die höchste Dotierung am nächsten Samstag bei 4.000 Euro. Im Ausgleich III und bei den Dreijährigen. Das geht eigentlich gar nicht. weiterlesen »
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Der Trainer und Züchter, dessen Ehefrau als Besitzerin zeichnet, wird in diesem Jahr achtzig Jahre alt. Der Jockey, sein Schwiegersohn, zählt 54 Jahre, reitet fast ausschließlich für den eigenen Stall und nur noch höchst selten außerhalb von Irland. Das Pferd selbst stammt von einem Deckhengst ab, der wegen mangelnder Erfolge seiner Nachkommen aussortiert wurde, die Mutter ist einmal gelaufen, sie endete unplatziert. Poetic Flare, der Sieger in den 2000 Guineas von Newmarket, ein Rennen, das in der klassischen Hierarchie in Großbritannien gleich nach dem Derby kommt, hat seine ganz eigene Geschichte. weiterlesen »
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Gute Nachrichten sind in diesen Zeiten rar, insbesondere wenn es sich um die wirtschaftliche Seite des Rennsports handelt. Renntage werden abgewickelt, nicht mehr inszeniert, der harte Kern bleibt unter sich, es gibt Bahnen, da sind nicht einmal Besitzer zugelassen. Es ist alles schon ziemlich spaßbefreit und da wird sich so schnell auch nichts ändern.
Immerhin gibt es ein paar sportliche Hoffnungsschimmer. Mit Nerium hat sich am Sonntag in Köln ein weiterer Vertreter des formidablen Jahrgangs 2017 endgültig in der Grand Prix-Klasse etabliert. Er hatte schon letztes Jahr große Sprünge gemacht, war im Juli mit einem Rating von 68,5kg im Handicap eingestiegen, jetzt steht er bei 97kg. Ein echtes 2400-Meter-Pferd, das dem bereits gestandenen Kaspar keine Chance ließ. Was etwa diese beiden etwa international zu leisten vermögen, ist vorerst noch unklar, die doch recht blasse Vorstellung von Dicaprio zeitgleich in Longchamp mahnt da schon etwas zur Vorsicht. weiterlesen »
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Die Nachricht, dass sich der Schnitt pro Zuschlag bei der Capricornia Yearling Sale gegenüber 2019 – letztes Jahr wurde nicht versteigert - fast verdoppelt hat, interessiert eigentlich außer den dortigen lokalen Größen keinen Menschen. Diese Auktion findet am anderen Ende der Welt, im australischen Rockhampton im Bundesstaat Queensland statt und hat dort überregional kaum Informations-Wert. Der Schnitt lag im Übrigen bei umgerechnet rund 13.000 Euro. Es ist aber ein, wenn nur winziges Indiz, für die Golfgräber-Stimmung, die gerade in der Region herrscht. Nahezu bei jeder Auktion werden Rekorde aufgestellt. weiterlesen »
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Bevor ein Deckhengst in Deutschland internationale Aufmerksamkeit bekommt, hat er in der Regel schon ein reifes Alter erreicht. Monsun ist ein gutes Beispiel, Soldier Hollow erlangte erst spät Anerkennung, wobei zu berücksichtigen ist, dass er bei seinem Gestütseintritt auch schon achtjährig war. Areion wurde bei allem Respekt außerhalb der Grenzen nur marginal wahrgenommen. Adlerflug musste 17 Jahre werden, bis plötzlich eine Reihe von Buchungen aus England und Frankreich getätigt wurden. Die Leistungen seiner Nachkommen 2020, insbesondere aus dem Jahrgang 2017, sind nicht unbemerkt geblieben, die Decktaxe war im europaweiten Vergleich sehr günstig. „Ausgebucht“ hieß es schon im Spätherbst. weiterlesen »
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Innerhalb von fünf Wochen hat Mishriff, ein vier Jahre alter Hengst, seinem Besitzer, einem mit Sicherheit begüterten saudischen Prinzen, bei gerade einmal zwei Starts rund elf Millionen Euro aufs Konto galoppiert. Eine unvorstellbare Summe, zumal aus hiesiger Sicht, wo man angesichts der durch die Umstände begründeten aktuellen Rennpreise als Besitzer nur in Tränen ausbrechen kann. Die bessere Saison im Mittleren Osten ist am Samstag in Dubai beendet worden, mit kontroversen Resultaten, denn wenn acht Jahre alte Wallache hoch dotierte Gruppe-Rennen gewinnen, ist das aus sportlicher und insbesondere züchterischer Sicht bedenkenswert. Der Rennsport in diesen, durchweg eher weniger demokratisch regierten Ländern, wird durch Rennpreise befeuert, die in der Regel aus staatlichen Quellen kommen dürften. weiterlesen »
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Meydan wird am Samstag Trauer tragen. Scheich Hamdan al Maktoum, eine der prägenden Persönlichkeiten der internationalen Galoppsportszene in den vergangenen Jahren ist gestorben. Auch in seiner Heimat hat er Akzente gesetzt, auch wenn sein Bruder Scheich Mohammed der eigentliche Macher von Meydan war. Aber als vor einigen Jahren der dortige Tapeta-Belag in die Kritik geriet, war es ein Machtwort von Hamdan, der diesen Untergrund auf der Allwetterbahn ändern ließ, seither wird auf Sand nach amerikanischem Vorbild galoppiert, auch mit seinen Pferden die rund um den World Cup bereits unter dem Namen Shadwell laufen werden, nicht mehr unter seinem eigenen. weiterlesen »
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Es soll am Ende eine ziemlich unproblematische Sitzung gewesen sein, am Montag im Gemeinderat in Iffezheim: Die Initiative „Baden Galopp“ ist der neue Pächter der Rennbahn, das wurde einstimmig beschlossen. In der kommenden Woche sollen die Unterschriften unter den entsprechenden Vertrag gesetzt werden, am 1. April wird Stephan Buchner als neuer Manager ein Büro in der Benazet-Tribüne beziehen. Kompromisse mussten beide Seiten machen, aber letztlich hatte die Gemeinde auch so viel Spielraum nicht. Ernsthaft hat es keinen anderen Bewerber gegeben, der auf Deutschlands Rennbahn Nummer eins den Bereich „Galopp“ bespielen wollte. weiterlesen »