Das Derby
Und wieder jubelt Liberty Racing - Palladium gewinnt das IDEE 155. Deutsche Derby
Es war wieder der blaue Dress mit den gelben Punkten von Liberty Racing, der im „Rennen des Jahres“ vorne war. Ganz außen kam Palladium mit Thore Hammer-Hansen angerauscht und fing den lange führenden Borna mit Andrasch Starke an Bord, der sich vom Start weg an die Spitze und die Innenrails gelegt hat, noch ab. Aber auf dieses Ergebnis mussten die Zuschauer in Hamburg-Horn eine ganze Zeit warten - so knapp war dieser Einlauf im IDEE 155. Deutschen Derby (Gr. I, 2.400m, 650.000 Euro). Und wie im letzten Jahr als Fantastic Moon gewann, wurde es wieder voll und laut auf dem Geläuf und später auch bei der Siegerehrung, als die ganze vielköpfige Besitzerschar das Pferd und den Sieg bejubelten. Für den Trainer Henk Grewe aus Köln war es nach Sisfahan der zweite Derbysieger. Auf dem 3. Platz landete ebenfalls ein Pferd aus Köln, der von Waldemar Hickst für den Stall Lucky Owner trainierte Augustus unter Michal Abik.
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Der Siegreiter, Sohn des in Deutschland tätigen Erfolgsjockesy Lennart Hammer-Hansen, war im Interview mehr als happy, es sei ein Lebenstraum von ihm gewesen, ein Derby zu gewinnen. Dass er sich diesen in Deutschland erfüllt hat, war nicht selbstverständlich, weil er seine Karriere in England gestartet hatte.
„Keiner hat damit gerechnet“, meinte Lars Wilhelm Baumgarten, der Initiator der über 50köpfigen Besitzergemeinschaft, der gestern schon die Derby-Rede für den Vorjahressieger Fantastic Moon gehalten hatte, „aber der Trainer habe die richtige Taktik ausgepackt“. Palladium, für den eigens die Außenbox beantragt worden war, hatte sich währende des Rennens an die dritte, vierte Stelle gelegt und ging dann eingangs der Zielgerade ganz nach außen. Im Siegerinterview, das Henk Grewe im Wet-Look nach einer Sektdusche gab - auch der Siegreiter Thore Hammer-Hansen blieb nicht trocken - hieß es, dass die Arbeitsleistung von Palladium nciht gerade beeindruckend gewesen sei, aber das Pferd wisse eben, wann es drauf ankommt.
Der Gleneagles-Sohn stammt aus der Zucht der Stiftung Gestüt Fährhof und war ein Kauf bei der BBAG-Jährlingsauktion.
Fakten & Zahlen rund ums Derby
Das Derby ist das bedeutendste Rennen des Jahres im deutschen Galopprennsport. Mit einer Dotierung von 650.000 Euro ist es auch das höchst dotierte, es geht über eine Distanz von 2.400 Meter und nur dreijährige Hengste und Stuten dürfen in die Startboxen einrücken, das heißt: Jedes Pferd kann dieses Rennen nur einmal im Leben bestreiten - und es gibt in jedem Jahrgang nur ein einziges, das es gewinnen kann. Seit 1869 wird das Derby der Galopper gelaufen - bis auf sehr wenige Ausnahmen in Kriegsjahren - immer auf der Galopprennbahn in Hamburg-Horn.
Erfolgreichste Jockeys
Durch den Sieg mit Sisfahan im IDEE 152. Deutschen Derby zog Andrasch Starke gleich mit dem bisherigen alleinigen Rekordhalter Gerhard Streit und hat jetzt acht Dreijährige zum "Blauen Band" verholfen: 1998 Robertico, 2000 Samum, 2002 Next Desert, 2006 Schiaparelli, 2008 Kamsin, 2013 Lucky Speed, 2015 Nutan und eben 2021 Sisfahan.
Die acht Sieger von Gerhard Streit warn: 1938 Orgelton, 1939 Wehr Dich, 1940 Schwarzgold, 1941 Magnat, 1943 Allgäu,1946 Solo, 1952 Mangon und 1961 Baalim.
An dritter Stelle liegt Otto Schmidt (7 Siege), auf dem 4. Platz folgt Tom Busby, der bis 1896 fünfmal das Deutsche Derby gewann, dazu dreimal das Derby in Wien und zweimal in Kopenhagen.
Erfolgreichste Trainer
Der erfolgreichste Trainer im Deutschen Derby war mit 9 Siegen (1927 Mah Jong, 1930 Alba, 1935 Sturmvogel, 1938 Orgelton, 1939 Wehr Dich, 1940 Schwarzgold, 1941 Magnat, 1943 Allgäu, 1949 Asterblüte) George Arnull, geboren 1880 in Newmarket, gestorben 1960 in Köln.
Arnull war ein Neffe der beiden Hamburger Vereinstrainer William King Arnull und Ernest Nevill Arnull, deren Großvater Bill Arnull dreimal als Jockey das englische Derby gewann. George Arnull errang alle Derbysiege als Privat-Trainer in Diensten des Gestüts Schlenderhan.
Die erfolgreichsten noch aktiven Trainer, die einen Derby-Sieger sattelten konnten, sind Peter Schiergen (sechs Siege): 2022 mit Sammarco, 2015 mit Nutan, 2013 mit Lucky Speed, 2005 mit Kamsin, 2003 mit Schiaparelli, 2001 mit Boreal.
Mit fünf Siegen folgt Andreas Schütz, der danach lange Zeit in Hong Kong und jetzt in Chantilly trainiert. Die Liste seiner Sieger: 2004 mit Shirocco, 2002 mit Dai Jin, 2002 mit Next Desert, 1997 mit Samum, 1998 mit Robertico.
Andreas Wöhler hat ebenfalls fünf Sieger: 2019 mit Laccario, 2016 mit Isfahan, 2011 mit Waldpark, 1996 mit Belenus, 1989 mit Pik König.
Erfolgreich als Trainer und Jockey
In der langen Derbygeschichte ist es lediglich drei Aktiven gelungen, das Deutsche Derby sowohl als Reiter und als Trainer zu gewinnen gewonnen. Allen voran Hein Bollow, der als Reiter 1953 mit Allasch, 1954 mit Kaliber, 1956 mit Kilometer und 1962 mit Herero viermal erfolgreich war, gewann 1974 mit Marduk das Derby noch einmal als Trainer. Harro Remmert siegte 1973 im Derby auf Athenagoras als Reiter und 1995 mit All My Dreams als Trainer. Zu einem besonderen Kuriosum kam es 1937, als Ernst Florian Grabsch mit Abendfrieden als Trainer-Jockey für das Gestüt Graditz erfolgreich war..
1 - 2 - 3 im Derby
Gleich drei Pferde auf den vorderen Plätzen vom Derby-Geläuf zu holen, das gelang bisher nur drei Trainern.
Andreas Schütz ist nicht nur der jüngste Trainer, dem dieses Kunststück gelang, er schaffte als Einziger auch den "Doppel-Dreier"
- 1967 Sven von Mitzlaff mit Luciano, Norfolk und Presto
- 1985 Heinz Jentzsch mit Acatenango, Pontiac und Lirung
- 2000 Andreas Schütz mit Samum, Subiaco und Acamani
- 2002 Andreas Schütz mit Next Desert, Salve Regina und Tomori
Erfolgreichste Besitzer
Gestüt Schlenderhan mit 19 Siegen: 1908 Sieger, 1914 Ariel, 1918 Marmor, 1927 Mah Jong, 1930 Alba, 1935 Sturmvogel, 1938 Orgelton, 1939 Wehr Dich, 1940 Schwarzgold, 1941 Magnat, 1943 Allgäu, 1949 Asterblüte , 1953A llasch, 1969 Don Giovanni, 1970 Alpenkönig, 1976 Stuyvesant, 2007 Adlerflug, 2009 Wiener Walzer und 2020 mit dem in Frankreich von Francis-Henri Graffard trainierten In Swoop. An zweiter Stelle folgt mit 12 Erfolgen bis 1944 das staatliche Hauptgestüt Graditz.
Frauen im Derby
1979 war Monika Blasczyk mit gerade mal 18 Jahren die erste Frau, die bei einem Deutschen Derby reiten durfte. Auf Varanes, der von ihrem Vater Hans Blasczyk trainiert wurde, landete sie auf dem 13. Platz. Im Rennsattel war Monika Blasczyk ansonsten hoch erfolgreich und wurde sechsmal Championesse (1978, 1979, 1980, 1982, 1987 und 1990), inzwischen arbeitet sie als Galopper-Trainerin in Verl.
32 Jahre nach Monika Blasczyk ist Stefanie Hofer (jetzt Koyuncu) 2011 die zweite Frau, die bei einem Derby in den Sattel steigt. Nachdem die Krefelderin im Jahr zuvor durch einen Sturz um den sicheren Derbyritt gebracht wurde, bekam sie beim IDEE 142. Deutschen Derby das Engagement auf dem Pferd des Derby-Sponsors und HRC-Vizepräsidenten Albert Darboven, Mi Senor, mit dem sie auf dem 12. Platz landete. 2016 dann mit Eva-Maria Zwingelstein (jetzt Geisler) Rennreiterin Nummer 3, die sich im Derby in den Sattel schwingen durfte, sie steuerte Rosenhill auf den 13. Platz. Danach war es 2017 (als 14. mit Sternkranz) und 2020 (11. mit Anatello) Sibylle Vogt, die als einzige Frau mit in die Derbystartboxen einrücken durfte. In 2022 war es die gebürtige Schweizerin, die mit Imi für Trainer Peter Schiergen und Holger Renz als Besitzer. als Dritte für die bisher erfolgreichste Platzierung einer Frau in einem Derby sorgte. Das nächste Mal werden wir an dieser Stelle berichten, wenn die erste Frau auch ein Derby gewinnen konnte!
Überlegenste Derby-Sieger
1981 siegte Gestüt Zoppenbroichs Orofino unter Jockey Peter Alafi mit zwölfdreiviertel Längen Vorsprung - lange Zeit galt der Dschingis Khan-Sohn somit als überlegenster Sieger, allerdings zeigt der genauere Blick, daß 1871 Bauernfänger laut Richterspruch "Leicht mit 20 Längen gegen Dietrich gewonnen" hat. Ebenfalls souverän war 2015 Sea The Moon mit elf Längen, genauso wie 1940 Schwarzgold, die überlegen mit zehn Längen gewann. Auch Adlerflug 2007 und Surumu 1977 waren mit sieben Längen Vorsprung der Konkurrenz weit enteilt.
Schnellste Derby-Zeit
Für die 2.400-Meter-Distanz: benötigte Belenus unter Kevin Darley im BMW 130. Deutschen Derby nur 2:25,81 Minuten - die schnellste Zeit, in der das Deutsche Derby jemals gelaufen wurde
Langsamste Derby-Zeit
1927 ist das Deutsche Derby als "Sumpf-Derby" in die Geschichte des Rennsports eingegangen. In tiefstem Morast erreichte der Schlenderhaner Mah Jong mit E. Pretzner im Sattel nach 3:30,2 Minuten das Ziel. Diese Zeit war die schlechteste, die jemals für einen Derby-Sieg gemesssen wurde. Wolkenbruchartiger Regen hatte das Geläuf in einen Morast verwandelt.
Höchste Dotierung im Derby
Das BMW 131. Deutsche Derby am 2. Juli 2000 war mit insgesamt 1.382.200 Mark dotiert. Höchste Dreierwetten-Quote im Derby 1971 auf den Einlauf Lauscher – Madruzzo – Quisquis 368.228:10. Ein Wetter erhielt 92.057 DM für einen Einsatz von 2,50 DM.
Höchste Siegquote im Derby
1982 auf Ako 608:10.
Niedrigste Siegquote im Derby
1905 gab es auf Patience eine Gewinnquote von 10:10.
Stuten-Siege im Derby
1955 siegte Lustige mit Jockey Albert Klimscha im Sattel. Erst 42 Jahre später - 1997 - gewann Borgia vom Gestüt Ammerland mit Jockey Olivier Peslier. Hier folgt die komplette Liste aller erfolgreichen Pferdedamen im Derby:
- 1873 Amalie von Edelreich
- 1875 Palmyra
- 1879 Künstlerin
- 1880 Gamiani
- 1885 Budagyöngye
- 1905 Patience
- 1915 Pontresina
- 1936 Nereide
- 1940 Schwarzgold
- 1949 Asterblüte
- 1955 Lustige
- 1997 Borgia
Mütter von Derbysiegern
Sechs Stuten konnten sich bisher damit auszeichnen gleich zwei Derbysiegern das Leben geschenkt zu haben:
- Kirschfliege mit Kaliber (1954) und Kilometer (1956)
- Ordinale mit Orofino (1981) und Ordos (1983)
- Laurea mit Lando (1993) und Laroche (1994)
- Britannia mit Borgia (1997) und Boreal (2001)
- Sacarina mit Samum (2000) und Schiaparelli (2006) - letztere hatten mit Monsun auch denselben Vater und sind die einzigen Vollbrüder, die das Derby gewinnen konnten
- Wellenspielmit Windstoß (Shirocco) 2017 und Weltstar (Soldier Hollow) 2018. .
Liste aller Derbysieger seit 1869:
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