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Was bleibt von der Sandbahn-Saison?

Das bunteste Bild dieser Sandband-Saison: Die Teilnehmerinnen der 50. Perlenkette.Von oben (v.l.n.r.): Andrea Glomba, Lisa Bienefeld-Brands, Janine Beckmann, Olga Laznovska als Siegerin, Rebecca Schumacher, Nina Wagner, Eva Maria Herresthal, Jeannie Verheyden, Brigitte Sieberts (hinten), Cecilia Müller, Sabrina Wandt, Stephanie Rank, Vanessa Baltromei, Silke Brüggemann, Manuela Murke und Hana Mouchova (vorne). — mit Andrea Glomba, Cecilia Müller, Lisa Bienefeld-Brands, Sabrina Wandt, Janine Beck

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Turf aktuell

TurfTimes: 

Ausgabe 206 vom Donnerstag, 15.03.2012

Vom 27. November des letzten Jahres bis zum vergangenen Samstag dauerte sie diesmal, die Zeit der Sandbahnrennen im deutschen Turf. Sechszehn Rennveranstaltungen mit 127 Sandbahnprüfungen wurden insgesamt auf den beiden die Wintersaison tragenden Rennbahnen durchgeführt, acht in Neuss und genauso viele in Dortmund. Was bleibt davon, woran wird man sich erinnern?

Auch so sahen die Sandbahn-Rennen aus: Filip Minarik mit Dakar auf der Neusser Matschpiste. Foto Hannah Parow-SouchonAuch so sahen die Sandbahn-Rennen aus: Filip Minarik mit Dakar auf der Neusser Matschpiste. Foto Hannah Parow-SouchonDie Anfangsphase der Sandbahnsaison war vom Championatskampf geprägt. Die in Deutschland gültige Championatsregelung, dass jeder Sieg, egal ob in einem Gruppe I-Rennen oder einer mit 2.000 Euro dotierten Kategorie F-Prüfung erzielt, für das Championat gleichermaßen zählt, rückte die frühen Sandbahntermine in den sportlichen Fokus des Championatskampfes. Sowohl bei den Jockeys als auch bei den Trainern ging es vehement zur Sache. Das Duell Minarik kontra Pietsch zog sich wie ein roter Faden durch die ersten sechs Veranstaltungen. Nahezu in allen Rennen stiegen beide Jockeys in den Sattel und suchten ihre Chance. Letztlich hatte Filip Minarik das bessere Ende für sich und bekannte im Interview: „Ein Champion-Titel ist natürlich eine Auszeichnung. Früher bedeutete das, dass man der Beste war. Jetzt ist es eher so, dass man der Fleißigste war.“ Insgesamt neun Siege verzeichnete Minarik in diesem Winter.

Filip Minarik feiert sein zweites Jockey-Championat, erster Gratulant ist Hein Bollow (91). Foto: Karina StrübbeFilip Minarik feiert sein zweites Jockey-Championat, erster Gratulant ist Hein Bollow (91). Foto: Karina Strübbe

Vom Düsseldorfer Besitzer Guido Schmitt, dessen Pferde ebenfalls neun Siege in diesem Winter erzielen konnten, bestens unterstützt, unternahm auch der Krefelder Trainer Mario Hofer den Versuch, den schon in Sicherheit geglaubten Andreas Wöhler auf der Zielgerade des Trainerchampionats noch abzufangen. Der Versuch scheiterte, doch brachte er etwas zusätzliche Spannung in die an sportlichen Höhepunkten arme Sandbahnsaison. Als vierfacher Sandbahnsieger im Hofer-Lot zeichnete sich vor allem der Shamardal-Sohn Beacon Hill aus. Der im Besitz von Guido Schmitt stehende 4jährige Wallach, der eigentlich sogar fünfmal den Zielspiegel als Erster passiert hatte, doch einen Sieg nachträglich aus formalen Gründen wieder verlor, avancierte mit seiner Siegesserie zu einem der vierbeinigen Winterstars neben dem unverwüstlichen Kronerbe, der auf fünf Siege auf Distanzen zwischen 1200m und 1950m kam. Der 5jährige Königstiger-Sohn, dessen Erfolge auch beste Werbung für seinen etwas in Vergessenheit geratenen Trainer Karl Demme bedeuteten, war von Anfang bis Ende der Sandbahnsaison auf den Beinen und verdiente bei allen acht Starts auf beiden Sandbahnen Geld.

Guido W. Schmitts Beacon Hill: Hier mit Marian Falk Weissmeier in Neuss - avancierte zum vierfachen Seriensieger dieser Winterssaison. www.galoppfoto.de - GruttmannGuido W. Schmitts Beacon Hill: Hier mit Marian Falk Weissmeier in Neuss - avancierte zum vierfachen Seriensieger dieser Winterssaison. www.galoppfoto.de - Gruttmann

Beacon Hill war dagegen der größte Aktivposten für Mario Hofer, der sich mit zehn Erfolgen klar vor Karl Demme (7 Siege) als bester Wintertrainer auszeichnete. Dennoch sieht der gebürtige Österreicher die Sandbahnrennen kritisch: „Das sind lieblos hin geklatschte Veranstaltungen“, bekennt er im Interview und stellt damit den Veranstaltern kein gutes Zeugnis aus. Championtrainer Andreas Wöhler sattelte während des gesamten Sandbahnwinters nur fünf Starter in Deutschland, drei davon sorgten für Siege. Sein einziger Sandbahnstart in diesem Jahr durch den mittlerweile verkauften Flash Dance im Januar in Dortmund steht für die zweite Phase der Wintersaison, in der vereinzelte Aufbaustarts von Vollblütern besserer Klasse, die für einen Auftritt beim „White Turf Meeting“ in St. Moritz vorgesehen waren, für kleine sportliche Lichtblicke zwischen den vielen Ausgleich IV-Rennen sorgten. Neben Flash Dance probten auch Gestüt Bonas Salut und Gestüt Winterhauchs Keep Cool erfolgreich in Dortmund, in früheren Jahren waren derartige Konditionsstarts zahlreicher zu beobachten.

In der letzten Phase dieses Sandbahnwinters dominierte das Zittern, ob es zu einem Renntagsausfall kommen würde. Die Nennungszahlen gingen nach dem Frosteinbruch Ende Januar deutlich zurück, immer dünner wurde die Starterdecke. Letztlich gab es dann doch an jedem Wochenende eine Veranstaltung, wenn auch teilweise nur noch mit sechs schwach besetzten Prüfungen. Dass der Totalisatorumsatz in dieser Phase nicht einmal mehr sechsstellige Regionen erreichte, bedarf mittlerweile keiner besonderen Erwähnung mehr.

Siegerehrung in Neuss nach dem Finale der Perlenkette: Von oben (v.l.n.r.): Andrea Glomba, Lisa Bienefeld-Brands, Janine Beckmann, Olga Laznovska als Siegerin, Rebecca Schumacher, Nina Wagner, Eva Maria Herresthal, Jeannie Verheyden, Brigitte Sieberts (hinten), Cecilia Müller, Sabrina Wandt, Stephanie Rank, Vanessa Baltromei, Silke Brüggemann, Manuela Murke und Hana Mouchova (vorne). — mit Andrea Glomba, Cecilia Müller, Lisa Bienefeld-Brands, Sabrina Wandt, Janine Beckmann, Stephanie Rank, Olga Laznovska, Nina Wagner, Vanessa Baltromei, Eva Herresthal, Silke Brüggemann, Jeanne Verheyden, Manuela Murke und Hana Mouchova.n Foto: Gabriele Suhr.Siegerehrung in Neuss nach dem Finale der Perlenkette: Von oben (v.l.n.r.): Andrea Glomba, Lisa Bienefeld-Brands, Janine Beckmann, Olga Laznovska als Siegerin, Rebecca Schumacher, Nina Wagner, Eva Maria Herresthal, Jeannie Verheyden, Brigitte Sieberts (hinten), Cecilia Müller, Sabrina Wandt, Stephanie Rank, Vanessa Baltromei, Silke Brüggemann, Manuela Murke und Hana Mouchova (vorne). — mit Andrea Glomba, Cecilia Müller, Lisa Bienefeld-Brands, Sabrina Wandt, Janine Beckmann, Stephanie Rank, Olga Laznovska, Nina Wagner, Vanessa Baltromei, Eva Herresthal, Silke Brüggemann, Jeanne Verheyden, Manuela Murke und Hana Mouchova.n Foto: Gabriele Suhr.

Für Furore sorgten einige Nachwuchskräfte im Rennsattel. In Abwesenheit zahlreicher arrivierter Jockeys erwiesen sich die Sandbahnrennen erneut als Möglichkeit für den reiterlichen Nachwuchs, auf sich aufmerksam zu machen. Der 21jährige Maxim Pecheur und die beiden 17jährigen Nachwuchskräfte Cecilia Müller und Noch-Amateur Dennis Schiergen nutzten diese Chance in diesem Winter besonders. Pecheur, Auszubildender im letzten Lehrjahr bei Gerald Geisler, kam auf 13 Erfolge in der Sandbahnzeit, die höchste Siegzahl aller Aktiven, und machte erkennbar einen gewaltigen Sprung in seiner reiterlichen Entwicklung. Mit zehn Erfolgen, darunter seinem 50. Sieg im Rennsattel, rangiert Dennis Schiergen auf Rang 2 der Sandbahn-Jockeystatistik, noch vor Filip Minarik, der seinen 3. Platz nur knapp vor der am Stall von Axel Kleinkorres als Auszubildende beschäftigten Cecilia Müller (8 Siege) erreichte.

Brigitte Sieberts und Amateurrennreiterin Olga Laznovka (r.) mit der begehrten Perlenkette in Neuss. Foto: Gabriele SuhrBrigitte Sieberts und Amateurrennreiterin Olga Laznovka (r.) mit der begehrten Perlenkette in Neuss. Foto: Gabriele SuhrMit derselben Zahl von acht Sattelerfolgen endete die Sandbahnsaison auch für die Tschechin Olga Laznovska, die Vize-Championesse der Amateurrennreiterinnen. Drei dieser acht Erfolge kamen durch Ritte auf der Stute Amanjena zustande, wobei besonders die letzten beiden Siege für Laznovska bedeutsam waren, fanden sie doch in Wertungsläufen für die Neusser Perlenkette statt und verschafften ihr den erstmaligen Triumph in diesem Wettbewerb. Der traditionsreiche Wettbewerb um die Neusser Perlenkette an den beiden letzten Sandbahnrenntagen dieses Winters gehört mittlerweile zu den letzten Überbleibseln aus einer besseren Vergangenheit, als das sportliche Geschehen auf der Sandbahn noch Aufmerksamkeit genoss.

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