TurfTimes:
Ausgabe 167 vom Donnerstag, 02.06.2011
Baden-Baden liegt ihr. Die fünfjährige Stute Night Magic kennt auf der Rennbahn Iffezheim nur gute Rennen und ist bei zwei Starts im Badischen noch ungeschlagen. Schon als Zweijährige ging ihr Stern nach einem Maidensieg in Dresden erst im BBAG Auktionsrennen bei der Großen Woche auf dem Iffezheimer Hippodrom so richtig auf. Sportlich noch weit hochkarätiger war zwei Jahre später beim Iffezheimer Neuanfang nach der Insolvenz der Triumph im Großen Preis von Baden auf Gruppe I-Level.
Die in München von Wolfgang Figge für den Stall Salzburg von Hans-Gerd Wernicke trainierte Schimmelstute kehrt nun am Sonntag an die Stätte dieser Triumphe zurück, um im Großen Preis der Badischen Unternehmen (Gruppe II, 2200m, 70.000€) eine weitere Erfolgsstation zu durchlaufen. Mit ihrem ständigen Jockey Karoly Kerekes, der allerdings ausgerechnet ihren Gruppe 1-Treffer bei der letzten Großen Woche aufgrund einer Verletzung nicht in ihrem Sattel miterleben konnte, tritt sie unter Höchstgewicht im krönenden Höhepunkt des internationalen Frühjahrsmeetings gegen neun alte und neue Gegner an.
Zwei ihrer Konkurrenten reisen aus dem Ausland an. Der Norweger Appel Au Maitre (Eddie Ahern) aus dem Stall von Wido Neuroth ist zwar in Deutschland von etlichen Starts in hiesigen Gruppe-Rennen bestens bekannt, doch läuft der siebenjährige Hengst erstmals in Baden-Baden. Er ist genauso wenig wie der zweite ausländische Gast, der aus dem französischen Quartier von Mikel Delzangles aufgebotene sechsjährige Hengst Court Canibal (Andreas Suborics), dem engeren Favoritenkreis zuzurechnen. Angesichts der bescheidenen Dotierung dieses Gruppe II-Rennens darf man die Ansprüche an das sportliche Niveau anreisender Gäste nicht zu hoch stellen. Warum sollte gerade ein hochkarätiger Gast aus dem westlichen Nachbarland für ein Preisgeld von 70.000 Euro zu einer Gruppe II-Prüfung anreisen, wenn es in der Heimat schon auf Gruppe III-Parkett mehr zu verdienen gibt? Für Court Canibal, dessen letzter Sieg mehr als zwei Jahre zurückliegt, ist es der Versuch, der übermächtigen Gegnerschaft in der Heimat auszuweichen.
Die stärkeren Widersacher für Night Magic stammen aus den heimischen Ställen. In erster Linie fällt diese Rolle Rennstall Darbovens Russian Tango (Eduardo Pedroza) zu. Der Schützling von Andreas Wöhler zeigte nach mäßigem Saisondebüt in Köln vor vier Wochen in einem stark besetzten Hoppegartener Listenrennen, dass mit ihm wieder zu rechnen ist. Der vierjährige Fuchshengst hat zwar das schlechteste Abschneiden seiner Karriere ausgerechnet in Baden-Baden gezeigt, als er im letztjährigen Badener Grand Prix weit hinter Night Magic als Letzter ins Ziel trudelte, doch könnte dies in diesem Jahr anders aussehen.
Der St. Leger-Sieger Val Mondo (Andreas Helfenbein) hat mit seinem 3. Rang vor Night Magic beim Saisondebüt im Kölner Gerling-Preis zwar unter Beweis gestellt, dass er nicht auf extreme Steherdistanzen angewiesen ist, um in Gruppe-Rennen mitmischen zu können, doch ob die nochmals 200 Meter kürzere Distanz ihm zusagt, darf bezweifelt werden. Eher auf dieser Distanz aufgehoben ist der von Torsten Mundry ins Rennen geschickte Durban Thunder (Terence Hellier). Der fünfjährige Hengst konnte sich beim Sales and Racing Meeting im Vorjahr als Bahn- und Distanzsieger auf Gruppe III-Ebene auszeichnen. Beim Saisondebüt wirkte er noch etwas rückständig und musste Russian Tango deutlich den Vortritt lassen, doch kann dies beim zweiten Saisonstart schon ganz anders aussehen.
Beide Starter aus dem Kölner Erfolgsstall von Peter Schiergen, Gestüt Ammerlands Altair Star (Filip Minarik) und Stall Nizzas Nicea (Andrasch Starke), sind dem Außenseiterkreis zuzurechnen. Die Entscheidung des Stalljockeys Andrasch Starke für die vierjährige Stute und gegen den gleichaltrigen, zumindest beim Kölner Saisondebüt als Zweiter zu Illo positiv überraschenden Hengst dürften nur wenige in dieser Form erwartet haben.
Nur schwer einzuschätzen, aber als Sieger kaum vorzustellen ist der wenig geprüfte vierjährige Hengst Wheredreamsare (Adrie de Vries). Der Hengst des Gestüts Park Wiedingen, nach einem Quartierwechsel in dieser Saison wie Night Magic von Wolfgang Figge betreut, absolvierte im Vorjahr nur drei Starts, deren Höhepunkt ein zweiter Platz zu Scalo im Bavarian Classic war. Die Saison des Monsun-Sohnes war aus gesundheitlichen Gründen nach einem Versagen im Kölner Union-Rennen vorzeitig beendet. Der Neuanfang vor vier Wochen in Hoppegarten auf unterem sportlichen Level verlief zwar erfolgreich, doch ist der Sprung auf Gruppe 2-Niveau schon gewaltig.