Gestüt Ittlingens dreijähriger Scalo stößt vom letzten Platz in leichter Manier nach vorne und lässt sowohl Night Magic als auch Quijano keine Chancen. Alianthus beherrscht die Große Europa Meile Start-Ziel. Und Andrasch Starke macht seinem Familiennamen alle Ehre.
Es war der 47. Preis von Europa, und nach dem imponierenden Sieg des dreijährigen Scalo gab es einen kleinen protokollarischen Akt, den es bei den 46 vorausgegangenen Entscheidungen noch nie gegeben hatte. Im Mittelpunkt einer kurzen Zeremonie stand nämlich der Drittplatzierte. Das war der achtjährige Wallach Quijano, und es hatte natürlich seinen besonderen Grund. Von Rolf Leisten, dem Präsidenten des Kölner Renn-Vereins, bekam der Fuchs einen großen Fresskorb mit Möhren und Äpfeln mit auf den Weg zurück zum Stall. Denn schließlich war es unmittelbar zuvor sein letzter Start in Deutschland gewesen. Bereits in den nächsten Wochen endet seine Rennlaufbahn endgültig. Möglicherweise mit einem noch allerletzten Start in Mailand. Unter herzlichem Beifall des Publikums verließ Quijano dann den Führring. Mit Abschluss seiner gleichermaßen ungemein erfolgreichen wie auch einmaligen Rennkarriere auf den größten internationalen Rennplätzen wechselt er ins norddeutsche Gestüt Fährhof, wo er fortan geruhsamere Dienste als Führpferd für die jungen Nachwuchspferde tun wird und sich damit gewissermaßen aufs Altenteil zurückzieht
Dann trat aber Ulrike Nasse-Meyfarth auf den Plan. Die mehrfache Olympiasiegerin zählte zu den zahlreichen Ehrengästen, die heute heraus in den Weidenpescher Park gekommen waren. Mit großer Freude übergab sie der siegreichen Mannschaft von Scalo die obligatorischen Ehrenpreise. Allen voran waren das Janet Leve-Ostermann und Manfred Ostermann als Besitzer und Züchter von Scalo. Mit auf dem Podium standen natürlich Trainer Andreas Wöhler und vor allem Jockey Olivier Peslier, der eigens aus Frankreich herübergekommen war, um Scalo zu reiten.
Der Weltklassemann zeigte sich nach dem Sieg sehr angetan von dem Hengst und sagte ihm noch eine große Zukunft voraus. In der Tat hatte der ausdruckvolle Dunkelbraune in der zweiten diesjährigen Gruppe-I-Prüfung im Weidenpescher Park auch eine Form vom Allerfeinsten aufs grüne Parkett hingelegt.
Vom letzten Platz kommend, zog Scalo in der Geraden an allen Gegnern vorbei. Auch die famose Münchener Stute Night Magic musste am Ende die Waffen strecken, als der Dreijährige an ihrer Seite auftauchte und leicht in Front ging. Zuvor hatte es kurz nach einer Sensation durch die Stute Soberiana ausgesehen, doch ihr Vorstoß war wohl etwas zu früh erfolgt. Zu guter Letzt zog nämlich obendrein noch Quijano, der eigentlich schon geschlagen schien, an ihr vorbei und schnappte ihr das fast schon sicher geglaubte dritte Geld im letzten Moment weg.
Scalo hat sich mit dem souveränen Erfolg im mit insgesamt 155.000 Euro dotierten großen Kölner Herbstrennen nun ganz klar an die Spitze aller deutschen Dreijährigen gesetzt. Man darf gespannt sein, was der Hengst in der nächsten Saison noch auf die Beine stellen wird. Laut Olivier Peslier müsste er jedenfalls das Zeug zu einem europäischen Spitzenpferd besitzen.
Night Magic, vor drei Wochen noch groß gefeierte Gewinnerin im Großen Preis von Baden, verlor jedenfalls in allen Ehren und zeigte auch in der Niederlage ihre ganze Klasse. Die Art und Weise, wie sich Quijano zum Abschied von den Kölnern noch einmal präsentiert hat, wird möglicherweise jedoch noch viel länger in Erinnerung bleiben. Denn sein Kampfgeist war schon immer eines seiner Markenzeichen gewesen, und diese Fighterqualitäten hat er heute tatsächlich noch einmal aufblitzen lassen und damit gleichzeitig die Herzen seiner zahlreichen Anhänger tief berühren können.
Dass er überhaupt zum Kampf gestellt wurde, hatte allerdings Alianthus kurz zuvor im zweitwichtigsten Rennen nicht einmal entfernt zugelassen. Unter Jockey Adrie de Vries beherrschte Georg Baron von Ullmanns Hengst am Ende nämlich sämtliche Gegner zunehmend leichter, je weiter es wurde, und landete in der Großen Europa Meile der Stall Asterblüte GmbH und der Röwer & Rüb GmbH zugleich seinen ersten Gruppe-II-Sieg weitgehend ungefährdet. Weder der dreijährige Noble Alpha noch Win for Sure konnten ihn sonderlich beeindrucken, was auch seinem Trainer Jens Hirschberger selbstverständlich sehr gefiel.
Was sonst noch am Europa-Tag passierte – vom zwischenzeitlichen Regen einmal abgesehen -, war einfach nur noch stark, war vielmehr alles „Starke“. Denn Jockey Andrasch Starke machte seinem Familiennamen tatsächlich alle Ehre. Er schaffte nämlich eine selten gesehene Siegesserie. Es war quasi ein Hattrick plus eins. Seine Erfolgsträhne begann mit dem Treffer mit Calrissian im Ilse und Heinz Ramm-Erinnerungsrennen. Danach holte er sich mit der Stute Jardina den Preis des Union Gestüts und mit Nianga, ebenfalls einer Vollblutdame, noch den Preis des Porsche Zentrum Köln.
Doch damit war längst noch nicht Schluss. Erfolg Nummer vier kam dann im Preis der Firmengruppe Fleischhauer-Franz mit dem Wallach Ladoga Danon zustande. Bei der Siegerehrung waren insbesondere seine zahlreichen Fans völlig aus dem Häuschen. Vor allem aber galt das für den Gewinner in der Viererwette. Denn dieses Rennen war zugleich die Wettchance des Tages, und die Quote für die richtige Reihenfolge mit Ladoga Danon ganz vorne sowie Bonasera, Ovambo und November Snow auf den nächsten Plätzen betrug immerhin 250.847:10.
Da möchte man fast wetten, dass der Rennbahngast oder die Besucherin am nächsten Kölner Renntag wieder erscheinen wird. Der ist im Übrigen bereits am 6. Oktober. Es handelt sich hierbei um einen Veranstaltungstermin, der noch kurzfristig und zusätzlich in den Saisonkalender eingeflossen ist.
Da wegen vereinsinterner Querelen in Frankfurt die noch anstehenden Termine gefährdet sind, wechselte insbesondere das BBAG Auktionsrennen für zweijährige Stuten samt einem interessanten Rahmenprogramm kurzerhand nach Köln. Das BBAG Auktionsrennen wird am ersten Mittwoch im Oktober dann als Pomellato Cup ausgetragen werden.