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Showdown im Championatskampf

Wer beerbt den Champion Eduardo Pedroza (Mitte): Filip Minarik (links mit 78 Siegen) oder Alexander Pietsch (rechts mit 76). www.galoppfoto.de

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Turf aktuell

TurfTimes: 

Ausgabe 196 vom Freitag, 23.12.2011

Besinnliches Innehalten, beschauliche Ruhe, friedvolle Harmonie, das sind die klassischen Weihnachtsfloskeln, die man bemüht, um die bevorstehende Zeit von Heiligabend bis zum zweiten Feiertag danach zu charakterisieren. Ob diese Begriffe in vielen Familien in Deutschland tatsächlich der Realität entsprechen, ist nur schwer zu beurteilen. Für die deutsche Turf-Familie stimmen sie definitiv nicht. Bei den Weihnachtsrennen am zweiten Feiertag auf der  Neusser Sandbahn herrscht statt besinnlichem Innenhalten und beschaulicher Ruhe eine angespannte Atmosphäre der knisternden Spannung angesichts der sich zuspitzenden Endphase des Championatskampfes sowohl bei den Jockeys als auch bei den Trainern.

Das schon über Wochen hin und her wogende Dauerduell zwischen Filip Minarik und Alexander Pietsch um das Jockeychampionat tritt in die alles entscheidende Phase ein. Der Ex-Champion des Jahres 2005 Filip Minarik geht mit zwei Punkten Vorsprung in die letzten beiden Renntage des Jahres. Am Montag steigt er in sieben der neun Neusser Rennen in den Sattel, hat dabei aber keinen sicheren Punktelieferanten unter dem Sattel. Am ehesten für weitere Siege scheinen seine beiden Ritte in den unteren Handicaps auf dem niederländischen Gast Avov im Flieger-Ausgleich und auf der von Sascha Smrczek betreuten Stute  Our Passion im Steher-Ausgleich prädestiniert zu sein.

In die Kategorie „Wundertüte“ gehört sein Ritt im erfreulicherweise zustande gekommenen Youngster-Rennen. Hier schwingt er sich in den Sattel des frisch aus England importierten Rock of Gibraltar-Sohnes  Marching On, der trotz seiner Jugend schon als Wallach antritt und bereits sechsmal in kleinen britischen Rennen lief. In seiner bisherigen Heimat konnte der von Guido Schmitt erworbene und zu Mario Hofer überstellte Marching On zwar noch keine Bäume ausreißen, doch vielleicht sieht dies beim Deutschland-Debüt anders aus. Er trifft auf acht Gegner, von denen allein der Stoltefuß-Schützling  Flavio Forte (Stephen Hellyn) bei seinem überzeugenden Dortmunder Lebensdebüt vor drei Wochen seine Sandbahneignung als Zweitplatzierter schon unter Beweis gestellt hat. Mit  Labbezanga (Dennis Schiergen) tritt hier auch eine von Peter Schiergen für das Gestüt Bona trainierte Stute an, die sich in den Auktionsrennen ganz achtbar schlug. Noch gefährlicher könnte die von  Andreas Wöhler entsandte Prima Danon (Joezf Bojko) sein, die als Zweite beim Lebensdebüt hinter einem später auf der Sandbahn nochmals überlegenen Sieger vor einem Monat eine ansprechende Leistung zeigte.

Minariks Konkurrent Pietsch ist in Neuss sogar noch fleißiger und steigt wie am letzten Wochenende in allen neun Rennen in den Sattel. Seine Chancen sind dabei auf dem Papier gar nicht so schlecht, wieder zu Minarik aufschließen zu können. Gleich in den ersten Rennen des Tages hat er auf dem von der Recke-Schützling Toughness Danon im Altersgewichtsrennen und anschließend im Flieger-Handicap auf dem Österreich-Import Fushun seine besten Chancen.

Die erfolgreichsten Berufsrennreiter im Jahr 2011

Platz Name Siege 2.Pl 3.Pl. 4.Pl. 5.Pl. Starts Gewinn- Sieg%
summe
1 Filip Minarik 78 73 64 70 80 616 809.665 12.66
2  Alexander Pietsch 76 65 50 49 44 465 573.930 16.34
3  Eduardo Pedroza 71 77 48 61 36 465 969.980 15.27
4 Andreas Suborics 64 35 50 33 26 338 591.220 18.93
5 Andrasch Starke 62 61 59 46 24 393 1.134.865 15.78
6 Adrie de Vries 62 37 29 39 31 289 819.000 21.45
7 Jozef Bojko 52 60 60 59 59 526 682.600 9.89
8 Stefanie Hofer 50 46 44 45 49 448 435.530 11.16
9 Sabrina Wandt 45 28 25 33 30 322 238.881 13.98
10 Terry Hellier 41 40 24 30 24 260 591.010 15.77
(Stand 22.12.2011)

Auch die Trainer liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen

Dreikampf der Trainer im Championatskampf 2011:: Andreas Wöhler, Mario Hofer, Waldermar Hickst. www.galoppfoto.deDreikampf der Trainer im Championatskampf 2011:: Andreas Wöhler, Mario Hofer, Waldermar Hickst. www.galoppfoto.de

Der Weihnachtsrenntag wird nicht nur durch das Jockey-Duell geprägt, auch der Championatsendspurt von Mario Hofer bei den Trainern zeigt seine Auswirkungen auf das Programm. Zwar liegt Hofer erst auf Platz 3 der aktuellen Rangliste, doch versucht der Krefelder Trainer offensichtlich alles, um noch an die Spitze zu kommen. Der Versuch mit dem Gruppe-Sieger Smooth Operator noch einen sicheren Sieg einzufahren, scheiterte zwar schon im Vorfeld, da dieses Rennen ausfiel, doch sattelt er auch so noch einmal sieben seiner Schützlinge in Neuss, um den drei Punkte betragenden Rückstand auf den führenden Andreas Wöhler aufzuholen. Da sich seine Starter allerdings höchst ungleichmäßig über die neun Rennen verteilen – im Rennen für den Derby-Jahrgang stellt er gleich drei der sechs Teilnehmer – kann er maximal vier Siege zu Weihnachten schaffen. Mit dem schon auf Gruppe-Parkett platzierten Dreijährigen Point Blank (Andre Best) hat er einen besonders interessanten Starter in seinem Aufgebot, der ein nahezu sicherer Punktelieferant sein sollte, sofern er nicht eine Abneigung gegen den Neusser Sanduntergrund zur Schau stellt. Sein Duo im Youngster-Rennen – neben dem schon erwähnten Marching On sattelt er den im eigenen Besitz befindlichen Chimes of Light (Andre Best) – ist dagegen nicht mit ersten Siegchancen engagiert. Eher könnte es in den beiden Handicaps klappen, in denen er die zuletzt platziert gelaufenen Pickwick (Andre Best) und Primera Vista (Jantzannovov Erdenebileg) aufbietet.

Während der in der Trainerwertung zweitplatzierte Waldemar Hickst keine Bemühungen während der Sandbahnsaison unternimmt, sein erstes Trainerchampionat zu erringen, und erneut keinen Starter nach Neuss schickt (Hickst hat seit Ende der Grasbahnsaison überhaupt nur noch zwei seiner Schützlinge in Deutschland gesattelt), muss Andreas Wöhler der Aufholjagd von Mario Hofer nicht länger zuschauen. Nachdem er in den letzten Wochen mit seinen Starterangaben für die Sandbahnrennen stets Pech hatte, da jeweils die Rennen dem Rotstift zum Opfer fielen, in denen einen seiner Schützlinge laufen sollte, kommt zu Weihnachten ein Trio aus seinem Stall in Neuss an den Start. Der Kamsin-Bruder Kings Messenger (Eduardo Pedroza), die Youngster-Stute Prima Danon (Jozef Bojko) und der im Derby gelaufene Dreijährige Mi Senor (Eduardo Pedroza) sind die Gütersloher Hoffnungsträger. Sowohl im Youngster-Rennen als auch in der 1900m-Prüfung für den Derby-Jahrgang kommt es zu einem direkten Aufeinandertreffen von Vollblütern aus den beiden um das Championat ringenden Ställen. Hier zählen Siege doppelt, da nicht nur das eigene Punktekonto erhöht, sondern auch das Punkteaufstocken des Konkurrenten verhindert wird. Gelingt Wöhler in diesen Prüfungen ein Sieg, so ist sein zweites Trainerchampionat kaum noch zu verhindern.

Die Rolle des Gejagten ist dem Gütersloher Trainer aus der Saison 2009 noch bestens vertraut. Auch da ging er mit Vorsprung aus der Grasbahnsaison in die letzten Sandbahnrenntage und wurde am Silvesterrenntag in Neuss doch noch von Verfolger Christian von der Recke gestellt. Beide Trainer teilten sich 2009 das Trainerchampionat, eine Situation, die auch in diesem Jahr zwischen Hofer und Wöhler entstehen könnte. Die Vorentscheidung darüber wird zu Weihnachten fallen.

Die erfolgreichsten Trainer im Jahr 2011

Platz Name Siege 2.Pl 3.Pl. 4.Pl. 5.Pl. Starts Gewinn- Sieg%
summe
1  Andreas Wöhler 65 56 32 44 21 304 1.343.515 21.38
2 Waldemar Hickst 63 53 37 38 20 301 619.600 20.93
3  Mario Hofer 62 50 43 32 46 336 721.920 18.45
4 Peter Schiergen 54 50 76 50 40 383 1.349.830 14.1
5 Christian von der Recke 49 43 27 22 18 246 173.661 19.92
6 Roland Dzubasz 44 39 23 37 27 259 322.560 16.99
7 Christian Sprengel 36 29 22 27 20 240 283.811 15
8 Sascha Smrczek 35 36 34 26 44 309 315.550 11.33
9 Jens Hirschberger 32 13 13 12 6 95 666.500 33.68
10 Wolfgang Figge 30 19 17 20 15 177 250.630 16.95
(Stand 22.12.2011)

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