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Sergei Prokofiev bei den Newcomern vorne

Sergei Prokofiev. Foto: Whitsbury Manor Stud

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 849 vom Freitag, 10.01.2025

Es hat in der Vergangenheit schon überlegenere Sieger beim Championat der Hengste mit dem ersten Jahrgang in Europa gegeben, am Ende ist der Vorsprung von Sergei Prokofiev (Scat Daddy) auf die Konkurrenz als “sicher” zu bezeichnen. Es ist aus deutscher Sicht ein eher zu vernachlässigendes Championat, ist doch unser Rennsport mehr auf eine längerfristige Karriere ausgerichtet, was sich schon bei den hiesigen Deckhengsten zeigt, Frühreife ist da nur vereinzelt vorhanden. 

Ob Sergei Prokofiev langfristig ein guter Vererber sein wird, muss sich zeigen, mehrere seiner Vorgänger sind im Nirwana verschwunden. Er hat zweijährig die Cornwallis Stakes (Gr. III) in Newmarket gewonnen, hinzu kamen zwei Listensieger, er lief drei- und vierjährig nur noch selten. 121 Nachkommen sind im Jahrgang 2021 registriert, siebzig sind gelaufen, 27 haben gewonnen, zwei Blacktype-Sieger stehen darunter. An Quantität wird es auch in den kommenden Jahren nicht mangeln. 150 Stuten hat er 2023 gedeckt, 166 waren es vergangenes Frühjahr. Da die Decktaxe für englische Verhältnisse relativ marginal von 6.000 auf 8.000 Pfund heraufgesetzt wurde, dürfte das 2025 ähnlich aussehen. Ob sich große Zuchten mit ihm beschäftigen, ist eher fraglich. Doch hat sein Standort, das Whitsbury Manor Stud in der Vergangenheit bewiesen, dass es herausragende Deckhengste “machen” kann, dort steht der Shooting Star Havana Grey (Havana Gold), aber auch ein robuster Veteran wie Showcasing (Oasis Dream). Die Zahl von 27 Siegern ist allerdings gegenüber manchem Vorgänger übersichtlich, die geringste eines "freshmns" seit 2012. 

Hinter Sergei Prokofiev sind gleich mehrere Hengste nahezu gleichauf, von denen Hello Youmzain (Kodiac) und Pinatubo (Shamardal) langfristig vielleicht das meiste Potenzial zugetraut werden kann. 

Der im Haras d’Étreham stehende Hello Youmzain, der für üppige 40.000 Euro deckt, hatte 111 Nachkommen, von denen 51 am Start waren, 21 gewonnen haben, zwei Gr. III-Sieger waren in Frankreich zu verzeichnen. Er selbst war zweijährig Gr. II-Sieger, hat drei- und vierjährig jeweils einen Gr. I-Sprint gewonnen. Positive Signale gab es für seine Nachkommen in den Auktionsringen. Hello Youmzain hat zu Weihnachten in Auckland mit der Stute Remala auch seine erste Siegerin in Neuseeland gestellt, dorthin shuttelt er regelmäßig. In seinem ersten Jahrgang in der Nördlichen Hemisphäre hat er 111 Nachkommen. 

Unter dem mächtigen Darley-Banner steht Pinatubo für ordentliche 30.000 Euro - 2024 waren es 35.000 Euro gewesen -  im irischen Kildangan Stud. Er war mit drei Gr. I-Siegen und einer Deckhengst-Abstammung mit entsprechenden Erwartungen aufgestellt worden, fünf Blacktype-Pferde sind sicherlich in Ordnung, zudem stimmen auch die Preise in den Auktionsringen. Er dürfte weiterhin qualitativ starke Bücher decken. 

Ein weiterer Darley-Hengst mit einem guten Start war sein Boxennachbar Earthlight (Shamardal), der aber auch selbst zweijährig bei fünf Starts ungeschlagen war. Zwanzig seiner 56 Starter haben gewonnen, die Quote von zwei Blacktype-Nachkommen ist aber sicher noch ausbaufähig. Ebenfalls im Kildangan Stud steht der mächtige Gr. I-Sieger Ghaiyyath (Dubawi). Er war zwar zweijährig Gr. III-Sieger, doch zeigte er seine besten Leistungen erst fünfjährig, weswegen nicht unbedingt zu erwarten war, dass er in dieser Statistik weit vorne zu finden war. Zwölf Sieger gab es bisher, das entscheidende Jahr ist natürlich 2025. Seine Decktaxe ist auf 20.000 Euro reduziert worden. 

Die Überraschung im Vordertreffen bei den jungen Hengsten war sicherlich Sands Of Mali (Panis), der 21 Sieger stellte, darunter waren immerhin vier Blacktype-Pferde. Er steht im irischen Ballyhane Stud, vergangenes Jahr betrug seine Decktaxe 5.000 Euro, dieses Jahr wird sie mit “private” angegeben, es ist ein Rechtsstreit um seinen Besitz entstanden. Ob der Sieger u.a. in den Champion Sprint Stakes (GR. I) langfristig erfolgreich sein wird, erscheint nicht nur deshalb unklar. 

Der Shadwell-Hengst Mohaather (Showcasing), Vater von drei Blacktype-Siegern, für 15.000 Pfund im Beech House Stud aufgestellt, und der Tweenhills-Hengst Kameko (Kitten’s Joy), dessen Sohn New Energy die Summer Stakes (Gr. I) im kanadischen Woodbine gewonnen hat, hatten gleichfalls einen guten Gestütsstart. Da ist man auch gleich bei Kameko in der Decktaxe auf 20.000 Pfund heraufgegangen.

Ein Hengst, der im Newsells Park Stud bezüglich der Zahl der Bedeckungen eher im Mitteltreffen lag, war Without Parole (Frankel). Er hat zwar dreijährig die St. James’s Palace Stakes (Gr. I) gewonnen, absolvierte seine spätere Rennkarriere aber in den USA, wo er trotz guter Platzierungen sieglos blieb und ziemlich vom Radar verschwand. Zwölf Sieger, zwei davon in den USA, zwei Blacktype, können sich aber durchaus sehen lassen, seine Decktaxe von 8.000 Euro ist reell. 

Ein Blick nach Frankreich: Dort ist möglicherweise Persian King (Kingman), ein Boxennachbar von Hello Youmzain in Étreham, ein Hengst mit einer guten Perspektive. 16 Sieger hat er bisher weltweit, allerdings ist noch kein Blacktype-Pferd darunter. Er selbst war jedoch erst drei- und vierjährig auf dem Höhepunkt seiner Form. Seine gleich gebliebene Decktaxe von 25.000 Euro ist sicherlich kein Geschenk, immerhin wurde kurz vor Weihnachten ein Anteil an ihm bei Arqana für 140.000 Euro verkauft, das Vertrauen ist also da. Die Bouquetot-Hengste Romanised (Holy Roman Emperor) und Wooded (Wootton Bassett) haben je ein Dutzend Sieger auf der Bahn, hier fehlt aber noch Blacktype. 

Ein in Deutschland stationierter Hengste hatte 2024 seinen ersten Jahrgang auf der Bahn, der in Etzean stehende Brümmerhofer Waldpfad (Shamardal). Die ersten beiden Jahre stand er in Erftmühle, 51 Nachkommen aus dem Jahr 2022 sind beim Verband registriert, acht waren aus deutschen Ställen am Start, zwei haben gewonnen, zudem gab es eine Siegerin in der Türkei. Anzumerken ist, dass Waldpfad selbst zweijährig überhaupt nicht am Start war, weswegen das nächste Jahr weitere Aufschlüsse geben wird. Seine unveränderte Decktaxe von 3.000 Euro ist zweifellos eine Okkasion.

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