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Rennbahncheck Neuss

Autor: 

Karina Strübbe

TurfTimes: 

Ausgabe 248 vom Donnerstag, 17.01.2013

Die Neusser Rennbahn mit dem neuen Mulitfunktionsgebäude, das mit einer Tribüne wenig zu tun hat: www.klatuso.com - Klaus-Jörg TuchelDie Neusser Rennbahn mit dem neuen Mulitfunktionsgebäude, das mit einer Tribüne wenig zu tun hat: www.klatuso.com - Klaus-Jörg Tuchel

Auf Dortmund folgt Neuss. Im Winter ist die Auswahl an Rennbahnen nicht sonderlich groß. Da ist es wenig verwunderlich, dass die zweite Folge der neuen Serie "Rennbahnen im Check" aus Neuss kommt. Ein Test unter winterlichen Bedinungen war es dieses Mal nicht wirklich. Der Auftakt ins Rennjahr 2013 gestaltete sich zwar grau, aber trocken bei milden Temperaturen. Tester war dieses Mal mit Sebastian ein Mann, der noch dazu zum allerersten Mal zum Pferderennen ging.

Allgemeines

 
Kontakt:

Neusser Reiter- und Rennverein e. V.

Am Rennbahnpark 1

41460 Neuss

Website: www.neuss-galopp.de

 
Historisches:

1875 wurde der Neusser Reiterverein gegründet. Am 30. August des gleichen Jahres wurde der erste Renntag bereits auf dem heutigen Gelände durchgeführt. Die erste Tribüne wurde 1909 eingeweiht. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Rennbahn nahezu vollständig zerstört, sodass der Neusser Reiter- und Rennverein (die Umbenennung war 1936 erfolgt) seine Rennen auf anderen Rennbahnen austragen musste. 1961 wurde das erste Rennen um die Perlenkette ausgetragen. Ulla Kersten war die erste Gewinnerin des Schmuckstücks. 1995 wurde die Neusser Rennbahn um die Allwetterbahn mit Flutlichtanlage erweitert und 2009 wurde schließlich die neue Multifuktionstribüne eingeweiht.

2009 eingeweiht, die Multifunktionstribüne in Neuss. Foto: Karina Strübbe2009 eingeweiht, die Multifunktionstribüne in Neuss. Foto: Karina Strübbe
 
Top-Rennen: 
Renntage 2013:20.01., 03.02., 17.02., 03.03., 17.11., 01.12., 15.12., 26.12. 
Trainer:Axel Kleinkorres, Marion Weber, Katja Gernreich, Ana Bodenhagen, Ilja Borka, Wolfgang Sonntag jun., Reinhard Ording 
Kategorie

Kommentar

Urteil
Anfahrt:

mit dem Auto: über die A 57, Abfahrt Neuss Hafen, die Rennbahn ist nach der Abfahrt ausgeschildert.

mit öffentlichen Verkehrsmitteln: ab Neuss HBf mit der Straßenbahn 709 (fährt sonntags alle 30 Minuten) bis Landestheater (Fahrtzeit: 3 Min.), danach ca. 8 Min. (650m) Fußweg oder mit dem Bus 842 (fährt stündlich) bis Industriestraße (5 Min.), anschließend 200m Fußweg

+
Parken:Den Weg vom Parkplatz zum Eingang der Rennbahn schmückt das Globe Theater. Karina StrübbeDen Weg vom Parkplatz zum Eingang der Rennbahn schmückt das Globe Theater. Karina StrübbeParken ist kostenlos, der zur Rennbahn gehörende Parkplatz ist bei gutem Besuch wie am Testtag allerdings schnell voll. Es gibt jedoch genügend Parkplätze in der Umgebung.+
Eintritt:Der Eintritt auf die Bahn sowie auf die Mehrzwecktribüne kostet nichts. Fünf Euro Eintritt verlangt das Restaurant auf der Tribüne an Renntagen. Nachvollziehbar aus Betreibersicht, bietet jedoch Irritationspotenzial.o
Eingangsbereich:Offen, schmuckloso
Programm:Wie in Dortmund auch gibt es die Winter-Sparversion, auch hier kostenlos. Allerdings muss der Rennbahnbesucher schon selbst rausfinden, dass es im Sekretariat erhältlich ist - für den Neuling schwer zu finden.o
Die Rennbahn im Check 
Führring:

Guter Blick auf die Sattelboxen. Foto Karina StrübbeGuter Blick auf die Sattelboxen. Foto Karina StrübbeFür uns eigentlich schon das Highlight der Bahn: Sehr übersichtlich, von allen Seiten - bei wenig Besuch sogar vom Absattelring aus - einsehbar mit sehr gutem Blick auf die Sattelboxen. Bäume sind auch nicht im Weg. Die Moderation ist ebenfalls gut zu verstehen. Praktisch ist der stabile Zaun drumherum, perfekt zum Anlehnen und als Ablage für Programm oder Rennzeitung.
Genauso gute Sicht bietet der Rest des Neusser Führrings. Foto Karina StrübbeGenauso gute Sicht bietet der Rest des Neusser Führrings. Foto Karina Strübbe

 

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Rennbahn:

Ein beliebter Platz zum Rennen gucken: Die Erdwälle zwischen Tribünengebäude und Geläuf.Ein beliebter Platz zum Rennen gucken: Die Erdwälle zwischen Tribünengebäude und Geläuf.Das Beste sind die vor der Tribüne aufgeschütteten Erdwälle, die den Überblick wenigstens über die kurze Zielgerade und Bögen verbessern. Die Gegengerade ist aufgrund der Form der Bahn weit weg und deswegen nicht wirklich einsehbar. Obwohl das Wasser am Testtag nicht in Pfützen auf dem Geläuf stand, kamen Pferde und Reiter schlammbedeckt zurück, was für Naserümpfen beim vorher gänzlich Pferderennen-unerfahrenen Tester Sebastian sorgte. 

Schlammbedeckte Pferde und Reiter - ein gewohntes Bild im Winter, hier Falakee und Stefanie Hofer. Foto: Karina StrübbeSchlammbedeckte Pferde und Reiter - ein gewohntes Bild im Winter, hier Falakee und Stefanie Hofer. Foto: Karina Strübbe

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Tribünen:

 Muss stehen: Rennbahntester Sebastian auf der Neusser Tribüne. Karina StrübbeMuss stehen: Rennbahntester Sebastian auf der Neusser Tribüne. Karina Strübbe"Ich dachte schon, dass es hier Sitzgelegenheiten gibt", so der verwunderte Kommentar Sebastians. Die gibt es auch überall, nur nicht in Neuss, es sei denn, man berappt die geforderten fünf Euro Eintritt fürs Restaurant. Dann lieber draußen stehen und den Ausblick genießen. Bei Temperaturen um die 8 Grad wie am Testtag kein Problem, bitter wird es, wenn bei den Winterrennen auch Winterwetter herrscht. Insgesamt bietet die "Tribüne" wenig Platz, allerdings verirren sich gemessen am Besuch auch nur sehr wenige Menschen dorthin. Neben ein paar vereinzelten Besuchern sind dort vor allem Trainer und Besitzer zu finden. Der Rest sucht sich geeignetere Plätze. Man merkt der "Tribüne" eben an, dass sie multifunktional sein soll. Für Pferderennen ist sie sicher nicht optimal. Nichts mit Pferderennen zu tun, aber trotzdem richtig fies ist die steile, zudem sich nach oben verjüngende Treppe auf die Tribüne - trotz angebrachter Geländer nicht ungefährlich und vor allem ein unüberwindliches Hindernis für Behinderte. Einen Aufzug gibt es zwar, allerdings führt der direkt ins Restaurant. Das Urteil zur Tribüne: klar durchgefallen.

Nicht nur unschön, sondern auch potenziell gefährlich, die Treppe auf die Tribüne. Karina StrübbeNicht nur unschön, sondern auch potenziell gefährlich, die Treppe auf die Tribüne. Karina Strübbe

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Absattelring:Funktional, allerdings etwas klein, sodass meist nur die vier Erstplatzierten hineinpassen, der Rest wird davor abgesattelt, allerdings endet dort auch die besagte Treppe. Bei ein paar verstreuten Besuchern und wenig Startern kein Problem, aber auch nicht optimal. Positiv anzumerken sind beim Absattelring wiederum der Zaun, sowie die allgemeine Übersichtlichkeit. Nett anzusehen sind die Siegerehrungen vor dem Emblem des Rennvereins, weniger hübsch dagegen die Weihnachtsdeko.
Der Neusser Absattelring ist übersichtlich, aber recht klein geraten. Foto: Karina StrübbeDer Neusser Absattelring ist übersichtlich, aber recht klein geraten. Foto: Karina Strübbe
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Wettkassen:Reichlich Wettkassen sind in der kleinen Wetthalle zu finden. Tester Sebastian setzt auf Sharano. Foto: Karina StrübbeReichlich Wettkassen sind in der kleinen Wetthalle zu finden. Tester Sebastian setzt auf Sharano. Foto: Karina StrübbeInteressant verteilt. Will man wetten, muss entweder in die Wetthalle (innerhalb des Tribünengebäudes) oder in die "Wetterschutzhalle" gegenüber vom Führring, draußen haben wir keine offenen Wettkassen gesehen. In der Wetthalle sind fast zehn Wettkassen, in der größeren Wetterschutzhalle deutlich weniger, sodass sich dort zeitweise Schlangen bilden. o
Wetthalle:

Wetthalle im Tribünengebäude: Klein, aber deutlich weniger voll als die Wetterschutzhalle. Modern eingerichtet mit genügend Wettkassen und Monitoren. Getränke sind genauso erhältlich wie Gulaschsuppe und Co.

Die kleine Wetthalle im Tribünengebäude verdient das Prädikat "recht gemütlich". Karina StrübbeDie kleine Wetthalle im Tribünengebäude verdient das Prädikat "recht gemütlich". Karina Strübbe

Die große Wetthalle macht von außen mehr als von innen. Karina StrübbeDie große Wetthalle macht von außen mehr als von innen. Karina StrübbeWetterschutzhalle: "Ich bin zwar Raucher, aber dass hier drin geraucht wird, gefällt mir trotzdem nicht" und "hat einen spelunkigen Charakter", kommentiert Sebastian die Halle. Die wirkt durch die zahlreichen Biertische samt Bänken in der Tat ziemlich vollgestopft. Allerdings ist die Bahn für Winterrennen an diesem Tag auch sehr gut besucht. "Sand liegt im Trend", witzelt ein anderer Besucher. Jedenfalls ist das Gedränge am Bierstand in der Halle groß, die Bedienungen kommen kaum mit. Also schnell wieder ins Freie.

Dicht gedrängt stehen die Biertische. Karina StrübbeDicht gedrängt stehen die Biertische. Karina Strübbe

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Toiletten:Zahlreich vorhanden, gut ausgeschildert, sauber.+
Essen und TrinkenUrteil
Das Angebot:

Es gibt Bratwurst, Hot Dogs, Gulaschsuppe, Waffeln mit Kirschen, Currywurst in drei Varianten sowie Kuchen bzw. Torte. Das Angebot ist nicht sonderlich groß, dennoch verdient die Gulaschsuppe ein Sonderlob. Pommes konnten wir leider genauso wenig finden wie in Dortmund.

Das Getränkeangebot ist etwas reichhaltiger, neben Kaffee, Glühwein und diversen Softdrinks gibt es gleich mehrere Biersorten zur Auswahl, in Flaschen kann der Besucher u. a. Heineken oder Schöfferhofer bekommen. In der kleinen Wetthalle wird vom Fass Radeberger und in der großen Brinkhoffs ausgeschenkt.

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Der Biertest:

Wir haben uns fürs Radeberger entschieden, Dortmunder Bier gab es ja schon einmal und außerdem war die Schlange in der kleinen Halle einfach kürzer. Ein Glas (0,2l) kostet 2,50 Euro - genauso teuer wie in Dortmund, allerdings ist das Glas kleiner. Dafür schmeckt das Bier richtig gut, feinherb und spritzig.

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Der Wursttest:Die Bratwurst bestand den Test, Sebastian war zufrieden. Foto: Karina StrübbeDie Bratwurst bestand den Test, Sebastian war zufrieden. Foto: Karina Strübbe"Kann was", lautet Sebastians kurzes und knappes Urteil zur Neusser Bratwurst. Dass es trotzdem keine Top-Bewertung gibt, liegt daran, dass der Senf leer war. o/+
Sonstiges
Hot Spot:Strandkorb im Winter? Humor ist, wer trotzdem lacht - unser Hot Spot in Neuss. Karina StrübbeStrandkorb im Winter? Humor ist, wer trotzdem lacht - unser Hot Spot in Neuss. Karina StrübbeDurch Zufall gefunden: Geht man durch den Seitenausgang der großen Wetthalle in Richtung Geläuf, laden rot-weiße Strandkörbe zum Sitzen ein. Der Gemütlichkeitsfaktor ist zugegebenermaßen wetter- und temperaturabhängig, aber trotzdem, Strandkörbe im Winter zeugen von einer gewissen Portion Humor - eine Alternative zur Tribüne!
Der Geheimtipp:keinen gefunden
Stimmen:

"Was mir hier gefällt? Wenn ich den Sieger treffe!"

"Ein Renntag hier ist Tradition. Ich gehe seit 50 Jahren auf die Rennbahn. Früher waren wir auch viel in Köln, Düsseldorf. Aber je älter man wird, umso kleiner wird der Einzugsbereich."

"Wir wohnen hier. Die Rennbahn gehört einfach dazu."

Das Fazit

Dass Vieles im Argen liegt, ist allgemein bekannt. Der Rennverein kann in vielen Fällen wenig dafür, das ist ebenso klar.  Die glorreicheren Zeiten des Galopprennsports in Neuss liegen in der Vergangenheit, aller Widrigkeiten zum Trotz gibt es die Rennbahn immer noch. Trotz aller Einschränkungen und Hindernisse pilgerte der "harte Kern" im Winter alle zwei Wochen nach Neuss. Schraubt man die Ansprüche nicht allzu hoch, kann man schöne Renntage in Neuss erleben. Für Rennbahntester Sebastian z. B. war es der erste Besuch auf einer Rennbahn, aber definitiv nicht der letzte.

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