TurfTimes:
Ausgabe 820 vom Freitag, 07.06.2024
Es war ein Turf Gala-Meeting, wie man es früher kannte. Der Höhepunkt der ersten Saisonhälfte in der Slowakei lockte nach Bratislava auch dank erhöhten Rennpreisen Starter aus fünf Ländern. Der 40. Große Preis der Slowakei (Gd3, 2400 m, 32.000 Euro) wurde bereits zu diesem Zeitpunkt als Rennen des Jahres gehandelt, da nicht weniger als sechs verschiedene Derbysieger auf der Starterliste waren. Am Ende gewann aber ein Pferd, das dreijährig im größten Klassiker des Jahres „nur“ platziert war. Der 6-jährige Rex Of Thunder (Night Of Thunder), der vom slowakischen Jockey Michal Demo in Mähren für den Stall Drag Consulting trainiert wird, ist in seiner Lebensform nur schwer zu schlagen. Bereits im April fertigte er ein illustres Feld über 1800 in Prag ab, dann blieb er vor den Startboxen in Longchamp stehen und am vergangenen Sonntag ließ er sich in Bratislava nicht beeindrucken und hielt sicher um eine Länge die tschechische Derbysiegerin Abha (Zelzal) in Schach. Das dritte Platzgeld holte sich der für ungarische Interessen laufende Agreement (Lord Of England) aus der Zucht des Gestüts Etzean, der sich um einen kurzen Kopf vor dem dreimaligen Pferd des Jahres Opasan (French Navy) ins Ziel rettete. Unter die besten Fünf schaffte es noch der einstige slowakische Derbysieger Gasparini (Eagle Top).
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Das Publikum in Bratislava konnte zwar mit der sportlichen Qualität des Meetings mehr als zufrieden sein, aus der Sicht der Ergebnisse war das Turf Gala aber recht einseitig. Alle fünf Top-Rennen wurde von tschechischen Ställen gewonnen. Im größten Sprintrennen der slowakischen Saison Preis des Ackerbauministeriums (1200 m, 20.000 Euro) waren tschechische Gäste sogar auf den ersten fünf Plätzen. Der letztjährige Sieger Worth Choice (Worthadd) fand im richtigen Zeitpunkt zu seiner Bestform zurück und setzte sich unter David Liska um eine Länge vor Jir Sun (Shamardal), Hidden Colony (Sioux Nation), dem vom Stall E.N.T. gezüchteten Little Lord (Zazou) und Drish Venture (Mehmas) durch. Für den 8-jährigen Worth Choice aus dem Stall Vasury Kolesa war es der sechste Sieg auf höchster Leistungsebene.
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Der amtierende tschechische Champion Liska feierte noch einen Erfolg mit einem 8-jährigen Sohn von Worthadd. Der in den Farben des Stalles Syndikát V3J laufende Schimmel Ignacius Reilly (Worthadd) musste sich allerdings bei seiner erfolgreichen Titelverteidigung im Scottish Rifle-Preis (1800 m, 16 000 Euro) strecken, um den vom unglücklichen Rennverlauf geplagten Prewitt (Pedro The Great) um einen Hals hinter sich zu halten. Dritter wurde der Pole Timemaster (Mukhadram). (Rennverlauf: https://www.youtube.com/watch?v=S90tiztyFjs)
Das Starohájske kritérium (2000 m, 16.000 Euro) gilt als Derby-Trial nicht nur für das slowakische, sondern auch das tschechische Blaue Band. Die diesjährige leichte Siegerin Eskadra Zero (Phoenix Of Spain), die Václav Luka jr. für Adam Florian sattelte, konnte sich seit dem dritten Platz in den slowakischen 2000 Guineas noch verbessern und scheint ein interessantes Pferd für das tschechische Derby zu sein. Mit dem zweiten Platz machte auch der im Gestüt Etzean geborene Merino (Amaron) den entscheidenden Schritt in die Jahrgangsspitze, hingegen der einheimische Favorit Boulevard Blanqui (Ultra) konnte trotz dem dritten Rang auf der längeren Distanz nicht so richtig überzeugen.
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Einen tschechischen Einlauf gab es auch im Stutenrennen Arva-Preis (1800 m, 16.000 Euro). Einen Moment sah die progressive Francis Gold (Kodiac) wie die Siegerin aus, dann kam aber der Schlussakkord der in den tschechischen 1000 Guineas erfolgreichen Vermelho (Showcasing) unter Tomás Lukásek, die um 3/4 Längen schneller war. Die vom Stall the glory brotherhood gezüchtete Ninna Best (Best Solution) war auf dem dritten Platz die beste einheimische Stute.
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Die Meetings in Prag und Budapest wichen dem slowakischen Highlight am Samstag aus. Der Große Juni-Preis (2210 m, ca. 6.100 Euro) büßte allerdings schon vor mehreren Jahren seine einstige Position des wichtigsten Derby-Trials ein. Immer mehr Top-Dreijährige gehen ins tschechische Derby direkt von den 2000 Guineas ohne ein weiteres Vorbereitungsrennen, oder wählen das am selben Tag wie der Frühjahrsklassiker stattfindende Frankenberger-Memorial. Auch diesmal traf sich im Großen Juni-Preis die zweite Garnitur des klassischen Jahrgangs. Die erste Fine Anyway (Galiway) und der aus der Görlsdorger Zucht stammende Queen’s William (Sea The Moon) auf dem zweiten Platz haben ihr Derby-Ticket eingelöst, der dritte Prometheus (Ectot) blieb als Halbbruder der Derbysiegerin aus dem Jahre 2022 Queen Of Beaufay (Zarak) etwas hinter den Erwartungen. Der von Jennifer Eubel gezüchtete Sambany (Highland Reel) hielt mit dem vierten Platz seine Derby-Hoffnungen noch aufrecht.
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Drei Wochen vor dem Derby beherrscht allerdings die tschechische Szene ein ganz anderes Thema. Wie der Jockey Club am Dienstag mitteilte, hatte die in den letzten zwei Jahren dominante Trainerin Ingrid Janácková Koplíková zwei positive Dopingfälle. Es handelt sich um den in Prag siegreichen Biriatou (Wings Of Eagles), eine verbotene Substanz wurde auch bei Gabon (Ten Sovereigns) nach seinem Erfolg in den slowakischen 2000 Guineas nachgewiesen. Weitere Details sind bisher nicht publik, die Nachricht hatte in dieser Woche aber Publizität auch in anderen als spezialisierten Medien. Janácková Koplíková hat derzeit sieben Nennungen für das Prager Derby.
Im Budapester Kincsem Park ging das traditionsreiche Millenniumi díj (1800 m, ca. 23.150 Euro) über die Bühne. Mit Matt Machine (Outstrip) aus dem Stall Liberty Leaf gewann ein österreichisches Pferd. Der 5-jährige Schützling von Markus Geisler wurde von Pierre Bazire geritten und schlug um 3/4 Längen den im kroatischen Besitz stehenden St. Pantaleon (Ivawood) und den einheimischen Favoriten Luis Fernando (Australia). Der letzjährige Derbysieger Amore Boy (Shamalgan) kam über den vierten Platz nicht hinaus.
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Im ungarischen Derby-Trial Alagi Díj (2000 m, ca. 10.300 Euro) gab es einen Favoritensieg. Der von Pál Csontos trainierte Géza (Sioux Nation) hatte im Ziel einen Hals-Vorteil vor Flying Aquangel (Mastercraftsman), weitere 2 1/2 Längen folgte auf dem dritten Rang Exact (Seahenge). Der von Martin Neumann gezüchtete Lakhan (Best Solution) sicherte sich als 239:10-Außenseiter den fünften Platz.
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Martin Cáp, Prag