Man wird in der Geschichte der deutschen Vollblutzucht schon sehr lange zurückgehen müssen, um zu einem Jahr zu kommen, in dem in einem Jahrgang der am höchsten eingestufte Hengst und die am höchsten eingestufte Stute aus einem Hause kommen. Und noch aus einer identischen Mutterlinie. Bei Nutan (Duke of Marmalade) und Nightflower (Dylan Thomas) ist das der Fall. Für ihren Züchter Jürgen Imm, ganz gewiss kein Lautsprecher der Branche, ganz im Gegenteil, krönte der Sieg der Stute im Preis von Europa ein bemerkenswertes Jahr, wohl kaum noch zu toppen, der Kulminationspunkt einer jahrelangen Passion.
Imm kaufte sich in die Familie im Jahre 2006 ein, das war bei der damals noch existenten Auktion in München. Dort kam die damals zwei Jahre alte Stute Neele (Peintre Celebre) in den Ring. Ihr Züchter Alexander Pereira hatte sie im Jahr zuvor bei der BBAG für 38.000 Euro an den Stall Ampuria verkauft, in deren Farben sie für Trainer Axel Kleinkorres zwejährig lief und gewann. In München erlöste sie nahezu das Dreifache ihres Jährlingspreises, sie wechselte zu Horst Steinmetz, gewann ein Handicap in Köln und war Zweite im Fährhofer Stutenpreis (Gr. III) in Hamburg. Ein fünfter Platz im Prix de Psyche (Gr. III) in Deauville konnte sich ebenfalls sehen lassen.
In jenem Jahr kam bei der Jährlingsauktion in Newmarket ihre zwei Jahre jüngere rechte Schwester Night of Magic in den Ring. Auch hier war Alexander Pereira der Züchter, er hatte sie als Fohlen in Irland für 60.000 Euro an das Yeomanstown Stud verkauft. Das erzielte einen ordentlichen Pinhooking-Erfolg, denn Imm, von den Erfolgen von Neele beflügelt, legte 85.000gns. an, um sich diese Stute zu sichern. Damit hatte er innerhalb von zwölf Monaten zwei absolute Kronjuwelen in seinen Besitz gebracht. Nele hat Nutan gebracht, Night of Magic ist Mutter von Nightflower.
Night of Magic war eine noch bessere Rennstute als Neele, sie gewann zwar nur ein einziges Rennen, doch waren das die Oaks D’Italia (Gr. II), die sie unter Mirco Demuro gegen 17 Gegnerinnen gewann. Im Deutschen St. Leger (Gr. III) war sie Zweite, fünfmal landete sie insgesamt auf diesem Rang. Sie war auch noch vierjährig im Rennstall von Horst Steinmetz, konnte aber nicht mehr an ihre Bestform anknüpfen.
Sie ist seit einigen Jahren dauerhaft in Irland stationiert, ihre Nachkommen wachsen allerdings im Gestüt Römerhof auf. Nightflower ist ihr Erstling, dann kam Nimrod (High Chaparral), am Sonntag minimal geschlagen und keineswegs verkehrt, es folgte ein Lawman-Hengst. In diesem Jahr hat Night of Magic eine Stute von Invincible Spirit gebracht und war bei Australia, wie auch ihre nahe Verwandte Nymphea (Dylan Thomas), die Gr. I-Siegerin und Schwester von Nutan. An Decktaxen wird also nicht gespart. Neele, die Mutter von den beiden Letzteren, stand in diesem Jahr auf der Liste von Maxios in Fährhof.
Wie gefragt die Linie auch international ist, zeigt der Verkauf einer Dutch Art-Stute aus der Nuit Polaire (Kheleyf), einer Schwester von Neele, im Sommer bei Arqana. Angeboten vom Ecurie des Monceaux kletterte sie auf 450.000 Euro, Bertrand le Metayer war der Käufer. Nuit Polaire hat gerade einmal ein Rennen in Deauville gewonnen, ihr von Elusive City stammender Erstling, jetzt zweijährig, ist bei zwei Starts beidemal platziert gelaufen.
Nightflowers Vater Dylan Thomas steht im irischen Castlehyde Stud, eigentlich einer National Hunt-Dependance von Coolmore, zu einer Decktaxe von 5.000 Euro. Er wird in diesem Jahr wieder für die Zucht von Flachrennpferden offeriert, eigentlich war er schon in die NH-Riege abgeschoben worden. Mit Blazing Speed hat er den diesjährigen Sieger im Audemar QEII Cup (Gr. I) in Sha Tin auf der Bahn, zudem Italiens besten „Älteren“, Dylan Mouth. Und er hat mit Nightflower und Nymphea bewiesen, dass zu deren Linie passt.
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