TurfTimes:
Ausgabe 148 vom Freitag, 21.01.2011
Natürlich kann Tiger Hill nicht zu den „neuen“ Hengsten zählen, denn er ist nun auch schon seit dem Jahr 2000 im Einsatz. Doch ist er ein Rückkehrer, war einige Jahre im Ausland, und ist deshalb, auch wenn er stets im Visier der deutschen Züchter war, sicher noch einmal einen Blick wert. Es ist in der nördlichen Hemisphäre das fünfte Gestüt, in dem er aufgestellt wird. Die ersten beiden Jahre verbrachte er im Haras de Val Henry des inzwischen verstorbenen Jean-Luc Lagardere. Als nach dessen Tod der gesamte Zuchtbestand an den Aga Khan verkauft wurde, ging auch dieses Gestüt in seinen Besitz über, es dient ihm heute als Aufzuchtstätte. Von 2002 bis 2005 stand Tiger Hill im Gestüt Schlenderhan, er wurde dann an Darley verkauft und deckte bis einschließlich 2010 (mit Ausnahme von 2008, da stand er im irischen Kildangan Stud) im Dalham Hall Stud. Dreimal wurde er in seinen „englischen“ Jahren nach Australien und Neuseeland geflogen. Die Gestüte Ittlingen und Fährhof haben den 16 Jahre alten Hengst jetzt wieder nach Deutschland geholt, es ist anzunehmen, dass bei seinem Alter jetzt hier bleiben wird.
Fährhof wirbt – auch in diesem Medium – für Tiger Hill mit dem „Lomitas-Effekt“. Dieser war auch einige Jahre in England, kam 2007 für seine letzten Jahre wieder auf den Fährhof zurück, wo er gleich mit seinem ersten Jahrgang, 2008 geboren, das Championat der Vererber von Zweijährigen in Deutschland gewann. Tiger Hill hat sich, so ist zumindest die Zwischenbilanz, in England nicht ganz leicht getan und war wenig kommerziell, auch deshalb ist er wieder zurückgekommen und wenn jetzt wirklich der „Lomitas-Effekt“ eintritt, wird sich sein Re-Import mehr als gelohnt haben. Dabei war er in Dalham Hall stark nachgefragt, wurde noch 2010 von 95 Stuten aufgesucht (18 hatten „Black Type“), doch wurde er auf den Auktionen weniger beachtet, da er zumindest in England nicht den frühen, schnellen Zweijährigen macht, der dort so stark nachgefragt wird. Er vererbt viel Stehvermögen und es ist wirklich nicht unmöglich, dass er zu deutschen Stuten besonders gut passt.
Schon als Jährling war eine echte Augenweide, die IVA von Rüdiger Alles ersteigerte ihn in Iffezheim für Georg Baron von Ullmann, er wurde eines der besten Rennpferde der jüngeren Vergangenheit, gewann zweimal den Großen Preis von Baden (Gr. I) sowie den Großen Dallmayr-Preis (Gr. I). Zweimal lief er im Prix de l’Arc de Triomphe (Gr. I), war 1998 Dritter und ein Jahr später Fünfter. Schon in seinen Jahren in Frankreich deckte er ungewöhnlich viele deutsche Stuten. Gleich im ersten Jahrgang hatte er die erstklassigen Rennstuten Elopa und Saldentigerin auf der Bahn, dem Jahrgang 2002 entstammen seine Gruppe I-Sieger Iota und Königstiger. Die besseren Pferde aus französischen Stuten hielten sich in engen Grenzen, mit Mister Sacha gab es zumindest einen Gr. III-Sieger, aber auch den ungewöhnlichen Young Tiger, den „Defi du Galop“-Star in Frankreich, ein achtfacher Listensieger.
Es war nur logisch, dass Tiger Hill nach Deutschland zurückkehrte und dort deckte er sofort umfangreiche Bücher, gipfelnd in den 119 Stuten, die er 2005 zu einer Taxe von damals 9.000 € bekam. Das ist, so haben wir schon mehrfach ausgeführt, die größte Zahl von Mutterstuten, die ein deutscher Vollbluthengst in der jüngeren Vergangenheit in einem Jahr gedeckt hat und bei der derzeitigen Stutenpopulation wird dies auch eine längere Zeit die Bestmarke bleiben. Das Resultat waren im Übrigen 97 Nachkommen, darunter die Jahrgangsspitzenpferde Eliot und Toughness Danon.
In England ist Tiger Hill sicher noch nicht abschließend zu beurteilen, zumal noch kopfstarke Jahrgänge in der Warteschleife sind. Im ersten Jahr in Newmarket wurden im Übrigen stolze 25.000 Pfund Decktaxe für ihn verlangt. Sein bester Nachkomme auf der Insel ist der Great Voltigeur Stakes (Gr. II)-Sieger und Epsom Derby (Gr. I)-Dritte Rewilding, der auch mit Abstand sein teuerster Jährling war. 2008 zahlte John Ferguson bei Tattersalls 500.000 Guineas für den im Watership Down Stud gezogenen Hengst, er ist aber auch ein Halbbruder zu den Gr. I-Siegern Dar Re Mi, Darazari und Diaghilev. Der von Mahmoud Al Zarooni trainierte Vierjährige muss seinen Zenit noch nicht erreicht haben. Aus seiner Zeit „Down Under“ kommt mit Posavina eine Gr. III-Siegerin.
Tiger Hill wird, was bei Fährhof und bei Ittlingen zu erwarten ist, zu einer Taxe von 7.500 € ein umfängliches und auch qualitativ erstklassiges Buch decken. Wenn er ähnlich einschlägt wie Lomitas, hat sich seine Rückführung mehr als gelohnt.